2008-10-19 13:32:42

Bartholomaios predigt auf Synode im Vatikan – „Wie könnten wir nicht Brüder sein?“


RealAudioMP3 Premiere im Vatikan: Zum ersten Mal hat ein nicht-katholischer Kirchenführer auf einer Welt-Bischofssynode im Vatikan gepredigt. In der Sixtinischen Kapelle wandte sich der orthodoxe Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel an die Bischöfe, die an der Synode teilnehmen. Im Beisein des Papstes, der ihn eingeladen hatte, betonte das Ehrenoberhaupt der orthodoxen Christen in aller Welt die fundamentale Bedeutung der Heiligen Schrift für die Christen und ihre Einheit. Unter den Fresken des Michelangelo nahmen Papst und Patriarch auf gleicher Augenhöhe Platz.
„Natürlich wäre die Evangelisierung sehr viel stärker und wirksamer, wenn alle Christen mit einer Stimme in einer vereinten Kirche sprechen würden... Deshalb ist es angemessen, dass diese Synode ihre Türen für die ökumenischen Bruderdelegierten geöffnet hat, damit wir alle uns unserer gemeinsamen Pflichten in der Evangelisierung und auch der Probleme bei ihrer Umsetzung in der heutigen Welt bewußt werden.“

Ausführlich legte Bartholomaios die Lehre der Kirchenväter zur Heiligen Schrift dar. Der heilige Johannes Chrysostomus erinnere daran, dass vom „Sakrament des Altars“ das „Sakrament unseres Nächsten“ nicht getrennt werden könne.

„Traurigerweise haben wir die Berufung und die Verpflichtung zu teilen nicht beachtet. Soziale Ungerechtigkeit und Ungleichheit, weltweite Armut und Krieg, Umweltverschmutzung und –zerstörung sind Folgen unserer Unfähigkeit oder Widerwillens zu teilen. Wenn wir am Sakrament des Altars festhalten wollen, können wir nicht auf das Sakrament des Nächsten verzichten oder es vergessen – es ist eine grundlegende Bedingung dafür, das Wort Gottes in der Welt, im Leben und in der Sendung der Kirche zu verwirklichen.“

Die theologische Ansprache des Ökumenischen Patriarchen war ein Höhepunkt der Bischofssynode. Sie findet vom 5. bis 26. Oktober im Vatikan statt und befasst sich mit dem Wort Gottes – von der Bibel bis zur Predigt. Benedikt XVI. bedankte sich zum Abschluss für die Rede des Patriarchen, die eine Erfahrung echter Gemeinschaft gezeigt habe. Die Christen in Ost und West hätten gemeinsame Kirchenväter, betonte er unter Hinweis auf die vielen Zitate des Patriarchen aus dem religiösen Erbe des Orients. „Wenn wir gemeinsame Kirchenväter haben, wie können wir dann nicht Brüder sein?“, so der Papst. In der traditionellen Kapelle der Papstwahl nahmen die 253 Bischöfe des Kirchentreffens, darunter rund 40 Kardinäle, sowie die Beobachter, Delegierten und Experten an dem Gottesdienst mit Bartholomaios I. teil. Zum Abschluss erteilten Papst und Patriarch nacheinander den Segen.

(rv/kna 19.10.2008 sk)







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