Alle Welt redet vom
Bankencrash, das Katzengejammer um „abgeschriebene“ Millionensummen ist groß. Und
in der Tat kommt nun auch manch Kleinanleger angesichts der Wertverluste an den Börsen
ernsthaft ins Schleudern. Weit mehr erschreckend scheint uns allerdings, dass bei
all dem die Nöte der Menschen vergessen werden, die wirklich an Armut leiden, besonders
in Afrika. Msgr. Joachim Schroedel ist deutscher Pfarrer in Ägypten und Nahost und
befindet sich derzeit auf Pastoralreise in Äthiopien. Er beklagt in unserm Wochenkommentar
den zuweilen sich zeigende Zynismus der Europäer bei der Beurteilung der Situation
in Afrika.
„Es ist fatal und zutiefst unchristlich, wenn man hören muss,
dass Afrika ja doch selber Schuld sei. Unsere historische Verantwortung, die Verantwortung
Europas allgemein an der Situation vieler Länder Afrikas ist weitgehend ausgeblendet.
Und von der aktuellen Situation einzelner Länder, etwa dem Krieg zwischen Äthiopien
und Somalia oder den Hungerkatastrophen nimmt die Presse kaum mehr Notiz – es gibt
ja so vieles, was aktueller und für den Moment erschreckender ... und daher – ironisch
gesagt – „unterhaltsamer“ ist.“
Schroedel lobt den finanziellen Einsatz
der deutschen Bundesregierung und der Hilfswerke. Dennoch dürfe jeder Einzelne nicht
die Situationen der Menschen aus den Augen verlieren - auch wenn in den Industrienationen
die Finanzmärkte straucheln.
„Die Millionen Menschen Afrikas, hungernd und
nach Gerechtigkeit rufend, bekommen von dieser „Globalen Krise“ nicht viel mit; aber
sie sind selbst wie Millionen „Abgeschriebener“, von deren Elend wir vielleicht zu
Weihnachten oder Ostern erfahren, uns aber dann schnell wieder unserer eigenen vermeintlich
so wichtigen Problematik zuwenden. Dabei müssen wir uns immer wieder klar machen:
Wir stehen in einer Schicksalsgemeinschaft, und jede Vernachlässigung eben dieser
hungernden und sterbenden Menschen wird sich dereinst – und diese Zeit wird von jemand
anderem bestimmt – bitter rächen.“
Am Horn von Afrika
sind nach UN-Angaben nahezu 17 Millionen Menschen auf dringende Nahrungsmittelhilfe
angewiesen. Dies teilte der UN-Koordinator für humanitäre Hilfe, John Holmes, in New
York mit. Holmes machte eine anhaltende Dürre, die stark gestiegenen Nahrungsmittelpreise
und militärische Konflikte in einigen Ländern der Region für die akute Notlage der
Menschen verantwortlich. Betroffen seien Äthiopien, Somalia, Dschibuti, Eritrea, Uganda
und Teile des Nordens von Kenia. Zur Bewältigung der Krise sind laut Holmes 500 Millionen
Euro an Soforthilfe nötig. (rv/dw 20.09.2008 mc)
Hören und lesen Sie hier
den gesamten Wochenkommentar von Msgr. Joachim Schroedel.