Auch im Vatikan wird
in den nächsten Monaten an „Die Entstehung der Arten“ erinnert: Charles Darwins Hauptwerk,
das die Evolutionstheorie begründete, erschien vor ca. anderthalb Jahrhunderten. Im
Vatikan sollen sich im März Experten aus Wissenschaft, Theologie und Philosophie auf
einem internationalen Kongress über diese Theorie unterhalten. Der Präsident des Päpstlichen
Kulturrates, Erzbischof Gianfranco Ravasi, machte am Dienstag bei der Vorstellung
des Kongresses klar, dass sich die katholische Kirche nicht sozusagen postum bei Darwin
entschuldigen wird:
„Ich möchte bekräftigen, dass die Evolutionstheorie
und die Botschaft der Bibel sich nicht von vornherein gegenseitig ausschließen. Darwin
ist nie verurteilt worden; ,Der Ursprung der Arten’ stand nie auf dem Index; vor allem
aber gab es auch wichtige Wortmeldungen zur Evolution vom Lehramt selbst. Es wird
interessant sein, zu verfolgen, wie auf diesem internationalen Kongress die wissenschaftliche
und die philosophisch-theologische Seite ins Gespräch kommen werden.“
Natürlich,
so Ravasi, sehe das kirchliche Lehramt weiterhin vieles an der Evolutionstheorie kritisch.
Darüber müsse man reden. Doch habe schon Papst Pius XII. und zuletzt auch Johannes
Paul II. die Stichhaltigkeit vieler Punkte der Evolutionstheorie ausdrücklich bestätigt.
„Natürlich
stehen wir – der Theologe und der Wissenschaftler – auf zwei verschiedenen Terrains.
Aber es ist wichtig, dass die Demarkationslinie zwischen beiden Bereichen keine chinesische
Mauer ist oder ein Eiserner Vorhang, den man mit dem Blick nicht zu durchdringen vermag,
sondern dass der Adel der Unterscheidung gewahrt bleibt.“
Der Päpstliche
Kulturrat hat die Schirmherrschaft über die Tagung, bei der 36 europäische und US-amerikanische
Wissenschaftler referieren werden. Organisiert wird sie gemeinsam von der Päpstlichen
Universität Gregoriana in Rom und der Notre Dame University in Indiana/USA.