In Hanoi gehen Gebets-Demonstrationen
auch an diesem Wochenende weiter. Hunderte von Katholiken, darunter auch Priester
und Ordensleute, versammeln sich betend vor den Polizei-Absperrungen, um ein durch
die Kommunisten enteignetes Kirchengelände zurückzufordern. Bulldozer haben im Auftrag
des Regimes am Freitag die frühere Vatikan-Vertretung auf dem Gelände zerstört, um
Platz für eine Gartenanlage zu schaffen. Diese Aktion führt bei Katholiken in Hanoi
zu noch mehr Erbitterung. Erzbischof Joseph Ngo Quang Kiet spricht in einem Protestbrief
an die Behörden von einem „Akt, der die legitimen Wünsche der Katholiken von Hanoi
erstickt“. Im Interview mit Radio Vatikan kündigt er weitere Proteste an. „Es
ist vor allem schwer zu verstehen, was die Behörden damit bezwecken. Ich begreife
das einfach nicht. Und ich bin sehr traurig, weil ja schon ein vernünftiger Dialog
in Gang gekommen war – und dann machen die Behörden sowas, ohne uns vorher zu informieren!
Die Katholiken sind wütend; sie strömen an die Absperrungen und beten. Dieser Ort
ist ein Symbol – vor allem für die Verbindung zwischen der vietnamesischen Kirche
und dem Heiligen Stuhl. Ich verlange einfach nur Gerechtigkeit!“ Das frühere
Gelände der Apostolischen Delegation liegt im Stadtzentrum von Hanoi, gleich neben
der Josephs-Kathedrale; die Behörden nahmen es nach 1954 der Kirche weg. Der Bürgermeister
von Hanoi, Nguyen the Thao, behauptete am Samstag, die Kirche selbst habe das Terrain
in den sechziger Jahren dem Staat „überlassen“, und will die Arbeiten an der Gartenanlage
zügig vorantreiben. Der Streit um dieses Gelände ist nicht der einzige in Hanoi; in
einem anderen Stadtviertel kämpft die Thai-Ha-Pfarrei ebenfalls um früheres Eigentum.
Vietnam ist das südostasiatische Land mit der größten katholischen Gemeinschaft nach
den Philippinen. (rv 21.09.2008 sk)