Papst Benedikt hat
an diesem Montag einen Gottesdienst mit Kranken gefeiert. Auf dem Vorplatz der Rosenkranzbasilika
im Wallfahrtsbezirk von Lourdes erinnerte der Papst an die Würde, „die auch ein Kranker
niemals verliert“. Zehn Kranken spendete der Papst während der Meßfeier das Sakrament
der Krankensalbung.
50.000 Menschen füllen den so genannten Heiligen Bezirk
von Lourdes; die Kamera gleitet über Krücken, Rollstühle, verhärmte Gesichter. Vor
der Basilika Unserer Lieben Frau vom Rosenkranz feiert Benedikt die Messe im goldenen
Meßgewand, das in der Sonne blitzt. Dem Gast aus dem Vatikan ist immer wieder Rührung
anzusehen; es ist eine Feier ohne große Paukenschläge, stattdessen mit vielen stillen
Momenten.
Behutsam forschend macht sich der Papst in seiner Predigt auf die
Suche nach dem Lächeln Mariens. Als die kleine Bernadette Soubirous vor 150 Jahren
die weiße Dame, die ihr erscheint, fragt, wer sie ist, da antwortet diese zunächst
nicht, das heißt: Sie antwortet nur mit einem Lächeln. Eine Episode, an die „Benedetto“
die Kranken erinnert. „Das Lächeln Mariens zu suchen, ist keine Frage eines frommen
oder altmodischen Sentimentalismus; es ist vielmehr der Ausdruck einer lebendigen
und tief menschlichen Beziehung... Der Wunsch, dieses Lächeln der Jungfrau zu betrachten,
heißt nicht, sich von einer unkontrollierten Einbildung gängeln zu lassen... Jedes
Beten des Magnifikat macht uns zu Zeugen ihres Lächelns.“
In Marias Lächeln,
so der Papst eindringlich, „spiegelt sich unsere Würde als Kinder Gottes wider, jene
Würde, die auch ein Kranker niemals verliert.“ Dieses Lächeln sei „Widerschein der
Zärtlichkeit Gottes“ und Quelle der Hoffnung. „Wir wissen leider: Lang ertragenes
Leiden zerbricht auch das best gesicherte Gleichgewicht eines Lebens ... und läßt
einen sogar manchmal am Sinn und Wert des Lebens zweifeln. Es gibt Kämpfe, die der
Mensch allein, ohne Hilfe der göttlichen Gnade, nicht bestehen kann. ... Ich möchte
denen, die leiden, und denen, die zu kämpfen haben und versucht sind, dem Leben den
Rücken zu kehren, voll Demut sagen: Wendet euch Maria zu! Im Lächeln der Jungfrau
findet sich geheimnisvoll verborgen die Kraft, um den Kampf gegen die Krankheit und
für das Leben weiterzuführen. Bei ihr findet man ebenso die Gnade, ohne Angst und
Bitterkeit den Abschied von dieser Welt in der von Gott gewollten Stunde anzunehmen.“
Das ist kein flammender Appell gegen Euthanasie, wie sie etwa in Belgien oder
den Niederlanden legal ist – stattdessen ein verhaltenes Werben dafür, sich ins Leiden
Jesu am Kreuz mit hineinnehmen zu lassen. Christus bleibe „nicht außerhalb des Leidens,
das der Kranke erduldet; er lindert es, indem er in dem von der Krankheit heimgesuchten
Menschen Wohnung nimmt, um das Leid mit ihm zu tragen und zu leben. Die Gegenwart
Christi durchbricht die Isolierung, die der Schmerz hervorruft.“
Zehn Kranken,
die mit Rollstuhl oder an Krücken zu ihm kommen, spendet Benedikt das Sakrament der
Krankensalbung. Dabei grüßt er jedes Mal auch herzlich die Helfer, die die Kranken
begleiten – sie seien „die dienenden Arme der Kirche“, so hat er es in seiner Predigt
formuliert. Auch eine der Fürbitten beschäftigt sich mit allen, die in Lourdes das
ganze Jahr über Rollstühle schieben oder behinderte Pilger ins Wasser der wundersamen
Quelle tauchen. Am Schluß der Messe wird „Ave Maria, Hilfe der Christen“ gesungen
– Benedikt, der in seiner Predigt so sensibel nach dem Lächeln Mariens gesucht hat,
hört mit einem bewegten Lächeln zu.