2008-09-29 13:20:21

UNO/D: Finanzkrise straft die Falschen


RealAudioMP3 Die Sozialpolitik der Länder und die Entwicklungspolitik sind durch die internationale Finanzkrise in Gefahr. Vatikansprecher Pater Federico Lombardi hat am Wochenende dazu aufgerufen, gerade jetzt den unterentwickelten Ländern beizustehen, um die humanitäre Situation nicht weiter zu verschlimmern. UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon hatte zuvor eine neue Wertorientierung im Finanzsektor angemahnt: Zu lange habe dieser blind auf die Selbstregulierung der Märkte vertraut.

Doch die Leidtragenden sind nicht die Urheber der Krise, sagt Jörg Althammer, Wirtschaftsethiker an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, gegenüber Radio Vatikan:

„Die Ursachen der Krise sind vielschichtig, im Wesentlichen sind sie politisch bedingt. Die Liberalisierungsstrategie mag ein Grund dafür gewesen sein, im Wesentlichen geht es aber auch darum, dass versucht wurde, mit politischen Maßnahmen in den Kapitalmarkt einzugreifen. Der Wenn die Finanzsysteme nun ihre Funktion nicht mehr aufrechterhalten können, dann sind die Leitragenden andere Personen, als diejenigen, die verantwortlich sind für diese Krise. Insofern kann man hier nicht von einer wie auch immer gearteten gerechten Strafe sprechen.“

Betroffen sind vor allem Hausbesitzer und Menschen, die ihre Rente aus Anlagen bestreiten wollten – also „all diejenigen, die ihre Lebens- und Zukunftsplanung auf dem Markt aufgebaut hatten“, so Althammer. Der einzig gangbare Weg scheint ihm daher eine Versteigerung des noch vorhandenen Vermögens. Die Erlöse diese Auktion müssten an die Steuerzahler gehen, denn die würden derzeit zur Rettung der Banken und Unternehmen in die Pflicht genommen.
Wie sich der Markt entwickelt, sei nicht absehbar. Doch müssten Lehren aus der Krise gezogen werden, meint der Wirtschaftsethiker.

„Die erste Lehre dürfte sein, dass ein völlig sich selbst überlassener, unregulierter Markt eben nicht zu den Leistungen in der Lage ist, die wir ansonsten von ihm verlangen, sondern er entartet und es kommt zu Auswüchsen und Ausuferungen. Wichtig ist, dass die Politik sich darauf beschränkt, die Rahmenbedingungen zu setzen und dann innerhalb dieser Rahmenbedingungen den Marktprozess selbständig ablaufen lässt. Aber der Rahmen ist eben wichtig für das effiziente Funktionieren von Märkten.“

Weltweit stehe das Finanzierungssystem vor großen Herausforderungen. Aus ethischer Sicht lasse das nicht gleichgültig, so Althammer. Auch er befürchtet Nachteile für die Sozial- und Entwicklungspolitik:

„Der Markt ist – wenn er denn effizient ausgestaltet und mit entsprechenden Rahmenbedingungen versehen ist – das Instrument, das es uns am ehesten erlaubt, die moralischen Ansprüche, die wir an wirtschaftliches Geschehen stellen, dann auch tatsächlich effizient einzulösen. Das hat positive Auswirkungen, denken wir beispielsweise nur an die Entwicklungspolitik.“

(rv 29.09.2008 bp)







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