Caritaspräsident Peter Neher sieht die Einführung eines Mindestlohns für die Pflegebranche
kritisch. Zwar könne ein Mindestlohn mancherorts bestehende unwürdige Bezahlung von
Pflegekräften verhindern, sagte Neher am Montag der Katholischen Nachrichten-Agentur
in Freiburg. Gefährlich sei der Mindestlohn aber, weil ihn Politik und Pflegekassen
schnell zum „Normlohn“ erklären könnten – und dann alle Pflegeeinrichtungen, die bislang
höhere Löhne zahlten, „noch stärker unter Druck geraten“. Der Caritaspräsident bekannte
sich zu einer angemessenen Bezahlung im Pflegebereich. Eine „qualitätvolle und anspruchsvolle
Arbeit der Pflege“ habe ihren Preis, so Neher. Deshalb zahle die Caritas die höchsten
Löhne der Branche. „Nur in Einzelfällen“ erhielten Caritasangestellte einzelner Häuser
weniger. Dies sei aber dem harten Wettbewerb mit anderen Pflegeanbietern geschuldet,
die oft mit Zustimmung der Gewerkschaften deutlich geringere Stundenentgelte vereinbart
hätten. Der Politik warf Neher vor, sich bei der jüngsten Pflegereform vor einer längerfristigen
Finanzierung gedrückt zu haben. „Die beschlossene Erhöhung des Beitragssatzes reicht
höchstens bis 2013/2014. Dann gehen die Debatten von neuem los“, sagte der Caritasverbandschef.