Zweiter Tag der Papstreise: Ein Überblick Mit einer großen Messe hat sich
Papst Benedikt XVI. am Vormittag des Samstag aus Paris verabschiedet. An dem Gottesdienst
vor dem Invalidendom nahmen 260.000 Menschen teil. Am Vorabend hatte er an einer
Vesper mit Priestern, Ordensleuten und Seminaristen in der Kathedrale Notre Dame teilgenommen.
Anschließend wandte er sich mit einer Rede an mehrere Zehntausend Jugendliche, die
auf dem Vorplatz der Kathedrale eine nächtliche Gebetsvigil begannen. Er übernachtete
in der Apostolischen Nuntiatur, wo er vom Balkon aus sich kurz an anwesende Gläubige
wandte. Am Samstag morgen besuchte das Kirchenoberhaupt die Wissenschaftsvereinigung
des „Institut de France“. 1992 wurde er dort als Kardinal Joseph Ratzinger Mitglied
der „Akademie der moralischen und politischen Wissenschaften“. Am Mittag stand ein
gemeinsames Essen mit den Bischöfen der Kirchenprovinz „Île de France“ auf dem Programm“.
Am Nachmittag flog der Papst weiter in den südfranzösischen Wallfahrtsort Lourdes.
Dort will er sich als Pilger zu den Gedenkorten der heiligen Seherin Bernadette Soubirous
begeben. Die Feiern zum 150-jährigen Bestehen des Marienheiligtums sind der eigentliche
Anlass der Reise von Benedikt XVI. Am Abend machte Benedikt sich mit dem Papamobil
auf den „Jubiläumsweg“ in Lourdes, der verschiedene Stationen der Seherin Bernadette
widerspiegelt, wie die Pfarrkirche, das Haus, in dem die Familie Soubirous wohnte
sowie die Grotte der Erscheinungen. Gegen 21.30 Uhr stieß der Papst zur traditionellen
Lichterprozession hinzu, wo er eine Ansprache hielt und das Te Deum anstimmte. Benedikt
übernachtet in der „Ermitage St. Joseph“. (rv/kna)
Papstmesse im Zentrum
von Paris: „Kein Gegensatz zwischen Vernunft und Glaube” 260.000 Menschen haben
am Samstag Morgen im Zentrum von Paris an einer großen Messe mit Papst Benedikt teilgenommen.
Dabei rief der Papst sie dazu auf, modernen Götzen wie etwa der Geld- oder Machtgier
nicht hinterherzulaufen. Die Kulisse bei diesem Pontifikalamt hätte kaum prachtvoller
sein können: Hinter dem Papstaltar die goldene Kuppel des Invalidendoms, unter der
Napoleon begraben ist. Von der Seite herübergrüßend: die Spitze des Eiffelturms. Zu
Füßen des Papstes schließlich: die Gärten der „Esplanade des Invalides”, der „Pont
Alexandre III”, das Grand Palais, der Beginn der Champs-Elysées auf der anderen Seite
der Seine. Und, bei strahlendem Sonnenschein, Tausende von Menschen - darunter viele
junge Leute, aber auch bekannte Gesichter aus der Politik, etwa Premierminister Fillon,
Justizministerin Dati (eine Muslimin), Innenministerin Alliot-Marie oder die Frau
von Ex-Präsident Chirac. „Gehen wir zur Quelle des Lebens”, stand in großen Lettern
auf dem Altar; das liturgische Gerät bei der Messe stammte zum großen Teil aus der
Kathedrale Notre-Dame. In seiner Predigt warnte Benedikt XVI. vor den Götzen
der Moderne: „Haben denn nicht das Geld, die Gier nach Besitz, nach Macht und sogar
nach Wissen den Menschen von seinem wahren Ziel abgebracht?” Auch die Verklärung der
Vergangenheit oder das Herstellen irdischen Glücks aus eigener Kraft buchte der Papst
unter „Götzen” und „Trugbildern” ab. Mit Verve vertrat er hingegen (nicht zum ersten
Mal), dass Glaube und Vernunft zusammengehören: „Niemals verlangt Gott ... vom Menschen,
seine Vernunft zu opfern! Niemals tritt die Vernunft in einen wirklichen Gegensatz
zum Glauben!” Was den Menschen „von dieser Perspektive” abbringe, sei „Götzenkult”
– „und die Vernunft selbst kann sich Götzen schmieden”. Der Papst rief junge „und
weniger junge” Leute dazu auf, sich der Frage nach einer Ordens- oder Priesterberufung
zu stellen: „Habt keine Furcht, euer Leben Christus zu schenken! Nichts wird je den
Dienst der Priester im Leben der Kirche ersetzen. Nichts wird je eine Messe für das
Heil der Welt ersetzen!” Noch vor der Messfeier hatte Benedikt eine Stippvisite
direkt am Seine-Ufer eingelegt: Im „Institut de France” enthüllte er eine Plakette.
Sie erinnert daran, dass vor 16 Jahren der damalige Kardinal Ratzinger feierlich als
Mitglied in eine Akademie des „Institut” berufen wurde. An dem Termin in den Hallen
der so genannten „Unsterblichen” nahmen nur einige Auserwählte teil. Schon ein Kontrast
zu den mehr als 200.000 Menschen, die anschließend zur Papstmesse vor den Invalidendom
kamen... (rv) Hier zum Nachhören Hier
der Volltext der Predigt: http://www.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=230595
Stichwort:
Invalidendom Der Invalidendom (Saint-Louis-des-Invalides) wurde in den Jahren
1679 bis 1708 von Jules Hardouin-Mansart erbaut. Die barock-klassizistische Kirche
befindet sich im siebten Arrondissement von Paris. Über dem Zentralbau erhebt sich
eine mehr als 100 Meter hohe, mit Gold verzierte Kuppel, die entfernt an die Peterskuppel
von Rom erinnert. Das Gotteshaus war ursprünglich die Kirche des von König Ludwig
XIV. zur Aufnahme und Versorgung von Kriegsversehrten in Auftrag gegebenen Hôtel des
Invalides (Invalidenheim). Mehrere Indizien deuten darauf hin, dass Ludwig XIV. die
Kuppelkirche zunächst als sein Mausoleum geplant hat. Sie wurde dann zu einer Art
Königs- und Staatskirche, die die Stellung des französischen Herrschers als Oberhaupt
einer nationalen Kirche symbolisieren sollte. Auch daher stammt die Ähnlichkeit mit
dem Petersdom. Bis heute ist sie Sitz des katholischen Militärbischofs. Besondere
Berühmtheit erlangte der Invalidendom als Begräbnisstätte von Kaiser Napoleon I. Auch
zwei Brüder Napoleons, sein Sohn sowie zahlreiche militärische Persönlichkeiten sind
im Invalidendom begraben. Auf der Esplanade des Invalides zelebrierte Benedikt am
Samstagmorgen eine große Messe. (rv)
Papst wünscht interdisziplinären Austausch
und würdigt französische Kultur Papst Benedikt XVI. hofft auf mehr interdisziplinären
Austausch in der Wissenschaft. Bei einem kurzen Besuch im Pariser „Institut de France”
lobte er am Samstag Morgen ein interakademisches Kolloquium über den Wandel der Identität
des Individuums, das gemeinsam von zwei Akademien des Instituts, zwei Päpstliche Akademien
und dem Institut Catholique von Paris Ende Januar durchgeführt worden war. Das Kolloquium
habe das Interesse an breiten fachübergreifenden Forschungen veranschaulicht, so Benedikt.
„Diese Initiative könnte weitergeführt werden, um gemeinsam die unzähligen Pfade der
Human- und der Naturwissenschaften zu erforschen”, sagte er bei einer Ansprache im
so genannten Kuppelsaal. Außerdem würdigte Benedikt XVI. die französische Kultur:
„In meiner intellektuellen Entwicklung war die Begegnung mit der französischen Kultur
von singulärer Bedeutung“, erklärte er. – Das Institut de France ist eine Wissenschaftsvereinigung
mit fünf Akademien. 1992 wurde Kardinal Joseph Ratzinger Mitglied der „Akademie der
moralischen und politischen Wissenschaften”. (rv) Hier der Volltext der Ansprache:
http://www.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=230366
Der
Papst in Lourdes: Auf den Spuren der Hl. Bernadette Papst Benedikt XVI. ist
nach seinem Besuch in Paris am späten Samstag Nachmittag weiter zum Marienwallfahrtsort
geflogen. Der knapp zweitägige Besuch in Lourdes ist der pastorale Höhepunkt der ersten
Reise Benedikts als Papst nach Frankreich. Das Oberhaupt der katholischen Kirche kommt
als Pilger und macht sich auf dem Jubiläumspilgerweg in Lourdes auf die Spuren der
Hl. Bernadette. Mario Galgano war dabei:
Erste Station nach seiner Ankunft
war die Pfarrkirche Sacre-Coeur, in der Bernadette 1844 getauft wurde. Anschließend
suchte er das nahe gelegene „Cachot” auf, das Elternhaus der Heiligen, und sah den
Rosenkranz Bernadettes. Zum Abschluss betete er das „Ave Maria”. Auf dem Weg zur Grotte
– der dritten Station des Jubiläumsweges – winkten über 60.000 Pilger und Schaulustige
dem Papst zu. Die Menschenmenge in Lourdes trotzte dabei dem regnerischen Wetter.
und begrüßten Benedikt XVI. am Abend mit lang anhaltendem Applaus und zahlreichen
Spruchbändern an der Felsgrotte Massabielle, wo die 14-jährige Bernadette Soubirous
1858 die „Schöne Dame” 18 Mal gesehen hatte. Ein als Bernadette gekleidetes Mädchen
überreichte dem Papst beim Betreten der Grotte ein Glas mit Wasser aus der Quelle
der Felshöhle. Benedikt XVI. entzündete eine Kerze und kniete zum stillen Gebet nieder.
Maria sei ein „Zeichen der Hoffnung” .(rv) Zum Nachhören:
Lourdes:
Pilgern auf den Spuren Bernadettes Im Jubiläumsjahr der Marienerscheinungen
hat der Bischof von Lourdes, Jacques Perrier, in diesem Jahr dazu eingeladen, einen
eigenen Jubiläumsrundgang zu unternehmen. Es handelt sich um einen Weg in vier Etappen,
sozusagen in den überlieferten Fußspuren von Bernadette. Auch Papst Benedikt wird
bei seinem Besuch dieser Tage in Lourdes diesem Jubiläumsweg folgen. Unser Korrespondent
Mario Galgano hat mit einem Pilger gesprochen, der den Jubiläumsweg gut kennt. (rv) Der
Beitrag von Mario Galgano zum Nachlesen/hören:
Samstag
Abend in Lourdes: Papst nimmt an Lichterprozession teil Am Samstag Abend hat
Papst Benedikt XVI. an der traditionellen Lichterprozession in Lourdes teilgenommen.
In den Mittelpunkt seiner ersten Ansprache in dem Wallfahrtsort stellte er einen Appell
zu Hoffnung und Solidarität. In Lourdes habe Maria Hoffnung und Liebe aufleuchten
lassen, indem sie an diesem Ort den Kranken, Armen und Kleinen den ersten Platz einräume.
Der Papst erinnerte an unschuldige Opfer von Gewalt und Katastrophen, von Unterdrückung
und Verfolgung, an Arbeitslose, Kranke, Einsame und Migranten. Mit Maria zu beten
bedeute, sich den Leidenden zu öffnen.
Im Gebet öffne sich „eine leuchtende
Straße” in der Geschichte der Menschheit – auch in dunklen Augenblicken, wie sie Bernadette
Soubirous in ihrem Alltagsleben kannte. Benedikt schlug am Ende der Lichterprozession
einen Bogen zwischen dem einfachen Mädchen Bernadette, dem Licht von Massabielle und
dem Kreuz.
Stundenlang harrten die Gläubigen im strömenden Regen aus, um
gemeinsam mit Benedikt die marianische Prozession zu beschließen. In den Händen trugen
die Menschen die traditionellen Pilgerkerzen, die zum Refrain des „Ave Maria von Lourdes”
von den Menschen hochgehoben werden. Ein blinkendes Lichtermeer erstrahlte vor der
Wallfahrtsbasilika. Zum Anschluss betete Benedikt XVI. mit den Pilgern das Te Deum.
(rv) Zum Nachhören:
„Es
genügt zu lieben” - Kernsätze der Ansprache bei der Lichterprozession Die Lichterprozession
vermittelt unseren sinnlichen Augen das Geheimnis des Gebetes: In der Gemeinschaft
der Kirche, welche die Erwählten des Himmels und die Pilger der Erde miteinander vereint,
entspringt das Licht aus dem Gespräch zwischen dem Menschen und seinem Herrn, und
eine leuchtende Straße öffnet sich in der Geschichte der Menschen, auch in den dunkelsten
Augenblicken. Diese Prozession ist ein Moment großer kirchlicher Freude, aber auch
eine Zeit tiefen Ernstes: Die Anliegen, die wir mit uns tragen, unterstreichen unsere
tiefe Verbundenheit mit allen, die leiden.
Wir brauchen Licht und sind zugleich
berufen, Licht zu werden. Die Sünde macht uns blind; sie hindert uns daran, unsere
Mitmenschen führen zu können, und bewirkt, dass wir ihnen misstrauen und uns selber
nicht führen lassen. Wir haben es nötig, erleuchtet zu werden.
In diesem Wallfahrtsort
Lourdes, auf den die Christen der ganzen Welt ihren Blick richten, seit die Jungfrau
Maria hier die Hoffnung und die Liebe hat erstrahlen lassen, indem sie den Kranken,
den Armen und den Kleinen den ersten Platz zuwies, sind wir eingeladen, die Einfachheit
unserer Berufung zu entdecken: Denn es genügt zu lieben.
Die Erscheinungen
waren von Licht umflutet, und Gott hat im Blick von Bernadette eine Flamme entzündet,
die zahllose Herzen bekehrt hat. Wie viele Menschen kommen hierher, um ein Wunder
zu sehen, und hoffen vielleicht insgeheim, eines an sich selbst zu erfahren; auf dem
Heimweg, nachdem sie eine geistliche Erfahrung eines echten kirchlichen Lebens gemacht
haben, ändert sich dann ihr Blick auf Gott, auf die anderen und auf sich selbst. Eine
kleine Flamme, die sich Hoffnung, Mitleid und Zartgefühl nennt, wohnt in ihnen. Die
verborgene Begegnung mit Bernadette und mit der Jungfrau Maria kann ein Leben verändern,
denn sie sind an diesem Ort Massabielle gegenwärtig, um uns zu Christus zu führen,
der unser Leben, unsere Kraft und unser Licht ist. Mögen die Jungfrau Maria und die
heilige Bernadette Euch helfen, als Kinder des Lichtes zu leben, um alle Tage Eures
Lebens zu bezeugen, daß Christus unser Licht, unsere Hoffnung und unser Leben ist!
(rv) Zum Nachhören: Die Ansprache
im Volltext: http://www.oecumene.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=230732
Presseschau
am zweiten Tag Auch am zweiten Reisetag des Papstes stößt der Besuch in Frankreich
auf großes Medieninteresse. So haben am Samstag alle Zeitungen groß auf den Titelseiten
über den ersten Tag der Reise berichtet. Hier die Presseschau unseres Korrespondenten
Mario Galgano: Mit der Betonung der politischen Rolle der Religion hat Benedikt
ein hoch sensibles Thema aufgegriffen. So das Fazit der französischen Zeitung „Le
Monde” zum ersten Reisetages Benedikts. Die linksgerichtete Zeitung „Libération” kritisierte
hingegen, die Haltung des französischen Staatspräsidenten. Dieser sei „zu freundlich”
gegenüber Religionsgemeinschaften und insbesondere gegenüber der katholischen Kirche.
Die katholische Tageszeitung „La Croix” betonte hingegen, dass Benedikt XVI. die Trennung
von Kirche und Staat ausdrücklich gebilligt habe. Ihm sei aber ebenso wichtig gewesen,
darauf zu bestehen, dass die religiösen Führer die Möglichkeit haben müssten, die
Politik auf ihre Verantwortung hinzuweisen. Der erste Reisetag habe insgesamt zu einer
positiven Entwicklung für die katholische Kirche in Frankreich beigetragen. Gemäß
dem französischen „Le Parisien” haben nach einer aktuellen Umfrage 53 Prozent aller
Franzosen eine hohe Meinung vom Papst. (rv)
Kölner Hirte in Lourdes: „Hier
ist Weltkirche” Papst Benedikt XVI. hat den zweiten Teil seiner Frankreichreise
gestartet. Im Marienwallfahrtsort Lourdes empfangen ihn Tausende von Menschen. Unter
ihnen ist auch der Delegierte der Deutschen Bischofskonferenz, der emeritierte Kölner
Weihbischof Klaus Dick. Er sieht im Besuch des Papstes ein besonderes Zeichen der
Verbundenheit mit diesem Ort, sagte Dick unserem Kollegen Mario Galgano.
„Ich
glaube, dass dies bereits im Reiseprogramm deutlich wird. Papst Benedikt will als
Pilger hierher kommen. Deshalb hat er die Art und Weise des Besuchs wie sein Vorgänger
weitergeführt. Er möchte sich einreihen in die vielen Menschen, die hierher kommen
und sich als Pilger an die Gottesmutter wenden. Er möchte auch einen besonderen Kontakt
mit der Heiligen Bernadette aufgreifen.”
Warum auch den deutschen Katholiken
der Marienwallfahrtsort in Südwestfrankreich ans Herz gewachsen ist, hat für Dick
zwei Gründe:
„Einmal geht es sicherlich um die besondere Bedeutung der
Gottesmutter – die Erscheinungen waren ja kurz nach der Proklamation des Dogmas der
Unbefleckten Empfängnis Mariens – und ein zweiter Punkt ist, dass das Mädchen, das
die Erscheinungen erlebt hat, 1933 von Pius XI. heilig gesprochen wurde. Damit wurde
eine Gestalt vorgestellt, die der damaligen Zeit der Heroisierungen in Deutschland
total widerspricht.”
Der emeritierte Oberhirte wird mit den Delegierten
anderer Bischofskonferenzen an den Papstmessen in Lourdes konzelebrieren. Weihbischof
Dick:
„Ich bin als einer der vielen Bischöfe nach Lourdes gekommen – viele
habe ich in den vergangen zwei Tage bereits getroffen – um die Jubiläumsfeier mitzuzelebrieren.
Auf diese Weise möchte ich deutlich machen, dass sowohl der Heilige Vater als auch
der Wallfahrtsort eine große Bedeutung für die Weltkirche haben.” (rv) Hier
zum Nachhören
Frankreich:
Helfen in Lourdes Rund Millionen Pilger besuchen jedes Jahr Lourdes. Unter
ihnen befinden sich viele Kranke und ältere Menschen, die bei ihrer Ankunft und während
ihres Aufenthalts auf besondere Hilfe angewiesen sind. Sie alle werden von den freiwilligen
Helfern und Helferinnen der Hospitalité Notre Dame de Lourdes (NDL) in Empfang genommen
und begleitet. Die Helfer und Helferinnen kommen aus der ganzen Welt und tragen zum
reibungslosen Ablauf der Wallfahrten bei. Unter ihnen ist auch der Deutsche Seminarist
Christoph Werecki. Unser Korrespondent in Lourdes, Mario Galgano, begegnete ihm auf
den Jubiläumsweg. (rv) Hören Sie hier das Interview mit Christoph Werecki:
Stichwort: Lourdes Im Südwesten Frankreichs, im Département
Hautes-Pyrénées, liegt die kleine Stadt Lourdes. Lourdes ist einer der berühmtesten
Wallfahrtsorte der Welt. 1858 ist dort der damals 14-jährigen Müllerstochter Bernadette
Soubirous 18 Mal Maria erschienen, die Quelle in der Grotte geht auf eine dieser Erscheinungen
zurück. Nach Worten Bernadette Soubirous beauftragte Maria sie damit, eine Kirche
an der Grotte zu errichten. 1862 wurden die Erscheinungen vom Ortsbischof, 1891 von
Papst Leo XIII. anerkannt. Bernadette wurde am 8. Dezember 1933 heilig gesprochen.
Jahr für Jahr reisen mehrere Millionen Pilger, darunter auch Zehntausende Kranke
und Behinderte, nach Lourdes. Immer wieder kommt es zu unerklärlich anmutenden Heilungen,
die durch ein internationales Ärztekomitee geprüft werden. 30.000 Heilungen soll es
bislang gegeben haben; 6.000 sind dokumentiert, 2.000 gelten als „medizinisch unerklärlich”.
Die Zahl der kirchlich anerkannten Wunderheilungen liegt bei 67. Dem so genannten
Lourdes-Wasser aus der Quelle nahe der Mariengrotte werden heilende Kräfte zugeschrieben.
Nach Paris verzeichnet Lourdes mit seinen rund 16.000 Einwohnern die zweithöchste
Zahl an Hotelbetten und Übernachtungen in Frankreich. Regelmäßig tagt hier die Vollversammlung
der Französischen Bischofskonferenz. Papst Benedikt XVI. wird am Samstag Nachmittag
in Lourdes eintreffen. (rv/kna)
Stichwort: Bernadette Soubirous Bernadette
Soubirous wurde am 7. Januar 1844 in Lourdes geboren. Sie wuchs zusammen mit ihren
Eltern Francois und Louise in ärmlichen Verhältnissen auf. Bereits in früher Kindheit
zog Bernadette sich ein Asthmaleiden zu, auch wurde ihr ein Zurückhalten der körperlichen
Entwicklung zugeschrieben. Am 11. Februar 1858 ging Bernadette mit ihrer Schwester
und einer Freundin zur nahen Grotte Massabielle, um am Fluss Gave da Pau Holz zu sammeln.
Dort soll Bernadette oberhalb der Grotte in einer kleinen Nische das erste Mal Maria
erschienen sein: „Sie hatte ein weißes Kleid, einen blauen Gürtel und eine goldene
Rose in der Farbe ihres Rosenkranzes auf jedem Fuß. Als ich das sah, rieb ich mir
die Augen, weil ich dachte, mich zu täuschen.” Nach dieser Begegnung soll Maria
ihr weitere siebzehn Male erschienen sein. Bernadette trat 1866 in das Kloster
Saint-Gildard der Barmherzigen Schwestern in Nevers ein, wo sie ein zurückgezogenes
und bescheidenes Leben führte. Von Pius XI. wurde sie am 14. Juni 1925 selig, am 8.
Dezember 1933 heilig gesprochen. Ihr Festtag ist der 16. April. (rv)
Stichwort:
Grotte von Massabielle Als Bernadette Soubirous am 11. Februar 1858 zum ersten
Mal Maria erschien, entsprang in der Grotte von Massabielle eine Quelle. Diese ist
heute das Ziel der zahlreichen Pilger, die aus aller Welt anreisen. Dem Wasser aus
der Grotte (etwa 120.000 Liter fließen täglich) wird nachgesagt, dass es heilende
Kräfte haben soll, die durch eine Reihe von Wunderheilungen belegt wurden. An
der Stelle der Marienerscheinung ziert eine Madonnenfigur die Grotte und in näherer
Umgebung befinden sich zahlreiche Kirchen, die Basilika der unbefleckten Empfängnis,
eine Rosenkranz-Basilika und ein Prozessionsplatz. Die Grotte von Massabielle
ist auch eine Station des Pilgerwegs, den Papst Benedikt am Samstagabend zum hundertfünfzigsten
Jubiläum der Marienerscheinung in Lourdes beschreiten wird. (rv)