Der Erzbischof von Denver, Charles Chaput, kritisiert Barack Obama. Der demokratische
Kandidat für das Präsidentenamt trete „am entschlossensten“ von allen Kandidaten großer
Parteien in den letzten 35 Jahren für ein Recht auf Abtreibung ein. Das meinte Chaput
nach Angaben der Nachrichtenagentur AP Freitag Abend beim Abendessen mit einem katholischen
Frauenverband. Katholische Gruppen, die Obamas Rennen ums Weiße Haus unterstützten,
leisteten ihrer Kirche einen „Bärendienst“ (disservice), so Chaput weiter. Der Erzbischof
wörtlich: „Wer – wie einige Katholiken – so tut, als wäre Senator Obama eine Art Lebensschützer-Kandidat,
der leidet an einer Art Selbsthypnose oder moralischer Verwirrung, oder an noch Schlimmerem.“
Chaput, der letztes Jahr ein Buch zum Thema Kirche und Politik veröffentlichte, betonte
aber, er spreche als „Privatmann“. Seine Äußerungen sind die bisher schärfsten eines
katholischen Kirchenführers im US-Wahlkampf. Die Stimmen der Katholiken bei der Wahl
vom 4. November gelten als wahlentscheidend („key swing vote“). Bei den letzten Wahlen
2004 hatten einige Bischöfe den damaligen demokratischen Kandidaten John Kerry – einen
Katholiken – wegen seines Eintretens für Abtreibung kritisiert. Die Debatte konzentrierte
sich auf die Frage, ob Priester den Gläubigen, die für Abtreibung sind, die Kommunion
verweigern sollten. Ein Vertreter von Obamas Wahlkampf-Team erklärte in einer ersten
Reaktion auf Chaputs Bemerkungen, Obama sei „stolz darauf, viele engagierte Katholiken
hinter sich zu wissen, die einen echten Wechsel wollten“. Obama stehe für „echte Lösungen
sogar in schwierigen Fragen wie Abtreibung“. Beobachter weisen darauf hin, dass katholische
Wähler auch mit dem republikanischen Kandidaten John Mc Cain ihre Schwierigkeiten
haben dürften. Dabei geht es vor allem um sein Eintreten für die Todesstrafe und sein
Befürworten des amerikanischen Einmarsches im Irak vor fünf Jahren.