Am Sonntagabend ist
der Papst in Lourdes mit den französischen Bischöfen zusammengetroffen. In einer
Grundsatzrede schnitt Benedikt XVI. die aktuellen Probleme in der katholischen Kirche
in dem Land an. So hat er der Debatte über die Trennung von Kirche und Staat neue
Nahrung gegeben, indem er dazu aufrief, die Signale von Präsident Nicolas Sarkozy
für eine „positive Laizität“ aufzugreifen. Gegenüber den Bischöfen unterstrich der
Papst, dass in Frankreich „ein neuer Weg gefunden werden muss, um die eigenen christlichen
Wurzeln auslegen zu können“. Die Unterscheidung zwischen Politik und Religion bleibe
aber notwendig, denn die Kirche „beanspruche für sich nicht die Stelle des Staates“.
Im Sitzungssaal „Hémicycle Sainte-Bernadette“ in Lourdes betonte der Papst in seiner
Ansprache an die französische Bischofskonferenz auch die Rolle des Bischofs. Die Gläubigen
sollten dabei die katholischen Oberhirten „mit Zuneigung und Respekt begegnen“. Auch
rief Benedikt die Katholiken in Frankreich auf, die Priesterberufungen zu fördern.
Zwar bekennen sich offiziell 80 Prozent der etwa 61 Millionen Franzosen heute zum
katholischen Glauben, allerdings ist die Zahl der praktizierenden Katholiken seit
Jahren ebenso stark rückläufig wie die der Priester. Der Papst sprach auch sein Motu
Proprio „Summorum Pontificum“ an: Benedikt hoffe, dass die Gemüter sich bald beruhigen
und es in absehbarer Zeit zu einer „für alle befriedigenden Lösung“ komme. Jeder Gläubige
müsse sich in der katholischen Kirche „zuhause fühlen“. – Die katholische Kirche in
Frankreich zählt zu den traditionsreichsten und geistesgeschichtlich bedeutendsten
in Europa. Die Bischofskonferenz zählt 108 amtierende Mitglieder. Die französische
Kirche ist geprägt von der 1905 gesetzlich verankerten Trennung von Kirche und Staat.