2008-09-14 10:49:22

Papstmesse in Lourdes: Durch Maria zu Christus


RealAudioMP3 Mit einer großen Messe unter freiem Himmel hat Papst Benedikt XVI. am Sonntag der Marienerscheinungen in Lourdes vor 150 Jahren gedacht. Die Kirche in Frankreich ermutigte er dabei zu neuem missionarischem Geist. Vor allem junge Menschen rief er zu einem entschiedenen christlichen Einsatz in der Kirche und der Welt auf.

„Die erste Berufung des Heiligtums von Lourdes ist jene, ein Ort der Begegnung mit Gott im Gebet zu sein und ein Ort des Dienstes an den Brüdern, besonders durch die Aufnahme der Kranken, der Armen und all jener Menschen, die leiden.“
Das Wasser für den Ritus der Tauferinnerung war von der Lourdesquelle genommen, die in der Grotte während der Erscheinungen 1858 entsprungen war und in deren Wasser Pilger gebadet werden. 150.000 Gläubige hatten sich um die Altarinsel auf der „Prairie“ genannten Freifläche gegenüber der Grotte und den Badehallen versammelt. Lourdes ist ein internationaler Ort, mehrere Millionen Pilger kommen jährlich aus aller Welt hierher. Auch der Gottesdienst mit dem Oberhaupt der Weltkirche zeugte davon, Lieder, Fürbitten und Lesungen wurden in verschiedenen Sprachen vorgetragen. Mächtig wirkte die Musik in diesem Gottesdienst; Pauken ertönten und Trompeten erschallten zum Fest Kreuzerhöhung.
Papst Benedikt:
„Die Kirche lädt uns ein, dieses glorreiche Kreuz voll Stolz zu erheben, damit die Welt sehen kann, wie weit die Liebe des Gekreuzigten zu den Menschen gegangen ist. Sie lädt uns ein, Gott zu danken, denn von einem Baum, der den Tod gebracht hat, ist das Leben neu hervorgegangen. … Mitten unter uns ist jener, der uns so sehr geliebt hat, dass er sein Leben für uns hingegeben hat, jener, der jeden Menschen einlädt, vertrauensvoll zu ihm zu kommen.“

Lourdes ist einer der größten Marienwallfahrtsorte überhaupt; doch die Botschaft bleibt nicht beim Bild der Licht umstrahlten „schönen Dame“ stehen. Lourdes will durch Maria zu Christus führen. Ihre erste Erscheinung vor Bernadette begann mit dem Kreuzzeichen, erinnerte auch der Papst.
Mehr als um ein einfaches Zeichen handelt es sich dabei um eine Einführung in die Geheimnisse des Glaubens, die Bernadette von Maria erhält. Das Kreuzzeichen ist gewissermaßen die Zusammenfassung unseres Glaubens, denn es sagt uns, wie weit Gottes Liebe zu uns gegangen ist.“

Die Universalität dieser Liebe Gottes zu den Menschen habe Maria bei ihren Erscheinungen hier in Lourdes offenbart.
„Sie lädt alle Menschen guten Willens ein, alle, die seelisch oder körperlich leiden, die Augen zum Kreuz Jesu zu erheben, um dort die Quelle des Lebens, die Quelle des Heils zu finden. … Heute kommt Maria uns entgegen, um uns die Wege für eine Erneuerung des Lebens unserer Gemeinden und unseres eigenen Lebens aufzuzeigen.“

Die Kirche habe einen klaren Auftrag - weltweite Verkündigung. In der Annahme des Sohnes liege eine Kraftquelle, so Benedikt XVI. weiter, an der die Kirche sich für ihren Dienst stärken könne.
„Jesus, geboren von Maria, ist der Sohn Gottes, der einzige Erlöser aller Menschen, der in seiner Kirche und in der Welt lebt und wirkt. Die Kirche hat überall in der Welt die Sendung, diese eine Botschaft zu verkünden und die Menschen einzuladen, sie durch eine echte Bekehrung des Herzens aufzunehmen.“

Nach dem Dialog über die Trennung von Kirche und Staat, dem Plädoyer für die Rückbesinnung auf christliche Wurzeln in Paris folgte an diesem Sonntag ein Appell an die Kirche Frankreichs:
„Im Gefolge der großen Glaubensboten Eures Landes möge der missionarische Geist, der im Lauf der Jahrhunderte so viele Männer und Frauen Frankreichs erfüllt hat, weiterhin Euer Stolz und Eure Aufgabe sein.“

Doch die Botschaft Marias, ihre Glaubensunterweisung an Bernadette, gelte auch jedem Einzelnen, so der Papst. Mit dem Blick auf Maria finde der Mensch seine Würde wieder.
„Sich ganz Gott überlassen bedeutet den Weg der wahren Freiheit finden. Denn wenn er sich zu Gott wendet, wird der Mensch er selbst. Er findet seine ursprüngliche Berufung als Person wieder, die nach dem Bild Gottes und ihm ähnlich geschaffen ist.“

Maria lädt zum Gebet ein - für den Christen eine unverzichtbare Kraftquelle, mahnte der Papst:
„Wer betet, vertut nicht seine Zeit, selbst wenn die Situation alle Anzeichen der Dringlichkeit besitzt und einzig zum Handeln zu treiben scheint. … Sich ganz von den Aktivitäten in Anspruch nehmen lassen bringt die Gefahr mit sich, dass das Gebet seine spezifische christliche Bedeutung und seine wahre Wirksamkeit verliert.“
Auch das in Lourdes so zentrale Rosenkranzgebet führe letztlich „zur Betrachtung des Antlitzes Christi“. Wie die Kirche als Ganzes rufe die Botschaft von Lourdes auch einzelne Männer und Frauen in die Nachfolge, so Benedikt, der die zahlreichen jungen Pilger und Freiwilligen in Lourdes einmal mehr zum entschiedenen „Ja“ zu einer christlichen Berufung animierte, in der Ehe, als Priester oder in einer Ordensgemeinschaft.

Er selbst, betonte der Papst, nenne Maria gern „Stern der Hoffnung“.
Auf den Wegen unseres Lebens, die so oft dunkel sind, ist sie das Licht der Hoffnung, das uns erleuchtet und uns auf unserm Pfad die Richtung weist. Durch ihr ,Ja’, durch das großherzige Geschenk ihrer selbst hat sie Gott die Türen unserer Welt und unserer Geschichte geöffnet. Und sie lädt uns ein, wie sie in einer unerschütterlichen Hoffnung zu leben und nicht auf jene zu hören, die behaupten, wir seien Gefangene des Schicksals.“
Ihre mütterliche Gegenwart begleite alle Männer und Frauen, die Familien und Nationen. Auch im abschließenden Angelusgebet ging der Papst in seinen Grußworten darauf noch einmal ein. Seine Worte auf Deutsch:
Von Herzen grüße ich die Pilger deutscher Sprache hier in Lourdes, besonders die Kranken, sowie alle, die über Rundfunk und Fernsehen mit uns verbunden sind. Maria ist unsere Mutter. Mit ihrer mütterlichen Fürsorge ist sie uns nahe. Dies dürfen wir immer wieder erfahren, gerade auch an diesem Wallfahrtsort. Als ihre Kinder wollen wir Maria unser Leben anvertrauen – Freuden und Sorgen, Krankheit und Leid, all unsere Anliegen. Denn wir wissen: Maria führt uns sicher zu ihrem Sohn Jesus Christus, dem Quell der Hoffnung und des Heils. Der Herr schenke euch und euren Lieben die Fülle seiner Gnade.“

(rv 14.09.2008 bp)








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