Die Bischofssynode
im Vatikan setzt ökumenische Zeichen, zum Abschluss erwartet der Präsident des Päpstlichen
Einheitsrats, Kurienkardinal Walter Kasper auch ein Wort zum Miteinander und zum Dialog
der christlichen Kirchen. Zehn sogenannte „brüderlichen Delegierte“ aus den orthodoxen
und protestantischen Konfessionen nehmen an der Weltbischofsversammlung teil, erstmals
wird der ökumenische Patriarch Bartholomaios von Konstantinopel sein Wort an Delegierten
aus der katholischen Weltkirche richten. Birgit Pottler hat mit dem vatikanischen
Ökumeneminister über die Erwartungen an die Synode gesprochen. Das Thema der
Synode konnte – und kann – sowohl trennen als auch einen, mit Blick auf die Ökumene.
Ist diese Synode ein ökumenisches Zeichen?
„Sie ist sicher ein ökumenisches
Zeichen, denn das Wort Gottes ist die Grundlage für uns alle, die uns verbindet. Es
sind in den letzten Jahrzehnten viele Kontakte entstanden: Bibelgesellschaften, gemeinsame
Bibel-Übersetzungen.. Wenn ich die Heilige Schrift studiere und Kommentare lese, dann
lese ich genauso protestantische wie katholische Kommentare; da sind die konfessionellen
Grenzen nicht mehr sehr sichtbar. Natürlich ist das gemeinsame Lesen der Heiligen
Schrift ein ganz wichtiges Anliegen – was man die „Lectio divina“ nennt. Das ist auch
das Ziel der Synode: das Lesen der Heiligen Schrift, die Liebe zur Heiligen Schrift
und zum Wort Gottes zu befördern.“
Es sind auch einige Mitglieder anderer
christlicher Konfessionen bei der Synode hier zugegen – wie beeinflusst das etwa die
Diskussion in den Kleingruppen?
„Wir haben uns heute (d.h. am Mittwoch)
Morgen mit diesen brüderlichen Delegierten – wie man das nennt – getroffen; die sind
alle sehr beeindruckt von der Offenheit und der Freundlichkeit, mit der sie zum Beispiel
in den Kleingruppen behandelt worden sind. Sie dürfen völlig frei mitreden und bekommen
alle Unterlagen – sie waren sehr beeindruckt von den Diskussionen in der Vollversammlung.
Natürlich gibt es da Unterschiede, wenn es um Schrift und Tradition geht oder das
Lehramt – da stimmen die protestantischen Delegierten nicht so zu. Für die Orthodoxen
ist das hingegen mehr oder weniger selbstverständlich, da sind sie dann auf unserer
Linie. Wir können von ihnen ja auch lernen! Die Orthodoxen haben sehr betont: Wort
Gottes durch die Liturgie; die Protestanten haben uns einiges gesagt über die Auslegung
der Heiligen Schrift. Also – das beeinflusst. Die können beeinflussen, und die Punkte,
die sie mir heute morgen gesagt haben und die sie mir auch noch schriftlich geben
werden, werde ich weitergeben. So ist das ein wirklicher, brüderlicher Austausch.“
Ist
denn in den abschließenden Vorschlägen, die an den Papst gehen, oder auch in dessen
Zusammenfassung ein Wort zur Ökumene zu erwarten? Legen Sie selbst Wert darauf?
„Bis
jetzt habe ich noch keinen Entwurf eines solchen Textes… ich nehme aber an, dass das
kommt, denn es liegt ja eigentlich nahe, wenn man über die Bibel und das Wort Gottes
spricht, dass man dann auch die Ökumene erwähnt und die Gegenwart von ökumenischen
Delegierten erwähnt. Ich denke: Schon die Gegenwart als solche ist ein Zeichen. Ganz
besonders wichtig ist (das habe ich noch gar nicht erwähnt), dass zum ersten Mal der
Ökumenische Patriarch zur Synode kommt und bei der Synode spricht. Er ist übrigens
jetzt zum dritten Mal in diesem Jahr in Rom – das hat`s in der ganzen Geschichte noch
nicht gegeben! Das zeigt, dass wir einander doch sehr nahe gekommen sind, auch wenn
die endgültige Einheit noch nicht einfach greifbar ist. Er kommt gerne zur Synode
– das zeigt: Die Konfessionen haben sich auf einen gemeinsamen Weg begeben und wollen
auf diesem Weg weitergehen.“ (rv 08.10.2008 bp)