Eine Woche vor der Eröffnung der bundesweit ersten Synagoge in einer ehemaligen Kirche
spitzen sich Querelen in der Jüdischen Kultusgemeinde Bielefeld zu. Im vergangenen
Jahr hatte die Gemeinde die frühere Paul-Gerhardt-Kirche gekauft und zur Synagoge
umgebaut. Nun soll sie am 21. September – gegen Widerstände in den eigenen Reihen
– feierlich eingeweiht werden. Unter den geladenen Ehrengästen ist auch der nordrhein-westfälische
Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU). Im Februar hatte eine Mehrheit der Gemeindemitglieder
den bisherigen Vorstand – Irith Michelsohn und Paul Yuval Adam – abgewählt und einen
neuen Vorstand gewählt. Doch da die Wahl angefochten wurde, kam es bislang nicht zu
einer Amtsübergabe. Der neu gewählte Vorstand – bestehend aus Anna Petrowskaja und
Mark Mazur – richtete über seine Rechtsanwaltskanzlei an den Ministerpräsidenten die
Bitte, seine Teilnahme an der Einweihung zu überdenken. In dem Brief heißt es, der
Umbau der ehemaligen Kirche zur Synagoge sei „ausschließlich auf Betreiben des bisherigen
und jetzigen kommissarischen Vorstandes“ und „gegen den Widerstand nahezu der gesamten
Jüdischen Kultusgemeinde Bielefeld“ erfolgt. Hintergrund für die Ablehnung sei der
Widerstand von evangelischen Gemeindemitgliedern gegen den Kirchenverkauf gewesen.
Im vergangenen Jahr hatte eine Bürgerinitiative nach dem Bekanntwerden der Verkaufspläne
die Paul-Gerhardt-Kirche für drei Monate besetzt. (idea 14.09.2008 mc)