Die Kirche in Bolivien hat sich erleichtert über die Beilegung der schweren Staatskrise
der letzten Wochen gezeigt. Man hoffe, dass das nun vereinbarte Referendum über die
neue Verfassung Boliviens friedlich ablaufen werde und dass die Bürger frei über ihre
Stimme verfügen können, sagte der Bischof von El Alto, Jesus Juarez, am Dienstag in
La Paz. Der Generalsekretär der Bolivianischen Bischofskonferenz forderte politische
und soziale Entscheidungsträger des Landes auf, den Weg des Dialogs weiter zu gehen
und das bolivianische Volk nicht zu betrügen. Positiv hob er hervor, dass die freie
Religionswahl und -ausübung in dem Gesetzestext festgeschrieben wurde. Zuvor hatte
der Kongress nach einer Marathonsitzung die neue Verfassung angenommen, nachdem rund
100 von über 400 Artikeln der ursprünglichen Version auf Druck der Opposition geändert
worden waren. Vor dem Kongress hatten Tausende Demonstranten Stellung bezogen und
drohten das Gebäude abzuriegeln, um die Abgeordneten zu einer Einigung zu zwingen.
Unter ihnen befand sich auch Staatspräsident Evo Morales. Dieser hatte unter anderem
mit seinem Verzicht auf eine mehrmalige Wiederwahl einen Kompromiss möglich gemacht.
Am 25. Januar 2009 soll die Bevölkerung über die neue Verfassung abstimmen. Im Dezember
2009 sollen Neuwahlen abgehalten werden. Der Plan von Morales, Bolivien mit einer
neuen Verfassung neu zu gründen und die Belange der indigenen Bürger in den Mittelpunkt
zu stellen, hatte das Land an den Rand eines Bürgerkrieges getrieben. Vor allem die
weiße Oberschicht in mehreren Tieflandprovinzen leistete heftigen Widerstand. Auf
Druck internationaler Vermittler und der Kirche gaben nun die Anhänger des Präsidenten
in entscheidenden Punkten nach.