2008-09-20 13:16:07

Afrika: Vom Zynismus angesichts des Börsencrashs


RealAudioMP3 Alle Welt redet vom Bankencrash, das Katzengejammer um „abgeschriebene“ Millionensummen ist groß. Und in der Tat kommt nun auch manch Kleinanleger angesichts der Wertverluste an den Börsen ernsthaft ins Schleudern. Weit mehr erschreckend scheint uns allerdings, dass bei all dem die Nöte der Menschen vergessen werden, die wirklich an Armut leiden, besonders in Afrika. Msgr. Joachim Schroedel ist deutscher Pfarrer in Ägypten und Nahost und befindet sich derzeit auf Pastoralreise in Äthiopien. Er beklagt in unserm Wochenkommentar den zuweilen sich zeigende Zynismus der Europäer bei der Beurteilung der Situation in Afrika.

„Es ist fatal und zutiefst unchristlich, wenn man hören muss, dass Afrika ja doch selber Schuld sei. Unsere historische Verantwortung, die Verantwortung Europas allgemein an der Situation vieler Länder Afrikas ist weitgehend ausgeblendet. Und von der aktuellen Situation einzelner Länder, etwa dem Krieg zwischen Äthiopien und Somalia oder den Hungerkatastrophen nimmt die Presse kaum mehr Notiz – es gibt ja so vieles, was aktueller und für den Moment erschreckender ... und daher – ironisch gesagt – „unterhaltsamer“ ist.“

Schroedel lobt den finanziellen Einsatz der deutschen Bundesregierung und der Hilfswerke. Dennoch dürfe jeder Einzelne nicht die Situationen der Menschen aus den Augen verlieren - auch wenn in den Industrienationen die Finanzmärkte straucheln.

„Die Millionen Menschen Afrikas, hungernd und nach Gerechtigkeit rufend, bekommen von dieser „Globalen Krise“ nicht viel mit; aber sie sind selbst wie Millionen „Abgeschriebener“, von deren Elend wir vielleicht zu Weihnachten oder Ostern erfahren, uns aber dann schnell wieder unserer eigenen vermeintlich so wichtigen Problematik zuwenden. Dabei müssen wir uns immer wieder klar machen: Wir stehen in einer Schicksalsgemeinschaft, und jede Vernachlässigung eben dieser hungernden und sterbenden Menschen wird sich dereinst – und diese Zeit wird von jemand anderem bestimmt – bitter rächen.“

 
Am Horn von Afrika sind nach UN-Angaben nahezu 17 Millionen Menschen auf dringende Nahrungsmittelhilfe angewiesen. Dies teilte der UN-Koordinator für humanitäre Hilfe, John Holmes, in New York mit. Holmes machte eine anhaltende Dürre, die stark gestiegenen Nahrungsmittelpreise und militärische Konflikte in einigen Ländern der Region für die akute Notlage der Menschen verantwortlich. Betroffen seien Äthiopien, Somalia, Dschibuti, Eritrea, Uganda und Teile des Nordens von Kenia. Zur Bewältigung der Krise sind laut Holmes 500 Millionen Euro an Soforthilfe nötig.
(rv/dw 20.09.2008 mc)

Hören und lesen Sie hier den gesamten Wochenkommentar von Msgr. Joachim Schroedel.








All the contents on this site are copyrighted ©.