Die Teilnehmer der
Weltbischofssynode haben sich an diesem Mittwoch erstmals in Kleingruppen getroffen.
In einzelnen Sprachgruppen werden sie hier Vorschläge für die so genannten Propositiones
sammeln, die am Ende der Synode dem Papst übergeben werden. An den vorausgegangen
zwei Versammlungstagen stand der Umgang mit der Bibel in der heutigen Gesellschaft
im Vordergrund.
„Ich hoffe, dass wir durch diese Synode wieder einen neuen
Zugang zur Heiligen Schrift bekommen, dass ein neuer Frühling in der Kirche anbricht:
im Umgang mit dem Wort Gottes, im Hören und in seinem Vollzug.“
Das sagte
der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke gegenüber Radio Vatikan. Der frühere Abt
des Benediktinerklosters Plankstetten ist zusammen mit dem Würzburger Bischof Friedhelm
Hofmann und Weihbischof Jörg Michael Peters aus Trier einer der drei von der Deutschen
Bischofskonferenz entsandten Mitglieder der Synode.
Eine Neuausrichtung der
kirchlichen Praxis an und mit der Bibel sei notwendig. Das ist Konsens über die Kontinente
hinweg. Das grundlegende Arbeitspapier der Synode nimmt dabei immer wieder Bezug auf
die Offenbarungskonstitution des letzten Konzils. Einer der Experten aus Brasilien,
der Bibelwissenschaftler an der Päpstlichen Hochschule von Belo Horizonte, Herman
Konings, betont:
„Das Zweite Vatikanische Konzil ist jetzt 40 Jahre her,
und es wird Zeit, die Bischöfe zusammenzurufen, um über die pastoralpraktischen Angelegenheiten
nachzudenken – angesichts der neuen Situation in der Gesellschaft, fundamentalistischen
Strömungen und die Teilnahme der Gläubigen. Das Wort Gottes, das in der Schrift und
auch in der Tradition anwesend ist, muss wirklich die Menschen von heute berühren
können.“
Bei der freien Diskussion am Dienstagabend legten die Synodenväter
den Schwerpunkt auf die Predigt als einzigartigen und fundamentalen Ort der Verkündigung.
Die Kirche habe die unvergleichliche Chance, allwöchentlich vor einem festen Publikum
zu sprechen, hieß es. Die Gesellschaft von heute sei auf die grundlegenden Werte,
die das Wort Gottes bietet, angewiesen, sonst stehe sie weiter vor ethischen und soziologischen
Problemen.
Der Eichstätter Bischof Hanke sagte am Rand der Synode: „Ich
denke, man kann vom Wort Gottes die sozialen Auswirkungen gar nicht trennen. Das Wort
will auch heute noch Fleisch werden in der Gesellschaft. Es ist Sauerteig, der die
Gesellschaft durchformt. Nur wer das Wort Gottes in dem Sinn liest, wie es der Herr
uns gegeben hat, der wird dann auch befähigt, die Gesellschaft mitzuverändern.“
Ein
zweiter Schwerpunkt in den Wortmeldungen lag auf der Bildung. Bibelwissenschaftliche
Kenntnis, aber auch die Bereitschaft zum Hören auf das Wort seien für Prediger wie
Gläubige wichtig. Gerade Synodenväter aus Asien und Lateinamerika thematisierten
den wachsenden Zulauf der Sekten. Erzbischof Laurent Monsengwo von Kinshasa, meinte
gegenüber Radio Vatikan:
„Die Sekten stellen ein großes Risiko dar, vor
allem weil sie die Bibel fundamentalistisch auslegen. Damit beeinträchtigen sie das
Bibelverständnis und das Wissen der Christen und verkomplizieren uns damit die Verkündigung.
Wenn wir nicht gegen dieses Phänomen ankämpfen, laufen wir Gefahr, dass die Christen
sich von der katholischen Kirche abwenden und zu den Sekten abwandern, darauf hoffend,
dass sie dort die Wahrheit finden, die wir in ihren Augen verborgen halten, weil die
Auslegung der anderen nicht die Richtige war.“ Der kongolesische Alttestamentler
ist Sondersekretär der Synode. Er ist der erste Afrikaner auf dieser Position und
trat an die Stelle des Mitte August unerwartet verstorbenen Neutestamentlers Wilhelm
Egger, Bischof von Bozen-Brixen. Die Auslegung der Bibel müsse immer in Einheit mit
der Kirche geschehen, so Monsengwo: „Es reicht nicht, einen einzelnen Vers zu
nehmen und ihm willkürlich einen Sinn zuzuschreiben. Man muss den Zusammenhang der
ganzen Bibel sehen. Aus dem biblischen Text kann man außerdem nie eine Deutung ablesen,
die im Gegensatz zu dem von den Aposteln empfangenen Glauben steht.“
Am
Mittwochnachmittag gehen die Beratungen in der Vollversammlung der Bischöfe weiter.
Am Donnerstag nehmen sie am Gedenkgottesdienst Papst Benedikts XVI. zum Todestag von
Papst Pius XII. teil.