2008-10-23 12:33:24

Mexiko: Wieder Tote bei Gefängnisrevolten


RealAudioMP3 20 Tote gab es Anfang dieser Woche bei einer neuen Gefängnisrevolte in der nordostmexikanischen Stadt Reynosa an der Grenze zum US-Bundesstaat Texas. Vor kaum einem Monat kamen ebenfalls bei einem Bandenkrieg in der Haftanstalt von Tijuana 19 Männer ums Leben. Allein im letzten Jahr gab es bei Zusammenstößen in mexikanischen Gefängnissen mindestens 60 Tote. Hunderte Menschen wurden verletzt. Was steckt hinter diesen Revolten? Mehr dazu von Birgit Pottler:

Die Politiker machen die Drogenmafia verantwortlich. Doch das ist nicht der einzige Grund für die Gewalteskalation in den Gefängnissen, meint Erzbischof Domingo Diaz Martinez. Er ist zuständig für die Gefängnispastoral und prangert besonders die Fahrlässigkeiten im Strafvollzug an. Im Gespräch mit Radio Vatikan nannte Diaz vor allem drei Gründe, warum die Gewalt in den Gefängnissen ausartet:

„Da ist einmal die enorme Überbelegung der Gefängnisse. Zweitens werden die Forderungen der Inhaftierten nicht gehört, und drittens gibt es in den wenigsten Haftanstalten Rehabilitationsprogramme. Und schließlich verbergen sich hinter diesen Vorfällen auch massive Interessen.“

Mexikos Bundesstaatsanwalt Eduardo Medina Mora warnt, dass die Drogenmafia kurz davor sei, das Justizsystem zu übernehmen. Mit ihrer unvorstellbaren Finanzmacht kaufen die Drogenbosse nicht nur Waffen, sondern korrumpieren Polizei, Wachpersonal und Politiker. Hinzu kommt die schlechte Ausbildung und Ausstattung der Wächter, sagt Erzbischof Diaz:

Viele, die in den Gefängnissen als Wärter arbeiten und direkten Kontakt mit den Insassen haben, erhalten keine adäquate Ausbildung. Wir als Kirche, vor allem auf Regionalebene, äußern uns immer wieder zu den unmenschlichen Zuständen, und normalerweise werden wir auch gehört. Nur ist es so, dass zur Gefängnispastoral nur diejenigen kommen, die auch wirklich wollen. Doch die Anführer, die diese Meutereien vom Zaun brechen, kommen natürlich nicht.

 
Experten zufolge verdienten sich weite Bevölkerungsgruppen in Mexiko schon zu lange mit dem illegalen Drogenhandel ihren Lebensunterhalt. Das Geschäft mit dem Rauschgift werde daher von vielen Menschen als legitim betrachtet. Auch die damit einhergehende Gewalt gehöre in Mexiko gewissermaßen zur Normalität.

(rv 23.10.2008 bs/bp/ad)







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