Benedikt XVI. ist in Frankreich. Am Freitag traf er in Paris ein, wo er bei seiner
ersten Ansprache die Trennung zwischen Staat und Kirche würdigte. Allerdings leiste
Religion einen wichtigen Beitrag zu einem ethischen Grundkonsens in der Gesellschaft,
meinte der Papst im Elysée-Palast, dem Amtssitz von Präsident Sarkozy. Am Abend hielt
Benedikt eine große Rede zum Thema Glaube und Vernunft. Dabei warnte er vor davor,
die Gottesfrage ins Subjektive abzudrängen – das wäre eine „Kapitulation der Vernunft”
und ein schwerwiegender „Absturz der Humanität“. Bei dem Treffen mit rund 700 Vertretern
des Kulturwesens nahmen auch Delegierte der muslimischen Gemeinschaft Frankreichs
Teil. Mit Vertretern des Judentums hatte sich das Kirchenoberhaupt aus Achtung der
Sabbatgebote bereits am Freitag Nachmittag getroffen. In der Kathedrale Notre Dame
feiert Papst Benedikt am Abend die Vesper mit Ordensleuten und Mitgliedern des Klerus,
auch Gläubige anderer christlicher Konfessionen nehmen daran teil. Auf dem Vorplatz
findet eine Gebetswache mit Jugendlichen statt, an die der Papst nach der Vesper ein
Grußwort richtet. Gegen Mitternacht bilden die Katholiken einen Lichterzug von Notre-Dame
zu den „Invaliden“, wie die Militäranlage mit der markanten goldenen Kuppel in der
Nähe des Eiffelturms heißt. Dort, auf dem weitläufigen Vorplatz, feiert der Papst
am Samstagvormittag eine Messe, zu der bis zu 300.000 Gläubige erwartet werden. Anschließend
reist er weiter in den südfranzösischen Wallfahrtsort Lourdes. Dort nimmt er bis Montag
an den Feiern zum 150. Jahrestag der Marienerscheinungen teil. (rv)
„Fliegende
Pressekonferenz“: Motu Proprio macht Konzil nicht rückgängig Papst Benedikt
XVI. hat klargestellt, dass er die vom Zweiten Vatikanischen Konzil begonnene Liturgiereform
nicht rückgängig machen will. Derartige Befürchtungen seien „absolut unbegründet“,
antwortete das Kirchenoberhaupt auf Journalistenfragen während seines Flugs nach Paris
am Freitag. Die von ihm selbst verfügte allgemeine Wiederzulassung der alten Messe
als „außerordentlicher Ritus” stelle einen „Akt der Liebe und der pastoralen Toleranz”
für Gläubige dar, die von der vorkonziliaren Gottesdienstform geprägt seien. „Es ist
klar, dass die erneuerte Liturgie die ordentliche Liturgie der Kirche ist“, betonte
der Papst. Es gebe keinerlei Gegensatz zwischen der Liturgie des Konzils und der tridentinischen
Form des Feierns, so Benedikt XVI. „Es handelt sich um eine natürliche Entwicklung
der Liturgie dieses Jahrhunderts, aber die Entwicklung, auch wenn sie sich entwickelt,
bewahrt ihre Identität.” Die erneuerte Liturgie betone stärker die gemeinschaftliche
Teilnahme am Gottesdienst, sie sei aber mehr als nur eine Versammlung einer Gemeinschaft.
- In Frankreichs Kirche sind die Traditionalisten eine relativ starke Gruppe. (kna)
Empfang durch Präsident Sarkozy auf dem Flughafen Orly Papst
Benedikt ist am Freitag Vormittag auf dem Flughafen Orly gelandet. Um 11.12 Uhr öffneten
sich die Türen der Alitalia-Maschine, die das Kirchenoberhaupt von Rom-Fiumicino aus
nach Paris-Orly gebracht hatte. Staatspräsident Nicolas Sarkozy hieß den Papst willkommen.
Diese protokollarische Ehre hatte Sarkozy bislang nur dem ehemaligen südafrikanischen
Präsidenten Nelson Mandela erwiesen. Begleitet wurde er von Ehefrau Carla Bruni und
dem Pariser Erzbischof Kardinal André Vingt-Trois. Die Eröffnungszeremonie sah keine
Ansprachen vor, Benedikt nahm die militärischen Ehren entgegen und begrüßte einige
Mitglieder des französischen Episkopats. Die offiziellen Reden und der Besuch im Elysée-Palast
folgten ab 12 Uhr 30. In seiner Botschaft an das Volk der „geliebten Grande Nation”
hatte der Papst vor der Abreise betont, er käme als „Bote des Friedens und der Brüderlichkeit”
nach Frankreich. Benedikt XVI. ist in Paris zu Gast in der Apostolischen Nuntiatur.
(rv) Im Elysée-Palast: Papst und Sarkozy betonen Dialog und Toleranz Papst
Benedikt XVI. hat zum Auftakt seines Frankreichbesuchs die grundsätzliche Trennung
von Religion und Politik gewürdigt. Im Pariser Elysée-Palast wies er am Freitag Mittag
aber auch auf die wichtige Rolle von Religion für die Gesellschaft hin. Hier ein ausführlicher
Bericht über den Auftakt der Visite. Elf Uhr an diesem Freitag: Die Alitalia-Maschine
mit Benedikt an Bord setzt in Paris auf. Das Wetter ist grau und windig; Präsident
Sarkozy ist selbst zum Flughafen Orly gekommen, um den Papst zu begrüßen – protokollarisch
stellt das eine besondere Ehre dar. An der Seite des staatsmännisch dreinblickenden
Sarkozy ist seine dritte Frau, Carla Bruni, im grauen Kostüm; sie kann eine gewisse
Nervosität nicht überspielen. Der Papst im weißen Gewand verlässt das Flugzeug, grüßt
das Präsidentenehepaar und den Pariser Kardinal André Vingt-Trois – den Boden küsst
er nicht. Ein paar herzliche Worte zwischen Papst und Präsident, ein Handschlag für
Bischöfe und einige Staatsvertreter, ein breites Lächeln des französischen Kardinals
Etchegaray, der im Schlepptau Benedikts seine Heimat besucht – dann fährt der Papst
mit einer dunklen Limousine zum Elysée-Palast im Pariser Zentrum, „rive droite“, nicht
weit von den Champs-Elysées. Dort im Hof des Palastes salutiert die Ehrengarde
mit weißen Handschuhen und gezogenem Säbel, als das Papst-Auto um 12.30 Uhr vorfährt.
Nicolas Sarkozy empfängt ihn auf der Treppe, und gleich im Innern drückt auch Premierminister
Francois Fillon dem Gast aus Rom die Hand. Dann geht es zu einer Besprechung Papst-Präsident
ins obere Stockwerk des Elysée; zum Schluss des Gesprächs kommen u.a. Carla Bruni,
Sarkozys Mutter und einer seiner Söhne hinzu. Benedikt schenkt dem Präsidenten einen
Piranesi-Stich der Lateran-Basilika, deren Ehren-Domherr Sarkozy seit Dezember letzten
Jahres ist und wo er eine Grundsatzrede über Laizität gehalten hat; von Sarkozy bekommt
er ein Porträt sowie eine alte Ausgabe des Pariser Naturwissenschaftlers und christlichen
Denkers Blaise Pascal. Dann freundlicher Applaus für Benedikt in der „Salle des fetes“,
wo er Vertreter von Staat und Regierung trifft. Ehrengast ist übrigens ein Bruder
des unlängst im Irak ermordeten chaldäischen Erzbischofs von Mossul Faraj Raho. Auf
einem kleinen Podium mit den Fahnen des Vatikans, Frankreichs und Europas ergreift
zunächst Sarkozy die Gelegenheit, von neuem für sein Konzept der „positiven Laizität”
des Staates zu werben. Der Dialog mit den Religionen sei legitim für eine Demokratie
und entspreche der Laizität. Insbesondere die christliche Religion, mit der Frankreich
eine lange Geschichte teile, sei ein lebendiges Erbe des Nachdenkens über Gott, den
Menschen und die Gesellschaft. „Es wäre verrückt, sich dessen zu berauben. Es wäre
ein Vergehen gegen die Kultur und gegen die Vernunft“, so Sarkozy: Eine positive,
offene Laizität sei eine Einladung zu Dialog, Toleranz und Respekt. Nicht ohne Pathos
warnt der Präsident vor neuen Religionskriegen - das Gespräch mit und unter den Religionen
sei eines der großen Themen des 21. Jahrhunderts. Die politisch Verantwortlichen könnten
nicht umhin, sich dafür zu interessieren. Aber sie könnten nur dann zu diesem Dialog
beitragen, wenn sie die Religionen respektierten. Sarkozy erwähnt, dass er sich auch
im saudischen Riad persönlich für das Gespräch der Religionen engagiert habe – und
er zitiert an einer Stelle seiner Rede sogar den Dalai Lama. Der Papst nimmt den Ball
namens „positive Laizität” dann in seiner Rede auf, weitet aber den Blick und spricht
von seiner Sorge über die Umwelt, über neues Säbelrasseln in der Welt, über Schwierigkeiten
beim Bau der Europäischen Union. Noch einmal ein herzlicher Händedruck zwischen den
beiden Staatschefs, dann fährt Benedikt weiter in die nahe gelegene Nuntiatur. (rv/kna)
Hier zum Nachhören
Die
Kernsätze der Ansprache Benedikts im Elysée-Palast In der ersten Ansprache
im Pariser Elysée-Palast erinnerte der Papst an den wichtigen Beitrag der Religion
für die ethischen Normen der Gesellschaft. Bei offiziellen Empfang am Sitz des Staatspräsidenten
beklagte das Kirchenoberhaupt die wachsende Distanz zwischen Arm und Reich und rief
zu konkreten Maßnahmen gegen den Klimawandel auf. Mit Blick auf die Europa-Politik
warnte Benedikt XVI. vor „der Gefahr eines Widererstehens alten Misstrauens“. Frankreich
aufgrund seiner Geschichte sei in der derzeitigen EU-Ratsspräsidentschaft dazu berufen,
„Europa zu helfen,…den Frieden aufzubauen“. Hier Kernsätze der Ansprache: „Gegenwärtig
erfreut sich die Kirche in Frankreich einer Ordnung der Freiheit. Das Misstrauen der
Vergangenheit hat sich allmählich in einen sachlichen und positiven Dialog verwandelt,
der sich zunehmend festigt. … Wir wissen, dass einige Bereiche des Dialogs noch offen
sind, die wir mit Entschiedenheit und Geduld nach und nach in Angriff nehmen und bereinigen
müssen… Ich bin überzeugt, dass in dieser geschichtlichen Zeit, in der die Kulturen
sich immer mehr verflechten, ein neues Nachdenken über den wahren Sinn und die Bedeutung
der Laizität notwendig geworden ist. In der Tat ist es grundlegend, einerseits auf
die Unterscheidung zwischen politischem und religiösem Bereich zu bestehen, um sowohl
die Religionsfreiheit der Bürger als auch die Verantwortung des Staates, die er ihnen
gegenüber hat, zu gewährleisten, und sich andererseits deutlicher der unersetzlichen
Funktion der Religion für die Gewissensbildung bewusst zu werden und des Beitrags,
den die Religion gemeinsam mit anderen zur Bildung eines ethischen Grundkonsenses
innerhalb der Gesellschaft erbringen kann… Besorgt bin ich über die soziale Situation
der westlichen Welt, die leider durch eine schleichend wachsende Distanz zwischen
Reichen und Armen gekennzeichnet ist. Ich bin sicher, dass es möglich ist, gerechte
Lösungen zu finden, die über die notwendige unmittelbare Hilfe hinaus zum Kern des
Problems vordringen, um die Schwachen zu schützen und ihre Würde zu fördern… In
einem wesentlich weiteren Rahmen beunruhigt mich auch der Zustand unseres Planeten.
Mir scheint der Moment gekommen, konstruktivere Vorschläge zu machen, um das Wohl
der kommenden Generationen zu gewährleisten… Die Präsidentschaft der Europäischen
Gemeinschaft stellt für Ihr Land eine Gelegenheit dar, die Bedeutung, die Frankreich
gemäß seiner edlen Tradition den Menschenrechten und ihrer Förderung zum Wohl der
einzelnen wie der Gesellschaft zumisst, zu bezeugen. Insbesondere angesichts der Gefahr
eines Wiedererstehens alten Misstrauens, von Spannungen und Gegensätzen zwischen den
Nationen, was wir heute mit Sorge beobachten, ist Frankreich dazu berufen, Europa
zu helfen, innerhalb seiner Grenzen und auf der ganzen Welt den Frieden aufzubauen.
… Dabei ist andererseits daran zu erinnern, dass "die nationale Identität selbst nur
durch die Öffnung zu anderen Völkern und durch die Solidarität mit ihnen verwirklicht
werden kann" (Nachsynodales Schreiben Ecclesia in Europa, Nr. 112). (rv) Hier
zum Nachhören Das
ganze Redemanuskript finden Sie hier: http://www.oecumene.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=230355
Stichwort:
Katholische Kirche in Frankreich Die katholische Kirche in Frankreich zählt
zu den traditionsreichsten und geistesgeschichtlich bedeutendsten in Europa. Marksteine
ihrer Geschichte sind etwa im christlich geprägten Mittelalter die Taufe des Frankenkönigs
Chlodwig, die Reichskirche Karls des Großen und das „Zeitalter der Kathedralen“; weiter
die Religionskriege des 16./17. Jahrhunderts, die Auseinandersetzung zwischen Kirche
und Absolutismus, die Epoche der Aufklärung und die Französische Revolution. Rund
drei Viertel der gut 61 Millionen Einwohner Frankreichs sind heute katholisch. Doch
Bischöfe und Klerus beklagen die abnehmende Zahl praktizierender Katholiken sowie
der Priester. 16.553 Pfarreien gehören zu 98 Diözesen. Seit der Verstaatlichung ihres
Eigentums im Zuge der Französischen Revolution finanziert sich die Kirche allein durch
Spenden und Beiträge der Katholiken; Kirchensteuern gibt es nicht. Der Unterhalt von
Kirchengebäuden, die vor 1905 errichtet wurden, obliegt dem Staat; Neubauten muss
die Kirche selbst finanzieren. Die Bischofskonferenz zählt 108 amtierende Mitglieder.
Traditioneller Ort der Vollversammlungen ist der Nationalwallfahrtsort Lourdes. Alle
Bischöfe werden bei der Papstmesse am Sonntag und der Begegnung am Nachmittag teilnehmen.
Hier darf ein Wort zur aktuellen Lage der Kirche im Land erwartet werden. Nach
wie vor sehr aktiv ist die französische Kirche in den Bereichen Bildung und Medien.
Etwa 13 Prozent aller Grundschüler sowie 20 Prozent aller Oberschüler besuchen katholische
Einrichtungen. Im ländlichen Raum liegt diese Quote sogar bei 30 Prozent. (rv/kna)
Benedikt XVI.: „Antisemitismus ist unchristlich“ Papst Benedikt
XVI. hat erneut jede Form des Antisemitismus als unchristlich verurteilt. Bei einer
Begegnung mit Vertretern des Judentums in der Apostolischen Nuntiatur in Paris sagte
er am Freitag Nachmittag, es könne keinerlei theologische Begründung für den Antisemitismus
geben. Mit Berufung auf Pius XI. betonte der Papst: „Spirituell sind wir alle Semiten“
(Pius XI. am 6.9.1938). Außerdem erinnerte der Papst an die jüdischen Opfer des Zweiten
Weltkriegs. „Gott vergisst nicht“, unterstrich Benedikt. – Das Treffen des Papstes
mit jüdischen Vertretern fand aus Rücksicht auf den Sabbat bereits am Freitag um 17.00
Uhr statt. (rv) Das ganze Redemanuskript finden Sie hier: http://www.oecumene.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=230541
„Gottesfrage
nicht ins Subjektive abdrängen“ - Papstansprache vor Kulturschaffenden Am Freitag
Abend hat Papst Benedikt XVI. eine weitere große Rede zum Thema Glaube und Vernunft
gehalten. In der ehemaligen Zisterzensierschule „Collège des Bernardins“ warnte er
vor davor, die Gottesfrage ins Subjektive abzudrängen – das wäre eine „Kapitulation
der Vernunft“ und ein schwerwiegender „Absturz der Humanität“. Ausgangspunkt für die
Überlegungen des Kirchenoberhaupts waren das abendländische Mönchtum. Bei dem Treffen
mit rund 700 Vertretern des Kulturwesens nahmen auch Delegierte der muslimischen Gemeinschaft
Frankreichs teil. Der verstorbene Pariser Kardinal Jean-Marie Lustiger hatte schon
seit den 1990er Jahren den Plan verfolgt, an diesem Ort mittelalterlicher Theologie
und Philosophie eine Stätte des Dialogs von Glauben und moderner Kultur einzurichten.
Anfang September wurde das Collège neu eröffnet. Papst Benedikt schrieb hier eine
weiteres Kapitel seiner lebenslangen Auseinandersetzung von Glaube und Vernunft. (rv)
Die Kernsätze der Ansprache Benedikts XVI. in „Les Bernardins“ „Heute
Abend möchte ich zu Ihnen über die Ursprünge der abendländischen Theologie und die
Wurzeln der europäischen Kultur sprechen. … Dies ist ein Ort, der mit der Kultur des
Mönchtums zu tun hat. Geht uns das heute noch etwas an, oder begegnen wir dabei bloß
einer vergangenen Welt? Um darauf antworten zu können, müssen wir uns einen Augenblick
auf das Wesen des abendländischen Mönchtums selbst besinnen.“ Ziel der Mönche
war es nicht, Kultur zu schaffen, so der Papst.
„Ihr Ziel hieß: quaerere
Deum (Gott suchen). In der Wirrnis der Zeiten, in der nichts standzuhalten schien,
wollten sie das Wesentliche tun – sich bemühen, das immer Gültige und Bleibende, das
Leben selber zu finden. Sie waren auf der Suche nach Gott. … Gott hatte selbst Wegzeichen
ausgesteckt, ja, einen Weg gebahnt, den zu finden und zu gehen die Aufgabe war. Dieser
Weg war sein Wort, das in den Büchern der heiligen Schriften vor den Menschen aufgeschlagen
war. Die Suche nach Gott verlangt so von innen her eine Kultur des Wortes. … Weil
im biblischen Wort Gott unterwegs ist zu uns und wir zu ihm, darum muss man lernen,
in das Geheimnis der Sprache einzudringen, sie in ihrem Aufbau und in der Weise ihres
Ausdrucks zu begreifen. So werden gerade durch die Gottsuche die profanen Wissenschaften
wichtig, die uns den Weg zur Sprache zeigen.“
Bibliothek und Schule gehören
deshalb zum Kloster hinzu.
„Das Kloster dient der eruditio, der Formung
und Bildung des Menschen – Formung letztlich darauf hin, dass der Mensch Gott zu dienen
lerne. Aber dies schließt gerade auch die Formung des Verstandes, die Bildung ein,
durch die der Mensch in den Wörtern das eigentliche Wort wahrzunehmen lernt.“
Das
Wort mache wach für Gott füreinander, führe in eine Weggemeinschaft des Glaubens.
Deshalb muss es laut Benedikt XVI. „bedacht“ und „recht gelesen werden“. Ein nächster
Schritt:
„Das Wort Gottes bringt uns selber ins Gespräch mit Gott. … Für
das Beten vom Wort Gottes her reicht das Sprechen nicht aus, es verlangt Musik. …
Aus diesem inneren Anspruch des Redens mit Gott und des Singens von Gott mit den von
ihm selbst geschenkten Worten ist die große abendländische Musik entstanden. Es ging
nicht um private „Kreativität“, in der das Individuum sich selbst ein Denkmal setzt
und als Maßstab wesentlich die Darstellung des eigenen Ich nimmt. Es ging vielmehr
darum, wachsam mit den „Ohren des Herzens“ die inneren Gesetze der Musik der Schöpfung
selbst, die vom Schöpfer in seine Welt und in den Menschen gelegten Wesensformen der
Musik zu erkennen und so die gotteswürdige Musik zu finden, die zugleich dann wahrhaft
des Menschen würdig ist und seine Würde rein ertönen lässt.“
In den Heiligen
Schriften komme Gott „durch Menschenwort und Menschenwörter hindurch zu uns“. Gott,
so Benedikts Schlussfolgerung, rede nur durch Menschen, „durch deren Worte und deren
Geschichte zu uns“.
„Wir können es auch einfacher ausdrücken: Die Schrift
bedarf der Auslegung, und sie bedarf der Gemeinschaft, in der sie geworden ist und
in der sie gelebt wird. In ihr hat sie ihre Einheit, und in ihr öffnet sich der das
Ganze zusammenhaltende Sinn. … Durch das zunehmende Wahrnehmen der verschiedenen Sinndimensionen
wird das Wort nicht entwertet, sondern erscheint erst in seiner ganzen Größe und Würde.“
Das
Christentum sei also „nicht einfach eine Buchreligion im klassischen Sinn“. „Immer
nur in der dynamischen Einheit des Ganzen sind die vielen Bücher ein Buch, zeigt sich
im Menschenwort und in der menschlichen Geschichte Gottes Wort und Gottes Handeln
in der Welt.“
Jede Art von Fundamentalismus sei damit ausgeschlossen, so
das Kirchenoberhaupt. „Die ganze Dramatik dieses Themas ist in den Schriften
des heiligen Paulus ausgeleuchtet. … „Der Herr ist der Geist. Wo aber der Geist des
Herrn ist, da ist Freiheit“ (2 Kor 3, 17).“
Diese Spannung von Bindung
und Freiheit, die weit über das literarische Problem der Schriftauslegung hinausreicht,
habe Denken und Wirken des Mönchtums bestimmt und die abendländische Kultur zutiefst
geprägt.
„Sie ist als Aufgabe auch unserer Generation gegenüber den Polen
von subjektiver Willkür und fundamentalistischem Fanatismus neu gestellt.“
Ausgehend
von grundlegenden Prinzipien des abendländischen Mönchtums zog Benedikt XVI. drei
wesentliche Schlussfolgerungen für die Gesellschaft von heute:
„Es wäre
ein Verhängnis, wenn die europäische Kultur von heute Freiheit nur noch als Bindungslosigkeit
auffassen könnte und damit unvermeidlich dem Fanatismus und der Willkür in die Hand
spielen würde. Bindungslosigkeit und Willkür sind nicht Freiheit, sondern deren Zerstörung.“
Stichwort:
Ora et labora. In der griechischen Welt galt die körperliche Arbeit als Sache der
Unfreien; und auch das „Machen“ der Welt war dem Demiurgen, einer untergeordneten
Gottheit vorbehalten.
„Anders der christliche Gott: Er, der eine, der wirkliche
und einzige Gott ist auch Schöpfer. Gott arbeitet; er arbeitet weiter in und an der
Geschichte der Menschen. In Christus tritt er als Person in die mühselige Arbeit der
Geschichte ein.“
Der Mensch als Gottes Ebenbild darf und kann sich am weltschöpferischen
Handeln Gottes beteiligen, so der Papst. Das gelte auch heute - in Maßen. Das Mönchtum
hat eine Kultur der Arbeit entwickelt,…
„ohne die das Werden Europas, sein
Ethos und seine Weltgestaltung nicht zu denken sind. Zu diesem Ethos müsste freilich
gehören, dass Arbeit und Geschichtsgestaltung des Menschen Mit-Arbeiten mit dem Schöpfer
sein will und von diesem Mit her ihr Maß nimmt. Wo dieses Maß fehlt und der Mensch
sich selber zum gottartigen Schöpfer erhebt, kann Weltgestaltung schnell zur Weltzerstörung
werden.“
Gott, Religion in der Gesellschaft von heute? In dieser Frage,
die gerade in Frankreich nicht fehlen darf, gipfelte die „lectio magistralis“ des
früheren Theologieprofessors. Frankreichs Kirche hatte sich ermutigende Worte des
Papstes erhofft. Für die ersten Christen sei Verkündigung, sei Mission, nie Propaganda
gewesen, sondern „innere Notwendigkeit, die aus dem Wesen ihres Glaubens folgte“.
Die Frohe Botschaft galt allen Menschen, Glaube war keine kulturelle Gewohnheit, sondern
gehörte zur der Wahrheit, die alle gleichermaßen anging.
„Die Neuheit der
christlichen Verkündigung besteht in einem Faktum: Er hat sich gezeigt. Aber dies
ist kein blindes Faktum, sondern ein Faktum, das selbst Logos – Gegenwart der ewigen
Vernunft in unserem Fleisch ist. Verbum caro factum est (Joh 1, 14). Gerade so ist
im Faktum nun Logos, ist Logos unter uns. Das Faktum ist vernünftig. Freilich bedarf
es immer der Demut der Vernunft, um es annehmen zu können; der Demut des Menschen,
die der Demut Gottes antwortet.“
Die Welt von heute sei voll von Bildern
vielfältiger Gottheiten, so der Papst.
„Gott ist wirklich für viele der
große Unbekannte geworden. Aber wie damals hinter den vielen Götterbildern die Frage
nach dem unbekannten Gott verborgen und gegenwärtig war, so ist auch die gegenwärtige
Abwesenheit Gottes im stillen von der Frage nach ihm bedrängt. Quaerere Deum – Gott
suchen und sich von ihm finden lassen, das ist heute nicht weniger notwendig denn
in vergangenen Zeiten. Eine bloß positivistische Kultur, die die Frage nach Gott als
unwissenschaftlich ins Subjektive abdrängen würde, wäre die Kapitulation der Vernunft,
der Verzicht auf ihre höchsten Möglichkeiten und damit ein Absturz der Humanität,
dessen Folgen nur schwerwiegend sein könnten. Das, was die Kultur Europas gegründet
hat, die Suche nach Gott und die Bereitschaft, ihm zuzuhören, bleibt auch heute Grundlage
wahrer Kultur.“ (rv) Hier zum Nachhören Das
ganze Redemanuskript finden Sie hier: http://www.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=230366
Stichwort:
Collège des Bernardins Freitag Abend hielt Papst Benedikt XVI. eine Ansprache
vor Kulturschaffenden und Wissenschaftlern im neueröffneten „Collège des Bernardins“.
Das dreischiffige gotische Juwel, das sich in der Nähe des südlichen Seine-Ufers befindet,
ist das größte französische nicht-liturgische Gebäude aus dem Mittelalter und gilt
als weltweit einzigartig. Als eines der ältesten Kollegien der Pariser Universität
wurde das Collège des Bernardins 1245 durch den Zisterzienser Stephen of Lexington
gegründet. Das Collège war ein Ort des Dialogs zwischen monastischer und scholastischer
Theologie. Bis zur Französischen Revolution haben junge Zisterzienser in großer Zahl
im Collège des Bernardins und an der Universität Paris Philosophie und Theologie studiert.
In der Zeit der Französischen Revolution wurden, nach der im Februar 1792 erfolgten
Aufhebung der Theologischen Fakultät von Paris, im September 1793 auch die Kollegien
aufgelöst, darunter das Collège des Bernardins. Das Gebäude ging in staatlichen Besitz
über und wurde unter anderem als Feuerwehrkaserne und als Gefängnis verwendet. 2001
kaufte das Erzbistum Paris unter dem 2007 gestorbenen Erzbischof Jean-Marie Lustiger
das Bauwerk mit Garten von der Stadt Paris. Kardinal Lustiger hatte schon seit den
1990er Jahren den Plan verfolgt, an diesem Ort mittelalterlicher Theologie und Philosophie
eine Stätte des Dialogs von Glauben und moderner Kultur einzurichten. Das neue Collège
des Bernardins ist ein Ort kirchlicher Bildungsarbeit mit Bibliothek, Hörsälen, Seminarräumen
und Begegnungsmöglichkeiten mitten in Paris. Das Collège ist aber auch Heimstatt der
1984 von Kardinal Lustiger gegründeten École Cathédrale (Kathedralschule) und ihrer
in der heutigen Form seit 2005 bestehenden Faculté de Notre-Dame. (rv)
Kardinal
von Paris: Besteht der Glaube vor der Vernunft? Der Erzbischof von Paris, André
Vingt-Trois, begleitet Papst Benedikt XVI. während seiner Pastoralreise nach Frankreich.
Er war am Flughafen in Paris-Orly im Empfangskomitee, am Abend hielt er im Collège
des Bernardins die Begrüßungsansprache. Den Papstworten dort misst er hohe Bedeutung
bei. Gegenüber Radio Vatikan sagte der aus Paris stammende 65-jährige Kardinal:
„Die
Ansprache im Collège des Bernardins reiht sich ein in die dem Papst eigene Pastoral.
Bei vielen Gelegenheiten zeigt er seine Aufmerksamkeit für den Dialog zwischen dem
christlichen Glauben und der Kultur. Für uns, um es mit wenigen Worten zu sagen, sind
zwei Fragen grundlegend. Einerseits: Ist der Weg des gläubigen Christen entsprechend
glaubwürdig um sich der menschlichen Vernunft gegenüber auszudrücken? Auf der anderen
Seite: Wie können die menschliche Vernunft und die Weisheit die Entscheidungen der
Menschen von heute erhellen, seien sie gläubig oder nicht, seien sie Christen oder
nicht?”(rv) Hier zum Nachhören
Presseschau
vom Freitag: Wer ist Benoît? Benedikt XVI. kommt zum ersten Mal nach Frankreich,
seit er 2005 Papst geworden ist. Obwohl der Theologe Josef Ratzinger als frankophiler
Deutscher gilt und seit vielen Jahren eine enge Beziehung zum Nachbarland Deutschlands
pflegt, gilt er bei den Franzosen als eine unbekannte Persönlichkeit. So zumindest
das Fazit der meisten französischen Zeitungen. Eine Presseschau unseres Korrespondenten
Mario Galgano: Der Papstbesuch stand an diesem Freitag in allen wichtigen Zeitungen
der Grande Nation auf der Titelseite. So hat die renommierte französische Tageszeitung
„Le Monde” den Besuch Benedikts als „Lichtblick” für die französischen Katholiken
bezeichnet. Wie die Tageszeitung „Le Figaro” so stellt auch „Le Monde” fest, dass
die Franzosen Benoît als Person kaum kennen. Vielmehr kursieren viele Vorurteile über
ihn. Deshalb überschreibt „Le Monde” ein Porträt über den 81-jährigen Pontifex „Herr
Professor” auf Deutsch. „Dieser Papst ist kaum bekannt und unverstanden“, urteilt
auch die katholische französische Zeitung „La Croix“. Daher sei, so „Le Figaro” weiter,
dieses „Rendezvous mit Frankreich” eine gute Gelegenheit, das Oberhaupt der katholischen
Kirche näher kennen zu lernen. Die französische Presse betonte fast einstimmig,
dass das Treffen des Papstes mit „Monsieur Le Président Sarkozy” die Zukunft der Beziehung
zwischen Staat und Kirche in Frankreich beeinflussen werde. Was sich konkret ändern
wird, sei im Augenblick noch unklar. Man müsse aber aufpassen, dass das bisherige
Staat-Kirche-Verhältnis nicht grundlegend verändert werde, urteilt „Le Monde”(Freitagausgabe)
weiter. „Die Religionen haben ihren Platz in der Gesellschaft. Doch die Republik muss
neutral bleiben“, betont die Zeitung. (rv) Zum Nachhören
Freitag
Abend in Notre Dame: Papst ermuntert zur Bibellektüre Papst Benedikt XVI. hat
die Geistlichen aufgefordert, sich vermehrt der Bibellektüre zu widmen und auf die
Schönheit im Gottesdienst zu achten. Bei einer Vesper am Freitag Abend in der Pariser
Kathedrale Notre Dame unterstrich er die Bedeutung des Wortes Gottes für das Leben
der Kirche.
„Habt keine Angst, viel Zeit der Lesung, der Meditation der
Heiligen Schrift und dem Stundengebet zu widmen! Das mit der Kirche gelesene und meditierte
Wort wirkt, fast ohne daß ihr es merkt, auf euch ein und verwandelt euch. Wenn es
als Offenbarung der Weisheit Gottes die „Gefährtin“ eures Lebens wird, „gibt“ sie
euch „guten Rat“ und ist euer „Trost in Sorge und Leid“ (Weish 8,9).“
An
die katholischen Geistlichen gewandt rief er zu mehr Gottesdienstkultur auf. Leitbild
der irdischen Liturgie müsse das himmlische Jerusalem sein. Dabei unterstrich er auch
die Grenzen jedes Ritus: Die Schönheit der Feiern sei niemals erlesen und durchdacht
genug, „weil nichts zu schön sein kann für Gott, der die unendliche Schönheit ist“,
so Benedikt XVI. Der Papst grüßte in seiner Ansprache eigens die Vertreter anderer
Kirchen und kirchlicher Gemeinschaften. Er bete für die Einheit der Kirche, für die
das Wort Gottes „Zeichen, Unterpfand und Garant“ sei.
„Es gibt keine Liebe
in der Kirche ohne Liebe zum Wort Gottes; es gibt keine Kirche ohne die Einheit um
Christus, den Erlöser; es gibt keine Früchte der Erlösung ohne Liebe zu Gott und zum
Nächsten, gemäß den beiden Geboten, die die ganze Heilige Schrift zusammenfassen!“
Benedikt
würdigte außerdem die Kathedrale Notre Dame als „Zeichen der Gegenwart Gottes mitten
unter den Menschen“. Große kirchliche und weltliche Ereignisse hätten in dem Heiligtum
stattgefunden. Architekten, Maler, Bildhauer und Musiker hätten für Notre Dame das
Beste ihrer selbst gegeben. (rv) Zum Nachhören Hier der
Text der Predigt: http://www.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=230544
Gebetsvigil:
„Kirche vertraut Jugendlichen“ Zum mutigen Glaubenszeugnis und zu einer neuen
Wertschätzung des Kreuzes hat Benedikt XVI. die Jugendlichen Frankreichs aufgerufen.
In einer Ansprache zu Beginn einer nächtlichen Gebetswache auf dem Vorplatz der Pariser
Kathedrale Notre Dame knüpfte der Papst an den Weltjugendtag von Sydney an. Die Jugendlichen
sollten von Christus reden – in ihrer Umgebung, bei ihren Familien und Freunden, an
ihren Studien- und Arbeitsplätzen oder in der Freizeit.
„Bringt den gleichaltrigen
Jugendlichen und auch den anderen die Frohe Botschaft! Sie kennen die Turbulenzen
in den Beziehungen, die Sorge und Unsicherheit angesichts von Arbeit und Studium.
Sie sind mit Leiden konfrontiert und sie erleben einzigartige Freuden. Gebt Zeugnis
von Gott, denn als Jugendliche gehört ihr auf Grund eurer Taufe und wegen des gemeinsamen
Glaubensbekenntnisses voll zur katholischen Gemeinschaft (vgl. Eph 4,5). Die Kirche
vertraut auf euch! Es ist mir wichtig, euch das zu sagen.“
Zum christlichen
Symbol des Kreuzes sagte Benedikt, es sei weder Zierde noch Schmuck, sondern das „kostbares
Symbol unseres Glaubens“ und „materielles Zeichen“ der Zugehörigkeit zu Christus.
Es sei auch ein stummer Zeuge der Leiden der Menschen und zugleich der einzigartige
und kostbare Ausdruck aller ihrer Hoffnungen.
„Liebe Jugendliche, ich weiß,
dass die Verehrung des Kreuzes mitunter auch Spott und sogar Verfolgung nach sich
zieht. Das Kreuz gefährdet gewissermaßen die menschliche Sicherheit, aber es stärkt
auch und vor allem die Gnade Gottes und bekräftigt unser Heil. Heute abend möchte
ich euch das Kreuz Christi anvertrauen.“
Im Anschluss an die Ansprache
ist Benedikt XVI. zu seiner Unterkunft in der Apostolischen Nuntiatur gefahren. Dort
grüßte er vom Balkon aus die anwesenden Gläubigen. – Mit der Gebetsvigil vor Notre
Dame stimmen sich die Jugendlichen auf die Eucharistiefeier ein, die der Papst am
Samstag Morgen auf dem Vorplatz des Invalidendoms in Paris feiern wird. (rv) Zum
Nachhören Hier der
Text zum Nachlesen: http://www.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=230547
Freitag
Nacht - Gruß vom Balkon der Nuntiatur Der Papst ist gerührt über seine herzliche
Aufnahme in Frankreich. Nach einem anstrengenden Tag zwischen Politik, Kultur und
Jugend sagte der Benedikt XVI. am Freitag Nacht bei einem kurzen Gruß vom Balkon der
Nuntiatur in Paris:
„Euer so warmherziger Empfang rührt den Papst! Danke
dafür, dass Sie mich zu so später Stunde so enthusiastisch hier erwarten. Diese kommenden
Tage in Paris und Lourdes verschaffen mir bereits jetzt viel Freude…. Die Katholiken
in Frankreich brauchen mehr als je zuvor ein neues Vertrauen in die Jungfrau Maria,
um in ihr ein Modell des Dienstes am Evangelium zu sehen. Ich zähle auf Sie und Ihr
Gebet, damit diese Reise Früchte trägt!” (rv)
Frankreich: Papstbesuch
ist große Ehre Der Frankreichbesuch Papst Benedikts ist vor allem eine Apostolische
Reise und kein Staatsbesuch. Das hat der Vatikan in den vergangenen Tagen immer wieder
betont. Und doch rührt die geplante kurze Begegnung von Benedikt XVI. mit Staatspräsident
Nicolas Sarkozy an eine aktuelle Auseinandersetzung – und an eine lange Geschichte
angespannter Beziehungen zwischen Kirche und Staat in Frankreich. Die französischen
Herrscher waren Gastgeber der Päpste in Avignon, später aber auch immer wieder ihr
politischer Gegenpart. Seit 1905 gilt die strenge Trennung zwischen Kirche und Staat.
Für die katholische Kirche, von der sich immer mehr Franzosen abwenden, ist der
Besuch Benedikts daher ein wichtiges Ereignis. Das betont der Frankreich-Kenner und
deutsche Pilgerseelsorger in Lourdes, Pater Uwe Barzen.
„Ich glaube schon,
dass der Besuch des Papstes für Frankreich eine wichtige Bedeutung hat. Das gilt insbesondere
für Lourdes. Denn das ist eine große Ehre für diesen Marienwallfahrtsort, dass der
Papst zum 150-Jahr-Jubiläum der Marienerscheinungen hierher kommt. Allein was die
Pilgerzahlen betrifft - wir erwarten hier 200.000 Gläubige. Das ist das Vier- bis
Fünffache von dem, was sonst hierher kommt. Da müssen besondere Vorbereitungen getroffen
werden. Der Papst wird vom französischen Staat wie ein Staatsoberhaupt empfangen.
Von daher ist es ein außergewöhnliches Ereignis. Das gilt auch für Lourdes.“
Die
französischen Medien stellen den Papstbesuch in Paris in den Vordergrund. Stiehlt
das Treffen mit Präsident Sarkozy dem jubilierenden Marienwallfahrtsort die Show?
Pater Barzen:
„Nein, das glaube ich nicht. Lourdes war ja der eigentliche
Anlass für diese Papstreise. Hier werden alle französische Bischöfe den Papst treffen.
Die französische Bischofskonferenz trifft sich normalerweise zweimal im Jahr in Lourdes.
Sie werden an diesem Ort geschlossen dem Papst begegnen. Er wird zu ihnen sprechen.
Daher kann man sagen, dass das Hauptereignis der Frankreichreise der Besuch in Lourdes
sein wird.”(rv) Hier der Beitrag von Mario Galgano zum Nachhören
Frankreich:
Lourdes zieht viele Jugendliche an Bei seiner viertägigen Frankreich-Reise
wird Papst Benedikt XVI. nicht nur den französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy
und Pilger aus aller Welt in Lourdes treffen. Bei der Grotte, wo vor 150 Jahren die
Muttergottes der Müllerstochter Bernadette Soubirous erschien, wird Benedikt bei den
Gottesdiensten auch Jugendlichen und armen Menschen begegnen. Lourdes ist nicht nur
ein beliebter Pilgerort für Kranke und Gebrechliche. Jährlich pilgern Tausende von
jungen Menschen zum wohl weltberühmtesten Marienwallfahrtsort der Welt. Das Leben
der Bernadette Soubirous beeindruckt immer mehr auch zahlreiche Jugendliche. Das sagt
der Medienverantwortliche der „Cité Saint-Pierre“, Jean-François Courtille. Am Freitagabend
– also wenige Stunden vor der Ankunft des Papstes in Lourdes – feiern rund 450 Jugendliche
aus Osteuropa und Afrika den Besuch des Papstes im Treffpunkt in der Nähe der Grotte. Lourdes
ist nicht nur ein beliebter Pilgerort für Kranke und Gebrechliche. Jährlich pilgern
Tausende von jungen Menschen zum wohl weltberühmtesten Marienwallfahrtsort der Welt.
Das Leben der Bernadette Soubirous beeindruckt immer mehr auch zahlreiche Jugendliche.
Das sagt der Medienverantwortliche von Cité Saint-Pierre, Jean-François Courtille.
Am Freitagabend – also wenige Stunden vor der Ankunft des Papstes in Lourdes – feiern
rund 450 Jugendliche aus Osteuropa und Afrika den Besuch des Papstes im Treffpunkt
in der Nähe der Grotte. „Für uns ist es wichtig, die Jugend in Lourdes persönlich
willkommen zu heißen. Deshalb haben wir für Freitagabend ein Jugendfestival organisiert.
Das Fest findet im Pater-Pio-Saal statt, wo sehr viele Menschen Platz finden können.
Dort werden die Jugendlichen ein Konzert mit Pop-, Hip-Hop- und Gospelmusik erleben,
sowie die Möglichkeit haben zu tanzen. Der Abend wird von der Emanuel-Gemeinschaft
sowie der ,Communauté de St. Jean’ organisiert.“ Die Begegnungsstätte Cité
Saint-Pierre in Lourdes wurde auf Wunsch von Bernadette geschaffen. Sie dient vor
allem jenen Personen, deren finanzielle Mittel zu knapp sind, um als Pilger nach Lourdes
zu kommen. Um in die Cité Saint-Pierre aufgenommen zu werden, muss man materiell,
seelisch oder spirituell arm sein, keinen Zugang zu einem Hotel haben und einen Antrag
an die entsprechende Stelle in der eigenen Diözese oder die Caritas des eigenen Landes
stellen. Für Jean-François Courtille ist Lourdes ein Ort der Hoffnung. „Wir
leben in einer schwierigen Zeit. Wenn der Papst, die Kirche und der Glauben der Hoffnung
eine Stimme geben, so wird eine große Kraft in Gang gesetzt, um armen Menschen zu
helfen. Damit schenken sie etwas, um mit Zuversicht auf die Zukunft schauen zu können.
Somit tragen wir dazu bei, dass eine andere Welt entsteht.“ Jedes Jahr sind
es mehr als 1.000 freiwillige Helfer bei der Cité Saint-Pierre, die ihre Arbeitskraft
für drei Wochen unentgeltlich zur Verfügung stellen. Seien es junge Leute oder Rentner,
Angestellte oder Arbeitslose, Franzosen oder Ausländer - sie kommen um zu dienen und
um Begegnung, Zuhören und Teilen zu leben. Hier der Beitrag von Mario Galgano
zum Nachhören