Mit einem Gottesdienst und einer Festversammlung in der Schlosskirche in Wittenberg
ist am Sonntag die Lutherdekade eröffnet worden. Die deutsche Evangelische Kirche
hat ihr das Motto gegeben: „Luther 2017 – 500 Jahre Reformation“. In seiner Festrede
erklärte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof Wolfgang
Huber, mit der Person Martin Luthers sei eine Faszinationskraft verbunden, die Entdeckerfreude
auslöse. Luthers Glaubenseinsicht, dass die Gnade Gottes ein Geschenk ist, könne auch
heute „existentielle Kraft“ erschließen. Luthers Thema der Freiheit sei von unüberbietbarer
Aktualität. Die Lutherdekade solle daher vor allem eine „Dekade der Freiheit“ sein.
Huber warnte vor einer „marktgängigen Religiosität“, die mit einfachen Antworten den
Sinn des Lebens zu beschreiben suche. Er betonte auch, dass es nicht Luthers Absicht
war, eine neue Kirche zu gründen. Zur Trennung der Konfessionen hätten vielfältige,
darunter auch ganz weltliche Faktoren beigetragen. „Sie ist aus dem Handeln und Unterlassen
aller Beteiligten entstanden.“ Ein wichtiger Prüfstein für die Fortschritte in der
Ökumene sei es, „ob wir von den Ursachen und Wirkungen der Reformation heute ein gemeinsames
Bild haben und dieses Bild auch gemeinsam formulieren können.“ Wenn es gelinge, das
Bemühen um ein gemeinsames Verständnis der Rechtfertigungslehre in dieser Hinsicht
fortzusetzen, dann „besteht die Aussicht, dass das Reformationsjubiläum 2017 wirklich
zu einem ökumenischen Ereignis wird.“ Die evangelische Kirche wolle diesen Weg ebenso
mit der römisch-katholischen Kirche wie mit anderen christlichen Kirchen gemeinsam
gehen.