Immobiliengeschäfte einer Abtei vom Heiligen Berg Athos sorgen für Aufregung in der
orthodoxen Kirche und im politischen Leben Griechenlands und Zyperns. Die Abtei Vatopedi
auf dem Athos soll den Staat um mehrere Millionen Euro geschädigt haben. Der Marineminister,
dessen Familie die umstrittenen Transaktionen durchgeführt hatte, musste inzwischen
zurücktreten; in der Mönchsrepublik trat das Klosterparlament zu einer Sondersitzung
zusammen. Dies geschieht nur äußerst selten in der über 1000-jährigen Geschichte orthodoxer
Mönche auf dem Berg Athos. Auf Zypern distanzieren sich Minister und sogar Erzbischof
Chrysostomos von dem zypriotischen Abt der Vatopedi-Abtei, Pater Ephraim. Dieser rechtfertigte
sich jetzt mit der Notwendigkeit, in seinem Kloster täglich an die 800 Mönche, Pilger
und Arbeiter zu verköstigen. Die Gebäude von Vatopedi erstreckten sich über 35.000
Quadratmeter und lägen zur Hälfte in Ruinen. Für die Sanierung und Renovierung der
Abtei benötige er dringend Geld. Der Finanzierung dieser und anderer Bedürfnisse dienten
seine völlig legalen Immobilientransaktionen. Diese seien nur von den Medien verzerrt
und aufgebauscht worden. – Die 20 Athos-Klöster verfügten bis ins 20. Jahrhundert
über immense Ländereien und Baulichkeiten im damaligen Osmanischen und Russischen
Reich. Die neuen Nationalstaaten Südosteuropas begannen mit Enteignungen, als erstes
Rumänien, zuletzt Griechenland, um nach 1922 die aus der modernen Türkei vertriebenen
Orthodoxen anzusiedeln. Heute besitzt der Athos nur mehr relativ bescheidene Liegenschaften.