„Gott segne Frankreich!“ Papst Benedikt XVI. hat seine Pastoralreise nach Frankreich
beendet; „nicht ohne Bedauern“, wie er in seiner kurzen Ansprache bei der Abschiedszeromie
am Flughafen Tarbes-Lourdes selbst sagte. Der Wunsch des Papstes an Frankreich: „Auf
seinem Boden herrsche Harmonie und menschlicher Fortschritt und die Kirche sei hier
wie ein Sauerteig, um, wie es ihr Auftrag ist, mit Weisheit und ohne Furcht zu zeigen,
wer Gott ist.“
Hier die Ansprache im Volltext:
Sehr geehrter Herr
Premierminister, liebe Kardinäle und Bischöfe, zivile und politische Autoritäten, sehr
geehrte Damen und Herren!
In dem Augenblick, in dem ich – nicht ohne Bedauern
– den Boden Frankreichs verlasse, bin ich Ihnen sehr dankbar dafür, dass Sie gekommen
sind, um mich zu verabschieden. Sie bieten mir so die Gelegenheit, erneut zu bekräftigen,
wie sehr diese Reise in Ihr Land mein Herz erfreut hat. Durch Sie, Herr Premierminister,
grüße ich auch den Herrn Präsidenten der Republik und alle Mitglieder der Regierung,
wie auch die zivilen und militärischen Autoritäten, die keine Mühen gescheut haben,
um zu einem guten Verlauf dieser gnadenvollen Tage beizutragen. Es ist mir ein Anliegen,
meinen Mitbrüdern im Bischofsamt, besonders Kardinal Vingt-Trois und Bischof Perrier,
wie auch allen Mitgliedern und den Mitarbeitern der französischen Bischofskonferenz
meine aufrichtige Dankbarkeit zum Ausdruck bringen. Es tut gut, unter Brüdern zu sein.
Ich danke auch den Bürgermeistern und den Stadträten von Paris und Lourdes. Nicht
vergessen will ich die Ordnungskräfte und die unzähligen freiwilligen Helfer, die
ihre Zeit und ihre Fähigkeiten zur Verfügung gestellt haben. Sie alle haben mit Hingabe
und Eifer für ein gutes Gelingen meiner vier Tage in Ihrem Land gearbeitet. Herzlichen
Dank!
Meine Reise ist wie ein Diptychon gewesen. Die erste Tafel stellt Paris
dar, eine Stadt, die ich gut kenne und die der Ort vielfältiger bedeutender Begegnungen
war. Ich habe die Gelegenheit gehabt, die Eucharistie auf der berühmten Esplanade
des Invalides zu feiern. Dort habe ich ein Volk lebendiger Christen getroffen – stolz
und stark in ihrem Glauben –, die ich anspornen wollte, weiterhin entschieden nach
der Lehre Christi und seiner Kirche zu leben. Ich konnte auch die Vesper mit den Priestern,
den Ordensleuten und den Seminaristen beten. Ich wollte sie in ihrer Berufung zum
Dienst für Gott und an den Nächsten bestärken. Ich habe auch einen Moment, leider
nur sehr kurz, aber wirklich intensiv, mit den Jugendlichen auf dem Vorplatz von Notre-Dame
verbracht. Ihre Begeisterung und ihre Zuneigung haben mir Kraft gegeben. Wie könnte
ich nicht an die wichtige Begegnung mit der Welt der Kultur im Institut de France
und im Collège des Bernardins erinnern! Wie Sie wissen, betrachte ich die Kultur und
ihre Vertreter als bevorzugte Vermittler im Dialog zwischen Glaube und Vernunft, zwischen
Gott und dem Menschen.
Die zweite Tafel des Diptychons meiner Reise zeigt
einen bedeutungsträchtigen Ort, der jeden Gläubigen anzieht und fasziniert. Lourdes
ist wie ein Licht in der Dunkelheit, in der wir uns suchend zu Gott hintasten. Maria
hat dort eine Tür zum Jenseits geöffnet, die uns zum Nachdenken anregt und uns anlockt.
Maria, porta caeli. Ich habe mich in diesen drei Tagen in ihre Schule begeben. Der
Papst hatte gleichsam die Pflicht, nach Lourdes zu kommen, um dort das hundertfünfzigjährige
Jubiläum der Erscheinungen zu feiern. Vor der Grotte von Massabielle habe ich für
Sie alle gebetet. Ich habe für die Kirche gebetet. Ich habe für Frankreich und für
die Welt gebetet. Die beiden heiligen Messen, die ich in Lourdes gefeiert habe, erlaubten
mir, mich mit den gläubigen Pilgern zu vereinen. Als einer von ihnen bin ich allen
vier Etappen des Jubiläumsweges gefolgt und habe die Pfarrkirche, dann den cachot
und die Grotte und schließlich die Kapelle des Hospizes besucht. Ich habe auch mit
den Kranken und für die Kranken gebetet, die dort gesundheitliche Heilung und geistliche
Hoffnung suchen. Gott wird sie nicht vergessen und ebenso wenig die Kirche. Wie jeder
gläubige Pilger wollte ich an der Lichterprozession und an der eucharistischen Prozession
teilnehmen. Sie lassen Bitten und Lobgesänge zu Gott aufsteigen. Lourdes ist auch
der Ort, wo die Bischöfe Frankreichs regelmäßig zusammenkommen, um gemeinsam zu beten
und die Eucharistie zu feiern, um über ihre Sendung als Hirten nachzudenken und sich
darüber auszutauschen. Ich wollte mit ihnen meine Überzeugung teilen, dass die Zeit
günstig ist für eine Rückkehr zu Gott.
Herr Premierminister, meine Mitbrüder
im Bischofsamt und liebe Freunde, Gott segne Frankreich! Auf seinem Boden herrsche
Harmonie und menschlicher Fortschritt und die Kirche sei hier wie ein Sauerteig, um,
wie es ihr Auftrag ist, mit Weisheit und ohne Furcht zu zeigen, wer Gott ist. Nun
kommt der Moment des Abschieds. Werde ich nochmals in Ihr schönes Land zurückkommen
können? Ich wünschte es und vertraue diesen Wunsch Gott an. Von Rom aus werde ich
Ihnen nahe bleiben, und wenn ich vor der Nachbildung der Lourdesgrotte innehalte,
die sich seit über hundert Jahren in den Vatikanischen Gärten befindet, werde ich
an Sie denken. Gott segne Sie!