2008-10-21 16:05:45

Synode: Bischof Koch für mehr Synodalität


RealAudioMP3 Die Synodalität in der katholischen Kirche noch mehr leben, dazu hat der Basler Bischof Kurt Koch im Gespräch mit Radio Vatikan ermuntert. Nach der derzeit im Vatikan statt findenden Weltbischofssynode müsste darüber „noch viel grundlegender nachgedacht“ werden, so Koch, der die Schweizer Bischofskonferenz vertritt. Gerade im Westen sei die Kirche aufgefordert, die „Frische und Unmittelbarkeit“ der christlichen Botschaft bewusst zu machen, sagte Koch. Nach den Redebeiträgen und Kleingruppendiskussionen sei jetzt entscheidend, wie die Bischöfe das Gehörte in ihren Diözesen und Gemeinden umsetzten.

Im Interview mit Birgit Pottler spricht Bischof Koch über den Stand der Synodenarbeiten, über die Ökumene und die Rolle des Papstes.

Ausschnitte:

Bischof Koch:
Ich glaube, das Grundanliegen ist die Rückbesinnung auf das Wort Gottes und seine grundlegende Bedeutung im Leben und in der Sendung der Kirche, in dem Sinn auch eine Relecture der Offenbarungskonstitution des II. Vatikanischen Konzils, Dei Verbum, als Grundlage der Offenbarung, die uns von Gott in Jesus Christus geschenkt ist. Es geht darum, sie im Leben der Kirche neu fruchtbar zu machen, auch in der Sendung nach Außen.

Die konkrete Linie ist das eine, die konkreten Vorschläge und Auswirkungen das andere. Einige Themen kamen sind in den ersten beiden Synodenwochen zur Sprache gekommen, darunter der Dialog mit dem Judentum, ebenso der interreligiöse Dialog und das Miteinander mit dem Islam in sozialen Fragen. Was sind ihrer Meinung nach bislang die konkretesten Punkte, die auch der Gläubige im Alltagsleben wahrnehmen wird?
Ich glaube, man muss unterscheiden zwischen dem, was als Text der Synode herauskommt und dem, was die einzelnen Bischöfe in ihren Diözesen realisieren werden. Man ist natürlich voll neuer Ideen, wie das geschehen kann, auch angeregt von Überlegungen von Bischöfen aus anderen Kontinenten, und das ist meines Erachtens sogar das Entscheidende: Was die Einzelnen daraus gelernt haben und in ihrer konkreten täglichen Arbeit umsetzen. Das andere ist das, was gemeinsam gesagt werden kann, und da geht es, so glaube ich, um das neue Bewusstwerden der grandiosen Botschaft, die wir haben, die gerade eine Botschaft ist, die den heutigen Menschen berührt, weil er in seiner ganzen Sinnfrage, Schuldfrage und in den Verquickungen, in denen wir in der postmodernen Gesellschaft leben, diese Grundbotschaft erhält, ich bin von Gott gewollt und geliebt.


 
Wir sind im Westen gemeinsam herausgefordert, als Menschen, die durch die Aufklärung hindurch gegangen sind, die die Heilige Schrift historisch-kritisch betrachtet haben, gleichsam in einer zweiten Aufklärung nochmals die Frische und Unmittelbarkeit der Botschaft entdecken zu lassen und sie in unser Leben hineinsprechen zu lassen. Also: Wie die hervorstechende Art der historisch-kritischen Exegese mit der spirituellen Bibellesung verbunden werden kann, ohne dass der Einzelne schizophren zu werden braucht.

Stichwort Ökumene:
Da ist die grundlegende Frage nicht so sehr die Heilige Schrift, sondern wie sich die Heilige Schrift zur Tradition der Kirche verhält. Da haben wir grundlegende Unterschiede, insofern die reformatorische Theologie vom Sola Scriptura-Prinzip ausgeht, also allein die Heilige Schrift, was in sich ja schon eine sehr schwierige Aussage ist, wenn man sieht, dass die Heilige Schrift ja nicht vom Himmel gefallen ist, sondern sich in der Geschichte der Kirche auch entwickelt hat. Die katholische Kirche hat da ein viel unbefangeneres Verhältnis in der Beziehung zwischen Tradition und Schrift.

Das Instrument Synode ist kein einfaches: Diskussion, Wortmeldung in der großen Aula, dann Kleingruppe, Zusammenbringen verschiedenster Äußerungen... Ist dieses Instrument an sich geeignet, am Ende konkrete Vorschläge zu erarbeiten, oder geht es darum gar nicht so sehr? Wie erleben Sie diese Synode?
Ich bin erstaunt darüber, dass diese Synode überhaupt so funktioniert, wie sie jetzt funktioniert, denn Repräsentanten aus allen Diözesen und Kontinenten zusammenzubringen und etwas gemeinsam zu erarbeiten, das ist ein Kunststück mit 253 Vertretern. Dass das überhaupt in dieser Weise gelingt, halte ich für ein sehr positives Ergebnis. Die Frage wird sein, wie die Synodalität noch mehr leben kann, denn ganz sicher ist eine solche Synode nicht zu vergleichen mit der Synodalität der frühen Kirche oder mit der, wie sie in den orthodoxen Kirchen gelebt wird. Hier müsste noch viel grundlegender nachgedacht werden, aber das kann man im Grunde erst nach der Synode tun.

(rv 21.10.2008 bp)








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