Der Hamburger Weihbischof Hans-Jochen Jaschke hat die Deutschen dazu aufgerufen, auf
sprachliche Vergleiche aus der Nazizeit grundsätzlich zu verzichten. Noch heute sei
man in Deutschland „wie elektrisiert“, wenn Schlagworte wie Juden, Holocaust, KZ,
Hitler oder Goebbels fielen, sagte Jaschke. „Das liegt auch daran, dass die Verbrechen,
die in deutschem Namen an den Juden geschehen sind, von historischer Grausamkeit waren.“
Der Wirtschaftswissenschaftler Hans-Werner Sinn habe mit seiner umstrittenen Äußerung
auf die Sündenbockmentalität der Gesellschaft aufmerksam machen wollen und damit etwas
Richtiges gemeint, sagte Jaschke am Mittwoch. „Aber wenn wir Juden in diesem Zusammenhang
nennen, werden sofort bestimmte Klischees bedient, und das erzeugt genau das Gegenteil
von dem, was richtig ist“, erklärte der Weihbischof, der auch Vorsitzender der Unterkommission
für den Interreligiösen Dialog der Deutschen Bischofskonferenz ist. Jaschke kritisierte
auch, dass die Vergehen des Kommunismus und linker Ideologien manchmal eher entschuldigend
oder verharmlosend benannt würden. Das habe zur Folge, dass die Diskussion um die
Aufarbeitung der deutschen Vergangenheit sich noch weiter verkrampfe. – Der Ökonom
Hans-Werner Sinn hatte am Wochenende im Berliner „Tagesspiegel“ mit Blick auf die
Turbulenzen am Finanzmarkt geschrieben, in jeder Krise werde nach Sündenböcken gesucht.
In der Weltwirtschaftskrise von 1929 „hat es in Deutschland die Juden getroffen, heute
sind es die Manager“.