Der bekannte Richter Baltasar Garzón will das Schicksal Tausender Opfer aus der Ära
des Diktators Francisco Franco untersuchen. Dazu will Garzón Massengräber öffnen und
den Verantwortlichen den Prozess machen – auch posthum. Der Richter ist durch zahlreiche
Initiativen gegen Terroristen, Drogenhändler und Verbrecher gegen die Menschlichkeit
bekannt geworden. Er nahm jetzt die Klage von 22 Vereinen von Opfern der Franco-Diktatur
an, die gefordert hatten, die Justiz solle das Schicksal der „Verschwundenen“ aufklären.
Garzon verlangt dazu auch Einsicht in kirchliche Archiv-Unterlagen. So sollen etwa
Pfarreien alles Material, das sie über „Verschwundene“ in der Franco-Ära haben, an
die Behörden weitergeben. Der Vorsitzende der spanischen Bischofskonferenz, Kardinal
Antonio Maria Rouco Varela, hat skeptisch auf Garzóns Maßnahmen reagiert. Auch Kirchenkreise
befürchten, dass eine Aufarbeitung der Franco-Ära, die in den dreißiger Jahren begann
und mit dem Tod des Diktators 1975 endete, viele alte Gräben neu aufreißen könnte.