Bei der Exhumierung von Kardinal John Henry Newman (1801-1890) im mittelenglischen
Rednal ist keine Leiche gefunden worden. Wie britischen Medien berichten, soll dies
seiner Seligsprechung aber nicht im Weg stehen. Wahrscheinlich seien die sterblichen
Überreste des in einem Holzsarg begrabenen Newman wegen der Feuchtigkeit komplett
zerfallen, sagte ein Sprecher des „Birmingham Oratory“. Dorthin sollte der Leichnam
des Kardinals nach Plänen der Kirchenleitung eigentlich umgebettet werden. Die Pläne
hatten im Vorfeld für Diskussionen gesorgt. Homosexuelle warfen der Kirche vor, mit
der Exhumierung eine gleichgeschlechtliche Neigung des Kardinals vertuschen zu wollen,
der auf eigenen Wunsch in der Grabstätte seines Freundes Ambrose St. John bestattet
worden war. Die Kirche argumentierte dagegen, der Kardinal sei in Birmingham für die
Verehrung von Gläubigen besser zugänglich. Newman, der mit 44 Jahren als anglikanischer
Theologe zum Katholizismus übertrat, ist eine der herausragenden Gestalten in der
Kirchengeschichte des 19. Jahrhunderts. Er konvertierte 1845 zur katholischen Kirche
und wurde zwei Jahre später zum Priester geweiht. Papst Leo XIII. erhob ihn 1879 zum
Kardinal. Newman starb am 11. August 1890 in Birmingham. Für ihn ist ein Seligsprechungsverfahren
im Gang.