2008-10-07 11:00:05

Indien: Das Drama geht weiter – unbemerkt


RealAudioMP3 Tausende von Christen flüchten in Indien in die Wälder, um Schutz vor der Gewalt durch extremistische Hindu-Banden zu suchen – und die Welt guckt zu. Trotz erhöhter Polizei-Präsenz und beruhigenden Reden in Neu-Delhi sind Christen in mehreren indischen Bundesstaaten weiter schutzlos systematischen Angriffen ausgesetzt, sagt Bernardo Cervellera, Leiter der vatikan-nahen Nachrichtenagentur Asianews.

„Die Lage ist tragisch in Indien: jeden Tag Morde, jeden Tag Zwangs-„Bekehrungen“ zum Hinduismus unter Waffengewalt. Es gibt schon viele Märtyrer, die einen solchen Schritt verweigert haben und deswegen umgebracht worden sind. Dann sind da die vielen Obdachlosen: Menschen, die geflohen sind, weil man ihre Häuser zerstört hat, und die jetzt im Bundesstaat Orissa in den Wäldern leben – mit Krankheiten und ohne Nahrung, mindestens 30.000 Menschen. Und dann sind da die Christen in Flüchtlingslagern, wo sie ebenfalls von Hindu-Radikalen angegriffen werden. Eine wirklich sehr tragische Lage und nicht ohne böse Ironie, denn ausgelöst wurde das alles dadurch, dass Hindus die Christen des Mordes an einem Hinduführer beschuldigten, und dann kam raus, dass stattdessen Maoisten diesen Mord begangen hatten. Ein völlig ungerechtes Blutvergießen.“

Im Vatikan sieht man mit Schrecken, wie die dramatischen Nachrichten aus Indien von der Weltöffentlichkeit so gut wie gar nicht wahrgenommen werden. „Heutzutage gibt es Kampagnen für Tierschutz und alles mögliche“, sagt Erzbischof Angelo Amato von der Heiligsprechungs-Kongregation, „nur für bedrohte Christen gibt es keine Kampagnen.“ Pater Cervellera hat dafür eine Erklärung parat:
 
„Die indischen Politiker, egal ob auf Bundes- oder auf lokalem Level, haben politische Motive, die sie dazu anhalten, bloß nicht zu viel zu tun, denn es stehen Wahlen vor der Tür, und da darf man Hindu-Wähler nicht vergrätzen. Das geschieht dann eben um den Preis, dass Christen abgeschlachtet werden. Aber was die Gleichgültigkeit der internationalen Gemeinschaft und vor allem des Westens betrifft – da ist es so, dass Gewalt gegen Christen oft als sekundäres Problem gilt. Religionsfreiheit – und damit auch das Leben von Christen – scheint weniger wichtig als Wirtschaft oder Politik. Gott wird ja auch im Westen langsam eliminiert, so dass man denkt: Wenn auch diese religiösen Gemeinschaften massakriert werden, ist das doch nicht so wichtig, denn die Welt besteht letztlich doch aus der Macht des Geldes und der Wirtschaft.“

(rv 07.10.2008 sk)








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