2008-10-26 14:56:11

D: Becker, Marx... und der Markt


Der Finanz- und Kapitalmarkt muss dem Gemeinwohl und damit dem Menschen dienen. Das hat der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker am Sonntag gefordert. In einer Predigt kritisierte er „die Gier nach Geld und Kapital, die manche Menschen rastlos umtreibt und verheerende Konsequenzen nach sich ziehen kann“. Die gegenwärtigen Krise mache deutlich, dass sich das Tagesgeschäft auf dem Finanz- und Kapitalmarkt von dem entfernt habe, „was in jedem Fall garantiert sein muss: die Wahrung der unantastbaren Würde des Menschen“. Der Erzbischof verwies auf den Grundsatz der Katholischen Soziallehre, wonach „der Mensch Urheber, Mittelpunkt und Ziel aller Wirtschaft“ sei. Aus dieser Sicht sei es als „fatale Fehlentwicklung“ zu werten, wenn alles, insbesondere Immobilien, zum Objekt der Spekulation gemacht würden. Als moralisch nicht akzeptabel bezeichnete er die „Entlassung von Mitarbeitern in Großunternehmen bei gleichzeitiger Erhöhung der Gewinne der Anteilseigner“.

Erzbischof Reinhard Marx von München hat die gescheiterten Banker zur „Umkehr“ aufgerufen. Dies gelte ebenso für alle, die gemeint hätten, „ohne Arbeit schnell reich werden zu können, indem man sein Geld irgendwo hochspekulativ einsetzt“, sagte Marx dem Magazin „Der Spiegel“. „Wilde Spekulation ist Sünde“, betonte der Erzbischof, der in der Deutschen Bischofskonferenz für Soziales
zuständig ist. Am Mittwoch stellt Marx sein neues Buch vor; es trägt den Titel „Das Kapital“, ebenso wie das Hauptwerk von Karl Marx, dem Begründer des Marxismus. Nach Auffassung des Erzbischofs ist ein Kapitalismus ohne ethischen und rechtlichen Orientierungsrahmen menschenfeindlich. „Das ist die Grundeinsicht dieser Tage, meine Schlussfolgerung aus der Finanz- und Bankenkrise“, so Marx in dem Interview. Ein System, das die Kapitalrendite als einzigen Zweck der Wirtschaft sehe, sei ein
„falscher Anreiz“. Marx, der vor seiner Bischofsweihe Professor für Christliche Gesellschaftslehre in Paderborn war, erklärte, viele hätten vergessen, dass die soziale Marktwirtschaft auf der Katholischen Soziallehre aufbaue. Diese sei kapitalismuskritisch; sie fordere eine Gestaltung der Wirtschaft nach ethischen Prinzipien, ohne den Markt einfach außer Kraft zu setzen.

(pm/kna 26.10.2008 sk)







All the contents on this site are copyrighted ©.