„Wie kann man den
Gläubigen - auch mit modernen Mitteln - das Wort Gottes besser verständlich machen?
Braucht es ein Kompendium, um Predigern zu helfen? Wie kann man die Einheit der Christen
und den Dialog mit den Juden durch das Wort Gottes fördern? Soll die Leseordnung geändert
werden?“ Diese und andere Fragen haben sich aus den Beratungen bei der Weltbischofssynode
im Vatikan ergeben. Der kanadische Kardinal Marc Ouellet fasste am Mittwoch Abend
die bisherigen Redebeiträge der Bischöfe und Laien aus aller Welt zusammen.
Halbzeit
in der Synodenaula. Der Generalrelator Ouellet lobte zunächst die geschwisterliche
Atmosphäre der Bischofsvollversammlung, bevor er in der Synodensprache Latein in 43
Punkten seine Beobachtungen und Anmerkungen der bisherigen Diskussionen zusammenfasste. Die
Kirche habe die Pflicht, zum Hören zu erziehen. Die heutige Krise der Berufungen sei
eine Krise der Fähigkeit zu Hören, so der Kardinal. Er ging auf zahlreiche Wortmeldungen
zum Thema Predigt und Liturgie ein, betonte aber auch den Dienst des Wortes Gottes
für Frieden und Gerechtigkeit. Es gehe darum, die Wunden des zeitgenössischen Menschen
zu heilen. Unverzichtbar - für Ouellet und viele Synodalen - die Einheit von Bibelstudium
und Lehramt; doch auch die Methoden der wissenschaftlichen Forschung sollten dazu
führen, den Text in seinem vollen religiösen Sinn zu erfassen. Schließlich die
Wiederholung des Appells zu Ökumene und interreligiösem Dialog. Die Bibel sei Beispiel
und Instrument der Einheit oder des gemeinsamen Engagements. 19 Fragen stehen am
Ende der Relatio; sie setzten den Beginn der Arbeit in den Sprachzirkeln, die jetzt
konkrete Vorschläge für die Propositiones (Vorschläge) an den Papst erarbeiten sollen.
Die Liste sei nicht vollständig, hatte Kardinal Ouellet sogar schriftlich festgehalten
und eigens zum Formulieren neuer Fragen angeregt. Dazu Alexander Schweitzer von
der Katholischen Bibelföderation, Experte der Synode: „Unter anderem fehlte
in diesem Fragenkatalog das wichtige Thema Ausbildung, vor allem der Ausbilder, das
ja in der Synodenaula allenthalben zur Sprache kam. Darüber haben wir zum Beispiel
in unserer englischsprachigen Arbeitsgruppe, zu der ich gehöre, gesprochen.“ Ein
weiteres Thema sei Mission: „Sowohl ad intra als auch extra. Da hat ein Synodenvater
ja ganz richtig markant die Situation der Kirche analysiert und gesagt, dass unsere
Gläubigen im Grunde im Stand der getauften Katechumenen sind und da also Mission betrieben
werden muss. Auch ad extra wurde eine interessante Missionsekklesiologie vorgelegt,
basierend auf einem trinitarischen Verständnis des Wortes Gottes. Soweit ich das beobachten
kann, müsste da noch gearbeitet werden.“ Die Religionsphilosophin Hanna-Barbara
Gerl-Falkovitz spricht wie viele ihrer Vorredner das Problem der Sekten an: „Was
ist das Erfolgsrezept dieser pfingstlichen, charistmatischen Gruppen, die die Kirche
viel zu schläfrig emfpinden. Da habe ich noch gar keine Vorschläge gehört, halte das
aber für ein sehr großes Fragezeichen. Ein afrikanischer Bischof sprach natürlich
von Tanz, Gesang, Drama. Das finde ich gut, das muss man aber jetzt genauer ausarbeiten.
Was die charismatischen Pfingstkirchen können, müsste die alte Catolica ohnehin schon
können. Da braucht es Bewegung.“ Auch Gerl-Falkovitz hatte den Dialog zwischen
Glaube und Vernunft, zwischen Christentum und Philosophie in der Synodenaula thematisiert,
auch der fand Eingang in die Relatio des Synodenkontrolleurs und wird damit wohl auch
von Papst Benedikt fortgeführt werden.