Anlass der Papstreise nach Frankreich ist das hundertfünfzigste Jubiläum der Marienerscheinung
in Lourdes. Wer war eigentlich dieses Mädchen Bernadette Soubirous, der im Jahr
1858 "die weiße Dame" erschien?
Bernadette Soubirous kam am 7. Januar 1844
in Lourdes zur Welt. Sie war das älteste Kind ihrer Eltern Louise und Francois. Die
achtköpfige Familie lebte in tristen Verhältnissen im so genannten Cachot, dem ehemaligen
Stadtgefängnis von Lourdes. Bereits in früher Kindheit zog Bernadette sich ein Asthmaleiden
zu. Am 11. Februar 1858 ging Bernadette mit ihrer Schwester und einer Freundin
zur nahen Grotte Massabielle, um am Fluss Gave Holz zu sammeln. Dort erschien dem
14-jährigen Mädchen oberhalb der Grotte in einer kleinen Nische das erste Mal eine
geheimnisvolle „schöne Dame“: „Sie hatte ein weißes Kleid, einen blauen Gürtel und
eine goldene Rose in der Farbe ihres Rosenkranzes auf jedem Fuß. Als ich das sah,
rieb ich mir die Augen, weil ich dachte, mich zu täuschen.“ Innerhalb der folgenden
fünf Monate erblickte das Mädchen am selben Ort 17 weitere himmlische Erscheinungen.
Nach mehrmaligem Nachfragen gab die „Dame“ sich später zu erkennen: „Que soy èra
Immaculado Councepciou“ – „Ich bin die unbefleckte Empfängnis“. Sie versprach Bernadette,
sie im Jenseits glücklich zu machen, verlangte von ihr, für die Sünder zu beten und
wünschte die Errichtung einer Kapelle am Ort der Erscheinung, zu der man in Prozessionen
Wallfahrten unternehmen solle. Ein anderes Mal forderte sie Bernadette dazu auf, „an
die Quelle“ zu gehen und daraus zu trinken. Obwohl sie keine Quelle sah, kratzte Bernadette
in der Grotte Massabielle etwas Erde weg, woraufhin an dieser Stelle klares Wasser
sprudelte. Nach der letzten Erscheinung am 16. Juli 1858 führte Bernadette Soubirous
wieder ein ganz normales Leben. Sie sprach nie wieder über ihre ungewöhnlichen Erlebnisse.
1862 wurden ihre Marienvisionen dann nach strenger Prüfung durch eine bischöfliche
Kommission kirchenamtlich bestätigt. 1866 trat Bernardette in das Kloster Saint-Gildard
der Barmherzigen Schwestern in Nevers ein, wo sie ein zurückgezogenes und bescheidenes
Leben führte. Als Schwester trug sie den Namen „Marie-Bernard“. Sie pflegte aufopferungsvoll
Kranke und wurde selbst oft von Schmerzen gepeinigt. Zu ihren Mitschwestern sagte
sie, es sei ihre Aufgabe, krank zu sein, was bei diesen auf Unverständnis stieß. Im
Kloster schob man die Ablegung ihres Gelübdes immer wieder hinaus, um die „Seherin
von Lourdes“ vor Hochmut zu bewahren. Am 16. April 1879 starb die unter Atemnot
und Herzbeklemmungen leidende Bernadette im Alter von nur 35 Jahren in Nevers-sur-Loire.
Ihre letzten Worte waren: „Heilige Maria, Muttergottes, bitte für mich arme Sünderin“.
Anlässlich ihrer Seligsprechung am 14. Juni 1925 wurde ihr Grab geöffnet. Dabei
fand man ihren Leichnam unverwest vor, während ihr Leichentuch vermodert und ihr Sterbekreuz
verrostet war. Heute ruht der unverweste Leichnam von Bernadette in einem kostbaren
Glasschrein der Kirche des Klosters Saint-Gildard von Nevers-sur-Loire. Papst
Pius XI. (1857–1939) sprach Bernadette Soubirous am 8. Dezember 1933 heilig. Ihr Festtag
ist der 16. April. (rv 13.09.2008 lj)