2008-09-17 12:42:32

UNO: Vatikanvertreter sieht Religionsfreiheit falsch interpretiert


RealAudioMP3 Der Vatikanvertreter bei den Vereinten Nationen hat die anhaltende Gewalt gegen Christen in Indien kritisiert. Dahinter stehe eine Fehlinterpretation des Rechts auf Religionsfreiheit, so Erzbischof Celestino Migliore. Für dieses Grundrecht sieht er 60 Jahre nach der „Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte“ „Licht und Schatten“.
„Wenn wir an den indischen Bundesstaat Orissa denken, sind die Schatten jedoch größer. Zu viele Länder, Kulturen und Traditionen interpretieren dieses Recht auf Freiheit der Religion nur betreffend eines Gebiets, einer Kultur oder einer speziellen Religion. Wenn in einer Region die Mehrheit der Bevölkerung also stets eine bestimmte Religion ausgeübt hat, dann ist für andere kein Platz. Im Gegenteil: Sie werden als Bedrohung gesehen, gegen die man kämpfen muss. Doch das Recht auf Religionsfreiheit steht jeder einzelnen Person zu. Wenn Regierungen und Gesellschaften - auch Religionen - diesen wahren Sinn des Rechts sehen würden, dann hätten wir in der ganzen Welt eine viel größere Achtung der Religionsfreiheit.“
Zur Eröffnung der neuen Sitzungsperiode der UNO-Generalversammlung hatte Migliore eine Grußbotschaft des Papstes verlesen. In dem Text erinnert sich Benedikt XVI. dankbar an seinen Besuch bei den Vereinten Nationen im vergangenen April und weist darauf hin, dass die UNO in den nächsten Monaten „dringende Aufgaben anzugehen“ hat, etwa was die Umsetzung der so genannten Millenniums-Ziele gegen Hunger betrifft.
Im Gespräch mit Radio Vatikan erinnert der Ständige Beobachter des Vatikans bei der UNO auch an Worte des Papstes zur Entscheidungsfindung der UNO. Das Kirchenoberhaupt hatte auch von dem „offensichtlichen Paradox eines multilateralen Konsenses“ gesprochen, „der sich weiter in der Krise befindet, weil er den Entscheidungen einiger weniger untergeordnet ist“. Für Migliore liegt hier das Hauptproblem der UNO und ihrer Reform. Fünf Ständige Mitglieder im Sicherheitsrat mit Vetorecht seien zu wenig und spiegelten die politische Realität vor 60 Jahren wieder. „Heute funktioniert das nicht mehr. Es braucht eine größere Vertretung der Länder, der Kulturen, der Wirtschaft.“ Die UNO laufe sonst Gefahr gelähmt zu werden und das Unrecht international voranzutreiben, so Migliore. Die internationale Gemeinschaft habe die „Verantwortung zu schützen“, so die Hauptforderung des Vatikandiplomaten.
„Mit diesem Prinzip sollen nicht Expansionsbestrebungen gerechtfertigt werden, weder territoriale, noch ethnische oder kulturelle. Gemeint ist der humanitäre Einsatz mit friedlichen Mitteln oder - wenn nötig - mit Waffen, dort wo eine Regierung nicht in der Lage ist, die eigene Bevölkerung zu schützen, oder es nicht will. Der Papst hat bei seiner Rede vor der UNO dieses Prinzip in einen größeren Kontext gestellt. Souveränität und Regierungsmacht sind natürlich durch demokratische Strukturen gegeben, aber vor allem bestehen sie in der Verantwortung der Regierenden, die Bevölkerung zu schützen und ihr zu Entwicklung zu verhelfen.“

(rv 17.09.2008 bp)








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