2008-09-21 11:28:02

Indien: Der Eskalation nicht tatenlos zuschauen


RealAudioMP3 Der Vatikan ist äußerst besorgt über immer neue Angriffe auf Christen in Indien. Nach Agenturangaben will der Päpstliche Friedensrat diese Woche die UNO mit dem Thema befassen. Am Freitag hatten mutmaßliche Hindu-Extremisten in der Kathedrale von Jabalpur (Bundesstaat Madhya Pradesh) ein Feuer ausgelöst; daraufhin kam es zu christlichen Protestaktionen. An einer Demonstration gegen Hindu-Extremismus nahmen auch Vertreter nicht-christlicher Religionen teil. Der Bischof von Jabalpur, Gerard Almeida, spricht von Anschlagsdrohungen gegen elf weitere Kirchen in seinem Bistum.
„Eine Kirche anzuzünden ist wie Bücher verbrennen“, urteilt die italienische katholische Tageszeitung „Avvenire“; der Westen solle endlich aufwachen und etwas zur Verteidigung der Religionsfreiheit in Indien tun – und in vielen anderen Ländern, in denen es immer mehr Hass auf Christen gebe. Die indischen Bischöfe fordern den Rücktritt der Provinzregierungen von Orissa und Karnataka; in einigen Teilen Indiens würden Christen „wie Bürger zweiter Klasse behandelt“. Der Präsident des päpstlichen Friedensrates, Kardinal Renato Raffaele Martino, will eventuell am Dienstag der UNO-Vollversammlung in New York ein Dossier zur Jagd auf Christen in Indien übergeben. Auch das US-Außenministerium richtete am Samstag bei der Vorstellung seines Jahresberichts über die Religionsfreiheit mahnende Worte an die Regierung in Neu-Delhi.
Matthias Bhuria ist Generalvikar des Bistums Jhabua im Bundesstaat Madhya Pradesh; er sagte uns: „Christen stellen hier etwa 2,5 oder drei Prozent der Bevölkerung. Extremistische Inder hassen sie, weil sie sie mit der englischen Kolonialherrschaft in Verbindung bringen; das Vorurteil behauptet, die Christen seien Nachfahren derer, die Indien damals ausgebeutet hätten. Der Haß von Hindu-Extremisten auf die Christen sitzt also sehr tief. Dazu kommt dann der Einsatz von Missionaren gegen Sklaverei, Analphabetismus, Unterdrückung – die einfachen Leute sehen in den Missionaren sowas wie Befreier, und das bedroht die Interessen der höheren Kaste und macht Christen zum Feind dieser Kaste.“
Im indischen Bangalore haben erneut Hindu-Extremisten eine katholische Kirche geschändet. In der Nacht zum Sonntag brachen Unbekannte 18 Schlösser der Jakobskirche im Vorort Mariannapalaya auf und verwüsteten den Tabernakel und die Sakristei mit ihren liturgischen Geräten und Gewändern, wie Pfarrer Joseph Menezes der Katholischen Nachrichten-Agentur berichtete. Vor der Kirche demonstrierten am Sonntag rund 3.000 Menschen gegen die andauernden Übergriffe radikaler Hindus.
Derweil hat die indische Polizei einen mutmaßlichen Drahtzieher der Christenverfolgung im Bundesstaat Karnataka verhaftet. Mahendra Kumar von der radikalen Hindu-Partei Bajrang Dal soll hinter den Angriffen auf mindestens 20 christliche Kirchen in den südindischen Städten Mangalore, Chikmaglur und Udupi vor einer Woche stecken, wie die indische Presse am Sonntag berichtet. Außer Kumar seien weitere 77 Männer verhaftet worden, die meisten Mitglieder von Bajrang Dal. Die antichristlichen Ausschreitungen in Karnataka folgten der Gewalt gegen Christen im Bundesstaat Orissa, wo nach unbestätigten Angaben mindestens 45 Menschen starben und Zehntausende in die Flucht getrieben wurden. 56 Kirchen, 11 Schulen und 4 weitere kirchliche Einrichtungen sollen zerstört worden sein.
(rv/kna 21.09.2008 sk)








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