Das Licht von Lourdes - Kernsätze bei der Lichterprozession
Im Gebet öffnet sich
„eine leuchtende Straße“ in der Geschichte der Menschheit – auch in dunklen Augenblicken,
wie sie Bernadette Soubirous in ihrem Alltagsleben kannte. Papst Benedikt hat bei
seiner Rede vor der Pilgerschar in Lourdes am Ende der Lichterprozession einen Bogen
geschlagen zwischen dem einfachen Mädchen Bernadette, dem Licht von Massabielle und
dem Kreuz. Hier die Kernsätze der Ansprache:
Durch den Mund Bernadettes hören
wir die Bitte der Jungfrau Maria an uns, in Prozession hierher zu kommen, um
in Einfachheit und mit Eifer zu beten. Die Lichterprozession vermittelt unseren sinnlichen
Augen das Geheimnis des Gebetes: In der Gemeinschaft der Kirche, welche die Erwählten
des Himmels und die Pilger der Erde miteinander vereint, entspringt das Licht aus
dem Gespräch zwischen dem Menschen und seinem Herrn, und eine leuchtende Straße öffnet
sich in der Geschichte der Menschen, auch in den dunkelsten Augenblicken. Diese Prozession
ist ein Moment großer kirchlicher Freude, aber auch eine Zeit tiefen Ernstes: Die
Anliegen, die wir mit uns tragen, unterstreichen unsere tiefe Verbundenheit mit allen,
die leiden. Denken wir an die unschuldigen Opfer, die unter Gewalt, Krieg, Terrorismus
und Hungersnot leiden oder die die Folgen von Ungerechtigkeiten, Plagen und Unheil,
von Haß und Unterdrückung, von Angriffen auf ihre Menschenwürde und ihre Grundrechte,
auf ihre Handlungs- und Gedankenfreiheit zu tragen haben. Denken wir auch an jene,
die familiäre Probleme erleben oder die infolge von Arbeitslosigkeit, Krankheit, Gebrechen,
Einsamkeit oder ihrer Situation als Einwanderer leiden.
Wir brauchen Licht
und sind zugleich berufen, Licht zu werden. Die Sünde macht uns blind; sie hindert
uns daran, unsere Mitmenschen führen zu können, und bewirkt, daß wir ihnen mißtrauen
und uns selber nicht führen lassen. Wir haben es nötig, erleuchtet zu werden.
In
diesem Wallfahrtsort Lourdes, auf den die Christen der ganzen Welt ihren Blick richten,
seit die Jungfrau Maria hier die Hoffnung und die Liebe hat erstrahlen lassen, indem
sie den Kranken, den Armen und den Kleinen den ersten Platz zuwies, sind wir eingeladen,
die Einfachheit unserer Berufung zu entdecken: Denn es genügt zu lieben.
Morgen
wird uns die Feier der Kreuzerhöhung direkt ins Herz dieses Geheimnisses einführen.
Wie es in den Liedern vom Gottesknecht angekündigt wurde, ist der Tod Jesu ein Tod,
der zum Licht für die Völker wird.
Die Erscheinungen waren von Licht umflutet,
und Gott hat im Blick von Bernadette eine Flamme entzündet, die zahllose Herzen bekehrt
hat. Wie viele Menschen kommen hierher, um ein Wunder zu sehen, und hoffen vielleicht
insgeheim, eines an sich selbst zu erfahren; auf dem Heimweg, nachdem sie eine geistliche
Erfahrung eines echten kirchlichen Lebens gemacht haben, ändert sich dann ihr Blick
auf Gott, auf die anderen und auf sich selbst. Eine kleine Flamme, die sich Hoffnung,
Mitleid und Zartgefühl nennt, wohnt in ihnen. Die verborgene Begegnung mit Bernadette
und mit der Jungfrau Maria kann ein Leben verändern, denn sie sind an diesem Ort Massabielle
gegenwärtig, um uns zu Christus zu führen, der unser Leben, unsere Kraft und unser
Licht ist. Mögen die Jungfrau Maria und die heilige Bernadette Euch helfen, als Kinder
des Lichtes zu leben, um alle Tage Eures Lebens zu bezeugen, daß Christus unser Licht,
unsere Hoffnung und unser Leben ist! (rv 13.09.2008 gs)