2008-10-08 12:59:55

Vatikan: Pius XII., ein Papst in schwerer Zeit


RealAudioMP3 Vor fünfzig Jahren, am 9. Oktober 1958, starb Pius XII. Als „Pastor Angelicus“ steuerte Papst Eugenio Pacelli die Kirche mit Diplomatie durch schwierige Zeiten. Der Faschismus, die Tragödie des Zweiten Weltkriegs und der Ost-West-Konflikt nach 1945 waren die dramatischen Ereignisse, die sein neunzehnjähriges Pontifikat prägten. Dennoch veranlasste Pius Reformen, deren Erfolg noch heute sichtbar ist. Die Kirche würdigt ihn an diesem Donnerstag als fürsorglichen Oberhirten und Intellektuellen, der im Rahmen der Tradition auch für moderne Entwicklungen offen war:


Pius XII. machte als Papst einer „leidenden Menschheit“ Geschichte. Als er am 2. März 1939 den Stuhl Petri bestieg, ging in Europa bereits die Angst vor dem Weltkrieg um. Pius, der schon in den zwanziger Jahren als apostolischer Nuntius im Deutschen Reich diplomatisches Geschick bewiesen hatte, wandte sich am 24. August 1939 in einer Radioansprache an die Krieg schürenden Nationen:

„Durch den Frieden ist nichts zu verlieren. Durch den Krieg kann alles verloren sein! Die Menschen sollten sich wieder um gegenseitiges Verständnis bemühen. Sie sollten die Verhandlungen wieder aufnehmen. Wenn sie sich mit gutem Willen und im gegenseitigen Respekt auseinandersetzen, werden sie sehen, dass ernsthaften und tatkräftigen Verhandlungen der Erfolg niemals verwehrt bleibt.“

Der päpstliche Appell fand in der Politik allerdings keinen Anklang. Eine Woche später brach nach dem Angriff der Nationalsozialisten auf Polen am 1. September 1939 der Zweite Weltkrieg aus. Doch auch während des Kriegs wurde Pius nicht müde, in zahlreichen Radioansprachen zum Frieden aufzurufen. Den Worten folgten Taten: So ließ Pacelli während der deutschen Besatzung, die römischen Kirchen und Konvente öffnen, um die jüdische Bevölkerung der Stadt vor ihrer Deportation in die Konzentrationslager zu bewahren. Er richtete einen Suchdienst für die Angehörigen von Vermissten und Kriegsgefangenen ein und organisierte den Versand von Hilfsgütern in das vom Krieg zertrümmerte Europa. - Kaum war der Faschismus besiegt worden, kündigte sich nach 1945 ein neuer Konfliktherd an. Vor dem aufflammenden Kalten Krieg warnte Pius bereits kurz nach Kriegsende im Dezember 1946:

„Anstatt sich um einen wirklichen Frieden zu bemühen, befinden sich die Völker in weiten Teilen der Welt und vor allem in Europa in einem Zustand dauernder Agitation, aus der früher oder später die Flammen eines neuen Konflikts aufsteigen könnten.“

 
So bestimmt Pius auf der einen Seite den Kommunismus verurteilte, so entschieden lehnte er andererseits auch den exzessiven Kapitalismus ab. Er sprach sich für eine gerechtere Verteilung des Wohlstands aus. Zwar bot der Apostolische Palast ein prächtiges Ambiente, doch persönlich lebte Pius asketisch wie kaum ein Papst vor ihm. Zu Pacellis Verdiensten gehören auch die Internationalisierung der Kurie und die Reform der Liturgie. Das Dogma von der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel verkündete er 1950. Mit seinen 41 Enzykliken hinterließ Pius der Kirche ein reiches theologisches Erbe, aus dem auch die Väter des Zweiten Vatikanischen Konzils schöpften. Er war zudem einer der ersten Päpste, die umfassend von den modernen Massenmedien Gebrauch machten und über den Film und besonders das Radio eine direkte Kommunikation zu Gläubigen in aller Welt pflegten.

(rv 08.10.2008 ad)








All the contents on this site are copyrighted ©.