„Es ist unsere Pflicht,
alles zu tun, um den Christen im Irak eine gute Zukunft zu sichern“: Das betonte der
Wiener Weihbischof Franz Scharl, der jüngst von einer Solidaritätsreise im Auftrag
der Österreichischen Bischofskonferenz in den Nordirak zurückgekehrt ist, an diesem
Freitag in Wien. Ziel der Reise war es nach den Worten Scharls, ein authentisches
Bild über die gegenwärtige Lage im Irak zu bekommen, den dortigen „Christen deutlich
zu machen, dass sie nicht vergessen sind“ und konkrete Unterstützungsmöglichkeiten
zu sondieren, sagte Scharl bei einer Pressekonferenz.
„Seit Ende September
dieses Jahres sind rund 15.000 Christen aus Mossul geflüchtet beziehungsweise vertrieben
worden. Diese Flüchtlinge konnten vielfach bei Freunden, Verwandten, Pfarrgemeinden
und Klöstern in den umliegenden Dörfern Zuflucht finden, aber offensichtlich auch
in ihren ehemaligen Heimatorten. Es ist unsere Pflicht, an die Verantwortung der Gemeinschaft,
der Regierung aber auch jedes Einzelnen zu appellieren, damit Lösungen gefunden aber
auch umgesetzt werden.“
Von „bedrückenden Gesprächen“ mit traumatisierten
Flüchtlingen berichtete Caritas-Auslandshilfe-Chef Christoph Petrik-Schweifer. Als
Soforthilfe für die vertriebenen Christen aus Mossul stelle die österreichische Caritas
20.000 Euro zur Verfügung. Staaten wie Syrien und Jordanien seien von der Situation
überfordert und bräuchten internationale Unterstützung, damit sich die humanitäre
Lage nicht verschlimmert, so der Caritas-Mann.
„In der Bewertung der Geschehnisse,
die sehr komplex ist, lässt sich auch eines sagen: Es geht nicht um Gewaltakte der
Moslems gegen die Christen. Das wäre eine Vereinfachung der Darstellung der Situation.
Drahtzieher sind Gruppen von Extremisten, die die restliche Bevölkerung terrorisieren.
Gewalt und Not im Irak geht durch alle Gruppen und Landstriche. In der jetzigen Situation
sind die Christen von Gewalt, von Hass und Fanatismus besonders betroffen.“
Die
Frage nach der Aufnahme von Flüchtlingen habe die Reisegruppe aus Österreich immer
wieder beschäftigt, berichtete Petrik-Schweifer. Viele Gesprächspartner im Irak hätten
es als Priorität bezeichnet, den Geflohenen die Rückkehr zu ermöglichen und so die
christliche Präsenz im Irak zu sichern. Die chaldäischen Bischöfe hätten große Vorbehalte
gegen die Aufnahme großer Flüchtlingskontingente im Westen. Sie sähen die „Gefahr,
dass damit das Werk der Terroristen erst vollendet wird“.
Die Gewalt gegen
Christen sei Teil eines politischen Plans. Das hatten die katholischen Bischöfe im
Irak diese Woche in einer gemeinsamen Erklärung hervorgehoben. Man wolle das Land
spalten, doch die Christen seien Teil dieser Nation, wollten zum Gemeinwohl betragen,
müssten aber auch von der Regierung geschützt werden, heißt es in der von der katholischen
italienischen Agentur Sir verbreiteten Note.