Am Donnerstagabend
ist in Fulda die Herbstvollversammlung der Deutschen Bischöfe zu Ende gegangen. Erstmals
stand sie unter Leitung des Freiburger Erzbischofs Robert Zollitsch. An diesem Freitag
präsentierte er die Ergebnisse der Beratungen vor der Presse. Neben der erwarteten
gemeinsamen Erklärung zum Moscheebau in Deutschland – Radio Vatikan berichtete – thematisierte
Zollitsch die Messfeiern im außerordentlichen Ritus. Der Bedarf in Deutschland sei
gedeckt, sagte Zollitsch mit Verweis auf eine in allen deutschen Diözesen durchgeführte
Umfrage. „Das Ergebnis zeigt, das Motu Proprio von Papst Benedikt
aus dem Jahr 2007 wird aktiv aufgenommen und auch aktiv umgesetzt, wo Leute da sind,
die sich dafür interessieren.“
War es 2006 noch in nur 31 Orten möglich,
die Messe im außerordentlichen Ritus zu feiern, hat sich die Zahl inzwischen verdreifacht.
98 Orte bieten diese Messe an. Die Zahl der Priester hat sich nach Angaben der Bischöfe
verdoppelt. Zollitsch:
„Das zeigt deutlich, wo Bedarf da ist, da reagieren
wir positiv. Aber der Bedarf ist auch nicht so groß, dass man noch viel mehr Orte
braucht. Es geht auch nicht darum, künstlich Bedarf zu schaffen, denn das ist nicht
unsere Aufgabe. Ich bin froh, dass wir diese Umfrage haben und ich werde darüber auch
nach Rom berichten. Wenn Gesprächsbedarf ist, bin ich gerne bereit, Rede und Antwort
zu stehen, das gehört mit dazu.“
Erneut wies Zollitsch Presseberichte zurück,
der Vatikan sei enttäuscht über die Haltung der deutschen Bischöfe und eine restriktive
Umsetzung der päpstlichen Weisung zur allgemeinen Zulassung der Messe im erneuerten
Ritus von 1962. Er berichtete von einer eigenen Unterredung mit Camille Perl, dem
Vizepräsidenten der Päpstlichen Kommission „Ecclesia Dei“, die für Kontakte zu Traditionalisten
und Belange des tridentinischen Ritus zuständig ist. „Ich kann diese
Meldungen nicht verstehen. Wir waren bei der zuständigen Stelle in Rom, haben ausführlich
über die Situation gesprochen. Man sagte uns ganz klar, dass man eine Regelung im
Einvernehmen mit den Bischöfen wolle. Wenn über Rom versuche gemacht würden, solche
Dinge zu erreichen, schicke man das regelmäßig an die Bischöfe. Es gab keine Kritik
am Verhalten von irgendeinem der deutschen Bischöfe.“
Ziel – auch darin
sei man mit Ecclesia Dei einer Meinung – sei nicht etwa, die Traditionalisten zurück
zu gewinnen, sondern Menschen, die diese Messe schätzen, eine Beheimatung in der Kirche
zu geben. Zollitsch kündigte außerdem eine Fortsetzung des theologischen Gesprächs
mit der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) an. Fünf
Jahre will man sich Zeit nehmen für das Thema „Gott und die Würde des Menschen.“ Die
Teilnehmer des Dialogs sollen noch benannt werden. An der Ökumene führe kein Weg vorbei,
hatte Zollitsch schon im Eröffnungsreferat zur Vollversammlung betont. Gemeinsam und
„einvernehmlich“ würden die Christen mehr wahrgenommen. An diesem Freitag erklärte
er: „Wir hoffen, dass es uns gelingt, im Gespräch zu stärkeren gemeinsamen
Positionen zu kommen, denn sie erreichen mehr Menschen. In einer Demokratie geht es
ja auch darum, Menschen zu überzeugen, dass das, was wir vertreten das Richtige ist
und möglichst viele dann auch dafür zu gewinnen.“
Weiteres Thema: Die kirchliche
Trauung ohne vorhergehende standesamtliche Trauung. Die Vollversammlung hat sich nach,
so Zollitsch, „intensiver Diskussion dazu entschieden“, im Rahmen der kirchlichen
Ehevorbereitung ein „Nihil obstat“ (lat.: „es steht nichts dagegen“) für Brautpaare
einzuführen, die vor der kirchlichen Trauung nicht bürgerlich heiraten. Sie müssen
eine Erklärung abgeben, dass sie über das Fehlen rechtlicher Wirkungen einer kirchlichen
Trauung im staatlichen Bereich belehrt worden seien. Entsprechende Formulierungsvorschläge
werden derzeit erarbeitet.