Kirchliche Hilfsorganisationen
haben trotz der drohenden Flüchtlingskatastrophe erneut ihre Arbeit im Osten der Demokratischen
Republik Kongo einstellen müssen. Die Versorgung der mindestens 250.000 Flüchtlinge
in Goma und Umgebung, die seit Wochen auf Hilfe warten, sei erschwert, berichtet Caritas
International an diesem Donnerstag. Ein internationaler Krisengipfel am Freitag in
Nairobi soll den Konflikt im Osten des Kongos schlichten helfen. Ungeachtet dessen
lieferten sich Rebellen und regierungsnahe Milizen erneut heftige Gefechte.
Die
Lage vor Ort sei dramatisch, erläutert gegenüber Radio Vatikan ein italienischer Missionar,
der aus Sicherheitsgründen anonym bleiben möchte.
„Die Menschen dort wurden
ja monatelang, wenn nicht sogar jahrelang vergessen. Die humanitäre Frage war trotz
erhöhter Alarmstufe zweitrangig. Die Menschen ziehen seit Monaten in dieser Region
von einer Gegend in die andere. Jetzt ist Regenzeit und die Menschen sind sich selbst
überlassen, sind ohne Zelte. Die Situation ist hoffnungslos und schürt in den Herzen
der Leute nicht einmal Wut, es ist vielmehr so, als habe die Welt sie vergessen.“
Der
Missionar berichtet von einfacher Bevölkerung, von Landwirten und Viehhütern. Besonders
schwierig sei die Situation von 2.000 verwaisten Jugendlichen in Goma, deren Eltern
entweder ums Leben gekommen seien oder in den Kriegswirren von ihren Kindern getrennt
wurden.
UNO-Friedenstruppen gegenüber seien viele Menschen eher feindlich eingestellt,
das nationale Heer funktioniere dagegen nur auf dem Papier, so der Missionar:
„Der
Reichtum des Landes führt dazu, dass der Krieg nicht aufhört. In all den Kriegsjahren
lagen dem Konflikt immer die örtlichen Rohstoffvorkommen zu Grunde: Erz, Gold und
Diamanten. Mit diesen Rohstoffen kann man alle Waffen beschaffen, die man will. Die
Waffen, die derzeit im Umlauf sind - ich spreche nicht vom nationalen Heer - sind
sehr modern. Die UNO-Mission wiederum hat nur eine beobachtende Funktion und kann
bestimmte Situationen nicht verhindern. Die Menschen sehen das und können es nicht
mehr länger hinnehmen, denn es ist genau so, als wären die Vereinten Nationen überhaupt
nicht präsent.“