Zwei Jesuitenpatres
sind in Moskau vermutlich einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen. Es handelt sich
um die Patres Otto Messmer und Victor Betancourt-Ruiz. Als die beiden Ordensleute
auf Telefonanrufe nicht reagierten, ließen besorgte Mitbrüder aus dem Orden am Dienstagabend
die Wohnung aufbrechen; in der Wohnung wurden die Leichen der beiden Jesuiten entdeckt.
Nach Angaben der Moskauer Polizei vom Mittwoch starben die beiden Jesuiten an schweren
Kopfverletzungen. Der Sekretär des Außenamts des Moskauer Patriarchats, Igor Wyschanow,
brachte die tief empfundene Anteilnahme der russisch-orthodoxen Kirche angesichts
der Mordtat an den beiden Ordensleuten zum Ausdruck. Nach Angaben des Generalsekretärs
der katholischen Russischen Bischofskonferenz, Igor Kowalewskij, hat sich das Büro
von Präsident Dimitrij Medwedjew in die Erhebungen eingeschaltet. Damit scheint ein
politischer Hintergrund ausgeschlossen zu sein. Politik stehe sicher nicht hinter
dem Mord, glaubt auch der Russland-Referent bei Renovabis, Jörg Basten. „Die
russischen Behörden gehen davon aus, dass es sich um einen Gewaltverbrechen handelt.
Ich bin selber oft in Russland. Es ist nicht so, dass man mit Gewaltverbrechen rechnen
muss. Doch es ist auch nicht zu verleugnen, dass eine intensive pastorale Tätigkeit
mitunter dazu führt, offen für alle Menschen zu sein. Dabei geht man durchaus einem
Risiko ein, Menschen zu treffen, die eine Gefahr darstellen können.“ Beide
ermordete Ordensleute zählten zu Projektpartnern von Renovabis in Russland, mit denen
das Osteuropa-Hilfswerk vertrauensvoll zusammenarbeitete. Allein im vergangenen Jahr
förderte Renovabis Projekte in Russland in Höhe von rund 2,6 Millionen Euro. Dies
soll auch künftig weiter geführt werden. Dazu Jörg Basten, Länderreferent für Russland
bei Renovabis.
„Dieser Fall wird für unsere Hilfsleistungen keine Konsequenzen
haben. Wir gehen von einem Einzelfall aus, der sehr tragisch ist. Dieses Risiko müssen
wir akzeptieren, wenn man keine Verbarrikadierung möchte. Mir ist nicht bekannt, dass
nun die russischen Bischöfe daraus eine spezielle Konsequenz ziehen möchten. Das wäre
zu diesem Zeitpunkt zu früh. Auf jeden Fall werden wir unser Engagement sicherlich
nicht reduzieren.“ Pater Messmer war der Obere der russischen Jesuiten. Messmer
stammte aus der kasachischen Republik, wo er 1961 in einer kinderreichen Familie in
der Industriemetropole Karaganda geboren wurde. Der 42-jährige Pater Victor Betancourt-Ruiz
stammte aus Ecuador. Er lehrte als Professor am Moskauer „Institut für Theologie,
Philosophie und Geschichte“, das von den Jesuiten getragen wird. Er wirkte erst seit
einigen Jahren in Russland.