An diesem Sonntag erklangen russische Töne in Havannas Altstadt. Im Beisein von Kardinal
Jaime Ortega Alamino und dem Apostolischen Nuntius auf Kuba, Erzbischof Luigi Bonazzi,
wurde die erste russisch-orthodoxe Kirche auf der Zuckerinsel von Metropolit Kyrill
eingeweiht. „Ein Symbol der Freundschaft und Solidarität“ nannte der Außenminister
des Moskauer Patriarchats das neue Gotteshaus. Als Repräsentant des kubanischen Staates
war Präsident Raul Castro zur Zeremonie erschienen. Unter seinem Bruder Fidel war
der Grundstein zur Kirche gelegt worden. Solche versöhnlichen Töne wünschen sich
auch die Oppositionellen. Brigitte Schmitt hat von einer musikalischen Initiative
des christlichen Oppositionellen Oswaldo Paya erfahren: „Hey, Hey,
wach schon auf, die Angst ist verschwunden und der Hass ist gestorben, Ich
kam zur Wahrheit, öffnete das Herz, fühlte die Freiheit, Ein neues Licht
ging auf über der Welt, die wiedererstehen möchte, das Licht des Friedens , das Licht
Gottes der Liebe, das ist Befreiung.“
So beginnt die Hymne der Hoffnung,
die seit einigen Tagen den Besucher der Web-Seite von Oswaldo Paya begrüßt. Der Führer
der Christlichen Befreiungsbewegung Kubas hat das Lied selbst komponiert - aus der
Überzeugung heraus, dass es einen friedlichen politischen Wandel auf Kuba geben kann. Letzten
Monat feierte die christliche Befreiungsbewegung ihr 20-jähriges Bestehen. Viele ihrer
Anhänger wurden in dieser Zeit verhaftet. Dennoch wollen die Friedensaktivisten nicht
aufgeben. Aus Anlass des Jahrestages appellierte Paya an die Regierung unter Raul
Castro, die Gelegenheit zu einer Öffnung Kubas zu ergreifen. Unterdessen berichtet
die Zeitschrift Cuba Encuentro von Polizeiaktionen gegen angeblich „gefährliche Kriminelle“
in der Region Holguin seit dem Durchzug der Wirbelstürme vor einem Monat. Das Blatt
fürchtet aber, dass bei der Säuberungsaktion auch gegen Oppositionelle vorgegangen
wird. Die meisten der über 200 Verhafteten im letzten Monat wurden wegen Spekulation,
Hamsterei und Diebstahl verurteilt.
Das Lied, das zu einem friedlichen Nebeneinander,
zu mehr Brüderlichkeit unter Kubanern aufruft, muss noch oft und laut gesungen werden.