Die Unruhen im Osten
Boliviens haben die Regierung von Evo Morales und der Opposition zu neuen Verhandlungen
gezwungen. Diese sollen die aktuelle Staatskrise beenden, die Einheit und Frieden
im Land gefährdet. Die katholische Kirche könnte sich in dem Konflikt stärker als
Vermittler ins Spiel bringen, findet der Fidei-Donum Priester Josef Neuenhofer, der
seit 1992 in La Paz wirkt.
„Die Kirche in Bolivien ist – im Vergleich zur
Situation in Deutschland – eigentlich sehr schwach. Die Bischöfe sprechen auch nicht
mit einer Sprache. Da gibt es keine einheitliche Stimme. Vielmehr gibt es viele kleine
und oft verzettelte sowie gegeneinander sprechende und opponierende Stimmen.“
Durch
die Staatskrise wurden auch die Mittel für die Kirche knapper. Doch nicht alle Kirchenleute
haben Probleme im südamerikanischen Land.
„Man kann das vielleicht so sagen,
dass in Bolivien die Ordensleute noch irgendwie besser über die Runden kommen. Das
gilt auch finanziell, weil sie vom Ausland Hilfe bekommen. Die wenigen Bischöfe, die
Diözesanpriester sind, die sind eigentlich arme Tröpfe - und der Erzbischof von La
Paz zählt dazu.“
Das Problem besteht in der sozialen Ungerechtigkeit, die
im Land verbreitet ist. Josef Neuenhofer:
„Das kann man sich als Europäer
kaum vorstellen. Es gibt in Bolivien krass gesagt keine Mittelschicht. Es gibt ganz
wenige Reiche der oberen Etage. Ganz viele Arme haben gar nichts. Was eigentlich Europa
– und insbesondere Deutschland – so stabil gemacht hat, das war eine gesunde Arbeiter-
und Mittelschicht. Die fehlt in Bolivien vollständig.“