Am 28. Oktober vor
genau fünfzig Jahren stieg hier in Rom weißer Rauch auf: Es gab einen neuen Papst:
Angelo Giuseppe Roncalli, Patriarch von Venedig, wurde Johannes XXIII., und eine neue
Epoche der Kirchengeschichte begann.
„Habemus papam“ auf der Piazza San Pietro
– von hier ging etwas aus, was sich heute in der Kirchengeschichte wie ein modernes
Märchen ausnimmt. Mit dem 77-jährigen Johannes XXIII. trat der gute Papst an: „il
papa buono“, ein Pontifex der Menschlichkeit. Nur drei Monate nach seiner Wahl kündigte
er die Einberufung des Zweiten Vatikanischen Konzils an; er stieß die Fenster in der
Kirche auf, legte den Grundstein zu einem neuen Verhältnis zu anderen Christen, anderen
Religionen und zur modernen Welt. Mitten im Kalten Krieg empfing Papa Giovanni den
Schwiegersohn des Sowjet-Führers Chruschtschow, wandte sich mit seiner Enzyklika „Pacem
in terris“ (Frieden auf Erden) ausdrücklich „an alle Menschen guten Willens“ und mahnte
in der brandgefährlichen Kuba-Krise 1961 eindringlich zum Frieden. Vor allem aber
seine Freundlichkeit und Spontaneität machten ihn zu einer Ikone: Bis heute inspiriert
seine Persönlichkeit Menschen in aller Welt, weit über den katholischen Raum hinaus.
Johannes Paul II. sprach seinen Vorgänger, der nur fünf Jahre lang auf dem Stuhl Petri
saß, im Heiligen Jahr 2000 selig.