Vatikan: Wachsende Intoleranz gegenüber Zuwanderern
Besorgt über wachsendes Misstrauen und Intoleranz gegenüber Zuwanderern in Italien
hat sich die Vatikanzeitung „L`Osservatore Romano“ geäußert. Angesichts kritischer
Stimmen in Medien, Politik und Kultur müsse die Kirche ihre Wertvorstellungen in Sachen
Menschenwürde, Solidarität und kulturellem Austausch verstärkt deutlich machen, betonte
der italienische Caritasdirektor Vittorio Nozza am Samstag in einem Gastkommentar.
Das bedeute nicht politische Agitation, sondern ein Formulieren von Erwartungen an
die Politik aufgrund der Prinzipien des Evangeliums. In Italien würden die Bedingungen
für die Familienzusammenführung von Immigranten und neue Asylgesuche neuerdings deutlich
verschärft. Unter dem Titel „Wenig Gedächtnis, noch weniger Hoffnung“ erörtert die
Vatikanzeitung die neuen EU-Pläne zu Immigration und zum Asylrecht, die mit dem nächsten
Europa-Gipfel der Staats- und Regierungschefs Mitte Oktober in Kraft treten sollen.
Die politische Klasse fördere angesichts verbreiteter Enttäuschungen ein „Klima der
Angst und der Intoleranz“, schreibt Nozza. Die einzige Lösung angesichts der „menschlichen
Tragödie“ der Bootsflüchtlinge sei eine „Politik der umverteilenden Gerechtigkeit
in der Ersten Welt“.