Die bessere Ausbildung
der Priester für Bibelstudium und Predigt. Dieses Thema kristallisiert sich am fünften
Tag der Weltbischofsynode als eines der wichtigsten Anliegen der Teilnehmer dieser
Bischofsvollversammlung heraus. Im Gespräch mit Birgit Pottler fasst der Salesianerpater
Markus Graulich, deutscher Pressesprecher der Synode, die ersten Tage zusammen:
„Das
zentrale Thema ist das vom ersten Tag geblieben: Das Wort Gottes in der heutigen Kultur,
vielfach geprägt durch Säkularismus, Fundamentalismus, Sekten, die die Bibel in einer
bestimmten Art und Weise interpretieren. Die Frage ist, wie die katholische Kirche
in ihrer Verkündigung darauf reagieren kann. Da ergeben sich einige Schwerpunktthemen:
Einmal wird von vielen Synodenvätern immer wieder daran erinnert, die Bibel in der
Kirche zu lesen, also in der Gemeinschaft, weil auch die Kirche die Bibel in der Form,
wie wir sie kennen festgelegt hat. Zum anderen geht es darum, was müssen wir tun,
damit die Verkündigung wirksamer wird. Das geht von ganz primitiven Vorschlägen der
Bischöfe – dass sie zum Beispiel sagen, wir brauchen funktionierende Mikrofonanlagen,
über die Ausbildung von Lektoren bis hin zu konkreten Vorschlägen, wie sie heute Kardinal
Dziwisz, der Erzbischof von Krakau, gebracht hat, dass man in der Ausbildung mehr
wert darauf legt, dass die Priesterkandidaten die Bibel nicht nur als Studiengegenstand
betrachten, sondern, dass die Bibel in ihnen ein Feuer entfacht, das sie nachher den
Gläubigen weiter geben können. Es ist also eine große Bandbreite, mit der die Bischöfe
versuchen, die Liebe zum Wort Gottes neu zu entflammen, weil ihnen klar ist, nur vom
Wort Gottes her kann die Kirche auch erneuert werden, und mit der sie vor allen Dingen
versuchen, denen, die mit der Verkündigung beauftragt sind, ihren Auftrag zu erleichtern.“
Sind
unterschiedliche Tendenzen auszumachen je nach Kontinent, je nach Bischofskonferenz?
Oder einen diese Themen die Versammlung?
„Die Themen einen insofern, als
die Antwort immer die Gleiche ist. In Europa, Australien, Amerika ist die säkularisierte
Kultur der Ausgangspunkt. Wie können wir darauf antworten? In Afrika sind es die pentekostalen
Sekten, eine fundamentalistische Auslegung der Heiligen Schrift. Wie können wir darauf
antworten? Durch eine bessere Verkündigung. Ich denke, als Antwort kristallisiert
sich das intensivere Studium, die intensivere Vorbereitung auf die richtige Verkündigung
des Wortes heraus, auch wenn die Probleme sehr unterschiedlich sind, auf die geantwortet
wird.“
Ein Wort zur freien Diskussion, fester Bestandteil eines jeden Tages.
Ist diese Stunde eher die Fortsetzung dessen, was im Laufe des Tages schon gesprochen
wurde, oder nutzen es die Bischöfe als Möglichkeit, um miteinander ins Gespräch zu
kommen?
„Sowohl als auch. Es gibt einige Synodenväter, die sich auf einen
Beitrag beziehen, den sie im Laufe des Tages gehört haben, den ergänzen und vielleicht
einen anderen Aspekt zur Seite stellen. Es gibt andere, die nützen das für einen eigenen
Redebeitrag. Der Vorteil im Vergleich zur letzten Synode ist das neu eingeführte elektronische
System, mit dem die Synodenväter sich anmelden. Das heißt, es kann nicht mehr passieren,
dass einer sich dauernd meldet, aber im toten Winkel des Moderators sitzt und nie
gesehen wird.“
Noch ein Wort zu den Sprachzirkeln. Dort wurden zum Auftakt
Delegierte gewählt, die die Leitung übernehmen, beziehungsweise Vorschläge für die
Enddokumente der Synode zusammenfassen. Wie ist der Stand im deutschen Sprachzirkel?
„In
der deutschsprachigen Gruppe wurde zum Moderator, zum Diskussionsleiter, der Eichstätter
Bischof Gregor Hanke gewählt. Der hat es auch gleich sehr erfahren in die Hand genommen,
die Beiträge zu koordinieren. Der Berichterstatter der deutschen Sprachgruppe wird
der Bischof von Würzburg, Friedhelm Hofmann, sein.“
Was ist die Aufgabe
des Berichterstatters? Muss er das Gesprochene lediglich zusammenfassen und wiedergeben,
oder eher mit einer gewissen Wertung weitergeben?
„Er muss die Vorschläge
des Sprachkreises in Form gießen. Die müssen sehr kurz sein, weil sie in die Vorschläge
eingehen, die dem Papst vorgelegt werden. Und er muss am Ende der Sprachgruppen vor
dem Plenum einen zehnminütigen Bericht über die Sprachgruppe geben.“