Eucharistische Prozession: „Sich in Seinen Wunden bergen“
Papst Benedikt XVI.
hat am Sonntag Abend an einer Eucharistischen Prozession in Lourdes teilgenommen.
Zum Ende des Weges mit dem Altarsakrament stieß er im weißen Chormantel zu der Menschenmenge
hinzu, die sich vor einem großen Anbetungsaltar eingefunden hatte. Es war auf
der ganzen Reise wohl der intimste und geistlich dichteste Augenblick. Benedikt XVI.
kniete mit den Pilgern vor der ausgesetzten Hostie. Er verharrte in stiller Anbetung
und meditierte über das Sakrament der Eucharistie, über Tod und Auferstehung Jesu
Christi und die Bedeutung für das Leben eines Christen.
„Herr Jesus, Du
bist hier zugegen! Und Ihr, meine Brüder, meine Schwestern, meine Freunde, auch
Ihr seid mit mir hier vor Ihm zugegen! Herr, vor zweitausend Jahren warst
Du bereit, auf ein Schmähkreuz zu steigen, um dann aufzuerstehen und immer bei uns
zu bleiben, bei Deinen Brüdern und Deinen Schwestern. Und Ihr, meine Brüder,
meine Schwestern, meine Freunde, Ihr seid bereit, Euch von Ihm ergreifen
zu lassen.
Wir betrachten Ihn. Wir beten
Ihn an. Wir lieben Ihn und streben danach, Ihn mehr zu lieben.“
Er
sprach in seinem Gebet eigens die Nöte der oft kranken Pilger an.
„Sei
es, dass wir gehen können oder an ein Bett der Schmerzen gefesselt sind, sei es, dass
wir in der Freude wandeln oder uns in einer seelischen Wüste befinden (vgl. Num 21,5),
Herr, nimm uns alle in Deine Liebe hinein: in die unendliche Liebe, die ewig die Liebe
des Vaters für den Sohn und des Sohnes für den Vater ist, jene des Vaters und des
Sohnes für den Geist wie auch jene des Geistes für den Vater und für den Sohn.“
Mit
marianisch geprägten Worten stellte sich der Papst an die Seite der nach Gott suchenden
Menschen:
„Lass dich von Ihm ergreifen! Schau nicht mehr auf deine Wunden,
schau auf seine. Schau nicht mehr auf das, was dich noch von Ihm und von den anderen
trennt; betrachte den unendlichen Abstand, den Er überwunden hat, als Er dein Fleisch
annahm, als Er auf das Kreuz gestiegen ist, das ihm die Menschen bereitet haben, und
als Er sich in den Tod hat schicken lassen, um uns seine Liebe zu zeigen. In seine
Wunden nimmt Er dich auf; in seinen Wunden birgt Er dich. Weise Seine Liebe nicht
ab!“
Benedikt rezitierte ein Gebet Charles de Foucaulds:
„Mein
Vater, ich lege mich in deine Hände; mein Vater, ich vertraue mich dir an. Mein Vater,
ich überlasse mich dir; … Wenn nur dein Wille sich an mir erfüllt, mein Gott, und
an allen deinen Geschöpfen, an allen deinen Kindern, an allen, die dein Herz liebt,
so ersehne ich weiter nichts, mein Gott …“ (Méditation sur les Saintes Évangiles).
Diese Erfahrung könne der Christ nicht für sich behalten :
„Ihr
alle, die Ihr vor Euren Augen die unendliche Erniedrigung des Sohnes Gottes und die
unendliche Herrlichkeit der Auferstehung seht, verharrt in Stille und betet Euren
Herrn an, unseren Meister und Herrn Jesus Christus. Verharrt in Stille, dann sprecht
und sagt der Welt: Wir können nicht mehr verschweigen, was wir wissen. Geht und verkündet
der ganzen Welt die Wundertaten Gottes, der in jedem Augenblick unseres Lebens zugegen
ist, an jedem Ort der Erde. Gott segne und beschütze uns, Er führe uns auf dem Weg
zum ewigen Leben, Er, der das Leben ist, in alle Ewigkeit. Amen.” Benedikt
XVI. spendete zum Schluss der Andacht den eucharistischen Segen. Danach ging es zur
„Ermitage St. Joseph“, der Unterkunft des Pontifex.