Der Vorsitzende der
Deutschen Bischofskonferenz hat zu einem engagierten Glaubensbekenntnis in der Gesellschaft
von heute aufgerufen. Christlicher Glaube brauche „neue Strahl- und Formkraft, sagte
Erzbischof Robert Zollitsch an diesem Montag zum Auftakt der Herbstvollversammlung
der Deutschen Bischofskonferenz. Zum ersten Mal leitet der Freiburger Erzbischof Robert
Zollitsch die Versammlung am Traditionsort Fulda. Er war im Frühjahr zum Vorsitzenden
gewählt worden. Kardinal Karl Lehmann aus Mainz war nach mehr als 20 Jahren im Amt
aus gesundheitlichen Gründen zurückgetreten. In seinem Eröffnungsreferat forderte
Zollitsch einen offensiven Umgang mit dem Glauben. Kirche habe der Welt und der Gesellschaft
etwas zu sagen. Zollitsch kritisierte eine „Gesellschaft in Eile“, die jenen Menschen,
die dem Mobilitätsdruck nicht stand hielten, „nur verminderte Teilnahme gewährt“.
Kirchlich ortete er unterschiedliche Erwartungen von Katholiken, einen „ausgeprägten
Individualismus“ und „mangelnde Einheit“. Zeitgemäße Seelsorge müsse dem Menschen
nachgehen, forderte der Freiburger Erzbischof, der lange Jahre für die Priesterausbildung
und die pastoralen Mitarbeiter seines Erzbistums zuständig war. In größer werdenden
Seelsorgeeinheiten sei „der Ruf der Stunde: zusammenarbeiten, einander ergänzen, voneinander
profitieren“. Die Kirche sei „nützlich“ für die Gesellschaft, dürfe sich aber nicht
auf Dienstleistung als „Bundesagentur für Werte“ reduzieren lassen. Kirche mache vielmehr
„den Dienst Gottes an den Menschen präsent“. Zollitsch forderte von seinen Mitbrüdern
im Bischofsamt „klare Aussagen, prophetische Kritik und herausfordernde Perspektiven“.
Auch hier führe an der Ökumene kein Weg vorbei, so Zollitsch. Gemeinsam und „einvernehmlich“
würden die Christen mehr wahrgenommen. Thematischer Schwerpunkt der Vollversammlung
ist ein Studientag „Kirche und Medien“ am Mittwoch. Dabei geht es vor allem um das
geänderte Medienverhalten der Menschen und mögliche Konsequenzen für die Medienarbeit
der katholischen Kirche in Deutschland. „Entscheidungen werden am Mittwoch aber keine
fallen“, betonte Erzbischof Zollitsch vor Beginn der Versammlung. Zur öffentlichen
Diskussion um den Bau von Moscheen wollen die Bischöfe eine gemeinsame Erklärung verabschieden. Den
Abschluss des viertägigen Bischofstreffens bildet traditionell ein Gottesdienst im
Fuldaer Dom am Grab des Heiligen Bonifatius. Jeder der 67 Bischöfe lässt sich mit
der Reliquie des Apostels der Deutschen für den Dienst in den Diözesen segnen.