D/Vatikan: Gemeinsam das Reformationsjubiläum begehen?
Zum Reformationstag hat der Mainzer Kardinal Karl Lehmann einen Blick auf die Gemeinsamkeiten
der Konfessionen angemahnt. Es werde „höchste Zeit, dass wir im Interesse einer wahrheitsgetreuen
Deutung den tiefen Zusammenhang Luthers mit der ganzen Geschichte der einen, heiligen,
katholischen (allgemeinen) und apostolischen Kirche stärker sehen müssen.“ Das sagte
Lehmann in seiner Predigt bei der zentralen Bonner Reformationsfeier am Freitagabend
in der dortigen größten evangelischen Kirche. Dabei sprach er sich für eine gemeinsame
Vorbereitung der 500-Jahr-Feiern der Reformation aus. Es sei gut, „wenn wir gemeinsam
in den nächsten Jahren bis 2017 das Vorhaben realisieren, zusammen zu beschreiben,
wie wir die Reformation beurteilen und bewerten“. Es gebe nicht nur „die zertrümmerten
Marienstatuen, sondern es gibt eine erstaunliche Kontinuität, die wir aber noch nicht
auf einen gemeinsamen Nenner gebracht haben“, so der Kardinal. Als Beispiele der Verbundenheit
nannte er die Bibel, die großen Glaubensbekenntnisse und die Konzilien der Alten Kirche.
Aber auch durch die mittelalterliche Welt sei man enger geeint, „als uns manche Polemik
zu denken übrig lässt“. Derweil gibt es Signale für eine mögliche Einbeziehung
des Vatikans in das Reformationsjubiläum 2017. Das berichtet die evangelische Nachrichtenagentur
idea. Im Vorfeld des 500-jährigen Reformationsjubiläums wollten Protestanten und Katholiken
das gemeinsame Gespräch intensivieren, so idea. Der protestantische CSU-Politiker
Peter Gauweiler habe dazu in den den letzten Tagen Gespräche im Vatikan geführt, u.a.
mit Kardinal Jean-Louis Tauran und Erzbischof Gianfranco Ravasi. Gauweiler betont,
er habe dabei deutlich machen können, dass das Reformationsjubiläum für Deutschland
ein zentrales weltkulturelles Ereignis der kommenden Jahre sei. Deshalb wäre es erfreulich,
wenn die katholische Kirche sich an den Feierlichkeiten beteiligen und damit ein symbolisches
Zeichen setzen würde. „Zwar wissen wir, dass der über Martin Luther ausgesprochene
Bann mit dem Tod endet“, so Gauweiler. „Trotzdem wäre es ein Zeichen mit mächtiger
Symbolkraft, wenn der Papst den Bann förmlich lösen würde, so wie Papst Johannes Paul
II. die Verurteilungen Galileo Galileis aufgehoben hatte.“ Der Papst hatte 1521
den Bannfluch über Luther verhängt, nachdem dieser sich geweigert hatte, seine Lehren
offiziell zu widerrufen. Wie Gauweiler weiter sagte, sei er damit im Vatikan nicht
auf Ablehnung gestoßen. „Ich hatte den Eindruck, dass es eine große Bereitschaft zum
verständnisvollen Dialog mit dem deutschen Parlament gibt.“ Deshalb will der Kulturausschuss
des deutschen Bundestages, den Gauweiler leitet, das Gespräch mit dem Vatikan über
das Reformationsjubiläum in den nächsten Jahren vertiefen. Der CSU-Politiker wurde
bei seinen Gesprächen in Rom von Abgeordneten aller Bundestagsparteien begleitet. (kna/idea
01.11.2008 sk)