Die EU-Innenminister
haben auch an diesem Donnerstag keinen Beschluss zur Aufnahme irakischer Flüchtlinge
gefasst. Statt dessen soll zunächst eine Expertenkommission die Lage besonders gefährdeter
Flüchtlinge in Syrien und Jordanien prüfen, teilte der Ministerrat in Brüssel mit.
Die von der EU-Kommission entsandte Delegation solle gemeinsam mit dem UN-Flüchtlingshilfswerk
UNHCR die Möglichkeiten einer Wiederansiedlung dieser Flüchtlinge prüfen. Die irakischen
Christen waren auch Thema der Bischöfe bei ihrer Vollversammlung in Fulda. Der Vorsitzende
der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Ludwig Schick,
meint:
„Unsere wichtigste Aufgabe ist im Augenblick, die Regierung dazu
zu bewegen, der Aufnahme näher zu treten. Wir möchten, dass die Regierungen in Europa
und auch die Deutsche da vorangehen.“
Die deutschen Bischöfe und die Bundesregierung
stünden im Kontakt, betonte Schick. Es sei jedoch nicht rechtens, die Verantwortung
an Kirchengemeinden abzutreten.
„Wir möchten, dass ein größeres Kontingent
aufgenommen wird. Wir sind dann mit unseren Gemeinden und Strukturen bereit zu helfen,
dass die Menschen hier gut ankommen und Lebensmöglichkeiten haben. Aber zunächst sind
die Regierungen aufgefordert.“
Was die deutsche Kirche unter einem „größeren
Kontingent“ versteht, kann auch Weltkirchenbischof Schick nicht präzisieren. Noch
fehlten genaue Kenntnisse über die Situation der Flüchtlinge in den Nachbarländern
des Irak.
„Wie viele es genau sind, wissen wir nicht, weil im Augenblick
die Dinge nicht richtig vorangebracht werden. Die Regierungen sind noch nicht so weit,
dass sie Verhandlungen mit den Staaten aufnehmen. Erst dann würden die Flüchtlingszahlen
offen liegen und erst dann kann auch über die Aufnahmezahlen gesprochen werden.“
Nach
Angaben der EU-Kommission vom Mittwoch wird Anfang November eine europäische Abordnung
in die Region reisen, um den Bedarf zu ermitteln. Erst danach könne der Rat über eine
gemeinsame Herangehensweise entscheiden, sagten Diplomaten in Brüssel.