Im Schatten der Weltöffentlichkeit
droht auch im Süd-Sudan ein Genozid. Darauf weist der Bischof von Tombura-Yambio,
Edward Kussula im Gesüräch mit uns hin. Im Hintergrund steht der Bürgerkrieg in Uganda.
Zwar war im vergangenen März ein Friedensschluss zwischen ugandischer Regierung und
der „Lord’s Resistance Army“ (Widerstandsarmee des Herrn) unter Führung von Joseph
Kony erzielt worden. Doch unterschrieben wurde der Vertrag noch nicht. Die Rebellen
haben sich mittlerweile im Süd-Sudan eingenistet, wo sie Terror verbreiten und bereits
zahlreiche Kinder entführt und versklavt haben. Der dortige katholische Bischof Edward
Kussula sagte gegenüber Radio Vatikan: „Ja es ist eine dramatische Situation.
Die Präsenz dieser Banden in Yambio ist furchtbar. Die Vereinten Nationen haben gemeinsam
mit der Regierung des Süd-Sudan beschlossen, die ugandischen Rebellen hier aufzunehmen.
Aber sie meinen es nicht ehrlich mit dem Frieden - mit tragischen Folgen für die Menschen!
Der Rebellenführer Kony lebt hier, und die Vereinten Nationen beschützen ihn und helfen
ihm mit Lebensmitteln. Ihrerseits entführen diese Leute immer wieder Menschen. Ich
hätte da einige ernste Fragen an die Regierung und die internationale Staatengemeinschaft
zu richten: Wie kann es sein, dass man die Bevölkerung schutzlos diesen Rebellen überlässt
und nichts dagegen unternimmt? Sie entführen sogar Kinder – 500 sind schon geraubt
worden.“ Bischof Kussula glaubt, Kony wolle keinen Friedensschluss. Er ist
davon überzeugt, dass die „Lord’s Resistance Army“ derzeit wieder aufrüstet und das
Morden bald wieder losgehen könnte. „Ich denke, die internationale Staatengemeinschaft
wird wie immer erst im letzten Moment wach werden: Wenn es zu spät ist und bereits
Schlimmes passiert sein wird. Die ugandische Regierung hat diesen Krieg vergessen,
denn der Rebellenführer ist nicht mehr in ihrem Land, aber ich frage mich, wie sehr
die sudanesische Regierung diese Situation wirklich ernst nimmt.“ Der LRA-Führer
Joseph Kony und seine Anhänger, die im Norden Ugandas mehr als 20 Jahre einen blutigen
Bürgerkrieg führten, haben in den vergangenen Wochen ihre Überfälle auf Dörfer im
Kongo sowie im Sudan verstärkt. Die Rebellen sind für den massiven Einsatz von Kindersoldaten
berüchtigt. Seit dem Beginn der Überfallserie Anfang September flohen aus der betroffenen
Provinz Ituri mehrere Zehntausend Menschen aus den Dörfern ins Landesinnere und in
die umliegenden Städte. Tausende haben in Schulen und Kirchen Zuflucht gesucht. Kony
wird vom Internationalen Gerichtshof in Den Haag wegen zahlreicher Menschenrechtsverletzungen
und Kriegsverbrechen mit internationalem Haftbefehl gesucht. Friedensverhandlungen
zwischen dem politischen Flügel der LRA und der ugandischen Regierung scheiterten
im Frühjahr, weil Kony sich weigerte, das Friedensabkommen zu unterzeichnen. (rv
/sueddeutsche.de 31.10.2008 mc)