2008-09-13 08:05:25

Dossier: Benedikt in Frankreich -TAG 1


Benedikt XVI. ist in Frankreich. Am Freitag traf er in Paris ein, wo er bei seiner ersten Ansprache die Trennung zwischen Staat und Kirche würdigte. Allerdings leiste Religion einen wichtigen Beitrag zu einem ethischen Grundkonsens in der Gesellschaft, meinte der Papst im Elysée-Palast, dem Amtssitz von Präsident Sarkozy. Am Abend hielt Benedikt eine große Rede zum Thema Glaube und Vernunft. Dabei warnte er vor davor, die Gottesfrage ins Subjektive abzudrängen – das wäre eine „Kapitulation der Vernunft” und ein schwerwiegender „Absturz der Humanität“. Bei dem Treffen mit rund 700 Vertretern des Kulturwesens nahmen auch Delegierte der muslimischen Gemeinschaft Frankreichs Teil. Mit Vertretern des Judentums hatte sich das Kirchenoberhaupt aus Achtung der Sabbatgebote bereits am Freitag Nachmittag getroffen. In der Kathedrale Notre Dame feiert Papst Benedikt am Abend die Vesper mit Ordensleuten und Mitgliedern des Klerus, auch Gläubige anderer christlicher Konfessionen nehmen daran teil. Auf dem Vorplatz findet eine Gebetswache mit Jugendlichen statt, an die der Papst nach der Vesper ein Grußwort richtet. Gegen Mitternacht bilden die Katholiken einen Lichterzug von Notre-Dame zu den „Invaliden“, wie die Militäranlage mit der markanten goldenen Kuppel in der Nähe des Eiffelturms heißt. Dort, auf dem weitläufigen Vorplatz, feiert der Papst am Samstagvormittag eine Messe, zu der bis zu 300.000 Gläubige erwartet werden. Anschließend reist er weiter in den südfranzösischen Wallfahrtsort Lourdes. Dort nimmt er bis Montag an den Feiern zum 150. Jahrestag der Marienerscheinungen teil. (rv)


„Fliegende Pressekonferenz“: Motu Proprio macht Konzil nicht rückgängig
Papst Benedikt XVI. hat klargestellt, dass er die vom Zweiten Vatikanischen Konzil begonnene Liturgiereform nicht rückgängig machen will. Derartige Befürchtungen seien „absolut unbegründet“, antwortete das Kirchenoberhaupt auf Journalistenfragen während seines Flugs nach Paris am Freitag. Die von ihm selbst verfügte allgemeine Wiederzulassung der alten Messe als „außerordentlicher Ritus” stelle einen „Akt der Liebe und der pastoralen Toleranz” für Gläubige dar, die von der vorkonziliaren Gottesdienstform geprägt seien. „Es ist klar, dass die erneuerte Liturgie die ordentliche Liturgie der Kirche ist“, betonte der Papst. Es gebe keinerlei Gegensatz zwischen der Liturgie des Konzils und der tridentinischen Form des Feierns, so Benedikt XVI. „Es handelt sich um eine natürliche Entwicklung der Liturgie dieses Jahrhunderts, aber die Entwicklung, auch wenn sie sich entwickelt, bewahrt ihre Identität.” Die erneuerte Liturgie betone stärker die gemeinschaftliche Teilnahme am Gottesdienst, sie sei aber mehr als nur eine Versammlung einer Gemeinschaft. - In Frankreichs Kirche sind die Traditionalisten eine relativ starke Gruppe. (kna)


Empfang durch Präsident Sarkozy auf dem Flughafen Orly
Papst Benedikt ist am Freitag Vormittag auf dem Flughafen Orly gelandet. Um 11.12 Uhr öffneten sich die Türen der Alitalia-Maschine, die das Kirchenoberhaupt von Rom-Fiumicino aus nach Paris-Orly gebracht hatte. Staatspräsident Nicolas Sarkozy hieß den Papst willkommen. Diese protokollarische Ehre hatte Sarkozy bislang nur dem ehemaligen südafrikanischen Präsidenten Nelson Mandela erwiesen. Begleitet wurde er von Ehefrau Carla Bruni und dem Pariser Erzbischof Kardinal André Vingt-Trois. Die Eröffnungszeremonie sah keine Ansprachen vor, Benedikt nahm die militärischen Ehren entgegen und begrüßte einige Mitglieder des französischen Episkopats. Die offiziellen Reden und der Besuch im Elysée-Palast folgten ab 12 Uhr 30. In seiner Botschaft an das Volk der „geliebten Grande Nation” hatte der Papst vor der Abreise betont, er käme als „Bote des Friedens und der Brüderlichkeit” nach Frankreich. Benedikt XVI. ist in Paris zu Gast in der Apostolischen Nuntiatur. (rv)
 
Im Elysée-Palast: Papst und Sarkozy betonen Dialog und Toleranz
Papst Benedikt XVI. hat zum Auftakt seines Frankreichbesuchs die grundsätzliche Trennung von Religion und Politik gewürdigt. Im Pariser Elysée-Palast wies er am Freitag Mittag aber auch auf die wichtige Rolle von Religion für die Gesellschaft hin. Hier ein ausführlicher Bericht über den Auftakt der Visite.
Elf Uhr an diesem Freitag: Die Alitalia-Maschine mit Benedikt an Bord setzt in Paris auf. Das Wetter ist grau und windig; Präsident Sarkozy ist selbst zum Flughafen Orly gekommen, um den Papst zu begrüßen – protokollarisch stellt das eine besondere Ehre dar. An der Seite des staatsmännisch dreinblickenden Sarkozy ist seine dritte Frau, Carla Bruni, im grauen Kostüm; sie kann eine gewisse Nervosität nicht überspielen. Der Papst im weißen Gewand verlässt das Flugzeug, grüßt das Präsidentenehepaar und den Pariser Kardinal André Vingt-Trois – den Boden küsst er nicht. Ein paar herzliche Worte zwischen Papst und Präsident, ein Handschlag für Bischöfe und einige Staatsvertreter, ein breites Lächeln des französischen Kardinals Etchegaray, der im Schlepptau Benedikts seine Heimat besucht – dann fährt der Papst mit einer dunklen Limousine zum Elysée-Palast im Pariser Zentrum, „rive droite“, nicht weit von den Champs-Elysées.
Dort im Hof des Palastes salutiert die Ehrengarde mit weißen Handschuhen und gezogenem Säbel, als das Papst-Auto um 12.30 Uhr vorfährt. Nicolas Sarkozy empfängt ihn auf der Treppe, und gleich im Innern drückt auch Premierminister Francois Fillon dem Gast aus Rom die Hand. Dann geht es zu einer Besprechung Papst-Präsident ins obere Stockwerk des Elysée; zum Schluss des Gesprächs kommen u.a. Carla Bruni, Sarkozys Mutter und einer seiner Söhne hinzu. Benedikt schenkt dem Präsidenten einen Piranesi-Stich der Lateran-Basilika, deren Ehren-Domherr Sarkozy seit Dezember letzten Jahres ist und wo er eine Grundsatzrede über Laizität gehalten hat; von Sarkozy bekommt er ein Porträt sowie eine alte Ausgabe des Pariser Naturwissenschaftlers und christlichen Denkers Blaise Pascal. Dann freundlicher Applaus für Benedikt in der „Salle des fetes“, wo er Vertreter von Staat und Regierung trifft. Ehrengast ist übrigens ein Bruder des unlängst im Irak ermordeten chaldäischen Erzbischofs von Mossul Faraj Raho.
Auf einem kleinen Podium mit den Fahnen des Vatikans, Frankreichs und Europas ergreift zunächst Sarkozy die Gelegenheit, von neuem für sein Konzept der „positiven Laizität” des Staates zu werben. Der Dialog mit den Religionen sei legitim für eine Demokratie und entspreche der Laizität. Insbesondere die christliche Religion, mit der Frankreich eine lange Geschichte teile, sei ein lebendiges Erbe des Nachdenkens über Gott, den Menschen und die Gesellschaft. „Es wäre verrückt, sich dessen zu berauben. Es wäre ein Vergehen gegen die Kultur und gegen die Vernunft“, so Sarkozy: Eine positive, offene Laizität sei eine Einladung zu Dialog, Toleranz und Respekt. Nicht ohne Pathos warnt der Präsident vor neuen Religionskriegen - das Gespräch mit und unter den Religionen sei eines der großen Themen des 21. Jahrhunderts. Die politisch Verantwortlichen könnten nicht umhin, sich dafür zu interessieren. Aber sie könnten nur dann zu diesem Dialog beitragen, wenn sie die Religionen respektierten. Sarkozy erwähnt, dass er sich auch im saudischen Riad persönlich für das Gespräch der Religionen engagiert habe – und er zitiert an einer Stelle seiner Rede sogar den Dalai Lama. Der Papst nimmt den Ball namens „positive Laizität” dann in seiner Rede auf, weitet aber den Blick und spricht von seiner Sorge über die Umwelt, über neues Säbelrasseln in der Welt, über Schwierigkeiten beim Bau der Europäischen Union. Noch einmal ein herzlicher Händedruck zwischen den beiden Staatschefs, dann fährt Benedikt weiter in die nahe gelegene Nuntiatur. (rv/kna)
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Die Kernsätze der Ansprache Benedikts im Elysée-Palast
In der ersten Ansprache im Pariser Elysée-Palast erinnerte der Papst an den wichtigen Beitrag der Religion für die ethischen Normen der Gesellschaft. Bei offiziellen Empfang am Sitz des Staatspräsidenten beklagte das Kirchenoberhaupt die wachsende Distanz zwischen Arm und Reich und rief zu konkreten Maßnahmen gegen den Klimawandel auf. Mit Blick auf die Europa-Politik warnte Benedikt XVI. vor „der Gefahr eines Widererstehens alten Misstrauens“. Frankreich aufgrund seiner Geschichte sei in der derzeitigen EU-Ratsspräsidentschaft dazu berufen, „Europa zu helfen,…den Frieden aufzubauen“.
Hier Kernsätze der Ansprache:
„Gegenwärtig erfreut sich die Kirche in Frankreich einer Ordnung der Freiheit. Das Misstrauen der Vergangenheit hat sich allmählich in einen sachlichen und positiven Dialog verwandelt, der sich zunehmend festigt. … Wir wissen, dass einige Bereiche des Dialogs noch offen sind, die wir mit Entschiedenheit und Geduld nach und nach in Angriff nehmen und bereinigen müssen…
Ich bin überzeugt, dass in dieser geschichtlichen Zeit, in der die Kulturen sich immer mehr verflechten, ein neues Nachdenken über den wahren Sinn und die Bedeutung der Laizität notwendig geworden ist. In der Tat ist es grundlegend, einerseits auf die Unterscheidung zwischen politischem und religiösem Bereich zu bestehen, um sowohl die Religionsfreiheit der Bürger als auch die Verantwortung des Staates, die er ihnen gegenüber hat, zu gewährleisten, und sich andererseits deutlicher der unersetzlichen Funktion der Religion für die Gewissensbildung bewusst zu werden und des Beitrags, den die Religion gemeinsam mit anderen zur Bildung eines ethischen Grundkonsenses innerhalb der Gesellschaft erbringen kann…
Besorgt bin ich über die soziale Situation der westlichen Welt, die leider durch eine schleichend wachsende Distanz zwischen Reichen und Armen gekennzeichnet ist. Ich bin sicher, dass es möglich ist, gerechte Lösungen zu finden, die über die notwendige unmittelbare Hilfe hinaus zum Kern des Problems vordringen, um die Schwachen zu schützen und ihre Würde zu fördern…
In einem wesentlich weiteren Rahmen beunruhigt mich auch der Zustand unseres Planeten. Mir scheint der Moment gekommen, konstruktivere Vorschläge zu machen, um das Wohl der kommenden Generationen zu gewährleisten…
 Die Präsidentschaft der Europäischen Gemeinschaft stellt für Ihr Land eine Gelegenheit dar, die Bedeutung, die Frankreich gemäß seiner edlen Tradition den Menschenrechten und ihrer Förderung zum Wohl der einzelnen wie der Gesellschaft zumisst, zu bezeugen. Insbesondere angesichts der Gefahr eines Wiedererstehens alten Misstrauens, von Spannungen und Gegensätzen zwischen den Nationen, was wir heute mit Sorge beobachten, ist Frankreich dazu berufen, Europa zu helfen, innerhalb seiner Grenzen und auf der ganzen Welt den Frieden aufzubauen. … Dabei ist andererseits daran zu erinnern, dass "die nationale Identität selbst nur durch die Öffnung zu anderen Völkern und durch die Solidarität mit ihnen verwirklicht werden kann" (Nachsynodales Schreiben Ecclesia in Europa, Nr. 112). (rv)
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Das ganze Redemanuskript finden Sie hier:
http://www.oecumene.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=230355
 


Stichwort: Katholische Kirche in Frankreich
Die katholische Kirche in Frankreich zählt zu den traditionsreichsten und geistesgeschichtlich bedeutendsten in Europa. Marksteine ihrer Geschichte sind etwa im christlich geprägten Mittelalter die Taufe des Frankenkönigs Chlodwig, die Reichskirche Karls des Großen und das „Zeitalter der Kathedralen“; weiter die Religionskriege des 16./17. Jahrhunderts, die Auseinandersetzung zwischen Kirche und Absolutismus, die Epoche der Aufklärung und die Französische Revolution.
Rund drei Viertel der gut 61 Millionen Einwohner Frankreichs sind heute katholisch. Doch Bischöfe und Klerus beklagen die abnehmende Zahl praktizierender Katholiken sowie der Priester. 16.553 Pfarreien gehören zu 98 Diözesen. Seit der Verstaatlichung ihres Eigentums im Zuge der Französischen Revolution finanziert sich die Kirche allein durch Spenden und Beiträge der Katholiken; Kirchensteuern gibt es nicht. Der Unterhalt von Kirchengebäuden, die vor 1905 errichtet wurden, obliegt dem Staat; Neubauten muss die Kirche selbst finanzieren.
Die Bischofskonferenz zählt 108 amtierende Mitglieder. Traditioneller Ort der Vollversammlungen ist der Nationalwallfahrtsort Lourdes. Alle Bischöfe werden bei der Papstmesse am Sonntag und der Begegnung am Nachmittag teilnehmen. Hier darf ein Wort zur aktuellen Lage der Kirche im Land erwartet werden.
Nach wie vor sehr aktiv ist die französische Kirche in den Bereichen Bildung und Medien. Etwa 13 Prozent aller Grundschüler sowie 20 Prozent aller Oberschüler besuchen katholische Einrichtungen. Im ländlichen Raum liegt diese Quote sogar bei 30 Prozent. (rv/kna)


Benedikt XVI.: „Antisemitismus ist unchristlich“
Papst Benedikt XVI. hat erneut jede Form des Antisemitismus als unchristlich verurteilt. Bei einer Begegnung mit Vertretern des Judentums in der Apostolischen Nuntiatur in Paris sagte er am Freitag Nachmittag, es könne keinerlei theologische Begründung für den Antisemitismus geben. Mit Berufung auf Pius XI. betonte der Papst: „Spirituell sind wir alle Semiten“ (Pius XI. am 6.9.1938). Außerdem erinnerte der Papst an die jüdischen Opfer des Zweiten Weltkriegs. „Gott vergisst nicht“, unterstrich Benedikt. – Das Treffen des Papstes mit jüdischen Vertretern fand aus Rücksicht auf den Sabbat bereits am Freitag um 17.00 Uhr statt. (rv)
Das ganze Redemanuskript finden Sie hier:
http://www.oecumene.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=230541



„Gottesfrage nicht ins Subjektive abdrängen“ - Papstansprache vor Kulturschaffenden
Am Freitag Abend hat Papst Benedikt XVI. eine weitere große Rede zum Thema Glaube und Vernunft gehalten. In der ehemaligen Zisterzensierschule „Collège des Bernardins“ warnte er vor davor, die Gottesfrage ins Subjektive abzudrängen – das wäre eine „Kapitulation der Vernunft“ und ein schwerwiegender „Absturz der Humanität“. Ausgangspunkt für die Überlegungen des Kirchenoberhaupts waren das abendländische Mönchtum. Bei dem Treffen mit rund 700 Vertretern des Kulturwesens nahmen auch Delegierte der muslimischen Gemeinschaft Frankreichs teil. Der verstorbene Pariser Kardinal Jean-Marie Lustiger hatte schon seit den 1990er Jahren den Plan verfolgt, an diesem Ort mittelalterlicher Theologie und Philosophie eine Stätte des Dialogs von Glauben und moderner Kultur einzurichten. Anfang September wurde das Collège neu eröffnet. Papst Benedikt schrieb hier eine weiteres Kapitel seiner lebenslangen Auseinandersetzung von Glaube und Vernunft. (rv)


Die Kernsätze der Ansprache Benedikts XVI. in „Les Bernardins“
„Heute Abend möchte ich zu Ihnen über die Ursprünge der abendländischen Theologie und die Wurzeln der europäischen Kultur sprechen. … Dies ist ein Ort, der mit der Kultur des Mönchtums zu tun hat. Geht uns das heute noch etwas an, oder begegnen wir dabei bloß einer vergangenen Welt? Um darauf antworten zu können, müssen wir uns einen Augenblick auf das Wesen des abendländischen Mönchtums selbst besinnen.“
Ziel der Mönche war es nicht, Kultur zu schaffen, so der Papst.

„Ihr Ziel hieß: quaerere Deum (Gott suchen). In der Wirrnis der Zeiten, in der nichts standzuhalten schien, wollten sie das Wesentliche tun – sich bemühen, das immer Gültige und Bleibende, das Leben selber zu finden. Sie waren auf der Suche nach Gott. … Gott hatte selbst Wegzeichen ausgesteckt, ja, einen Weg gebahnt, den zu finden und zu gehen die Aufgabe war. Dieser Weg war sein Wort, das in den Büchern der heiligen Schriften vor den Menschen aufgeschlagen war. Die Suche nach Gott verlangt so von innen her eine Kultur des Wortes. … Weil im biblischen Wort Gott unterwegs ist zu uns und wir zu ihm, darum muss man lernen, in das Geheimnis der Sprache einzudringen, sie in ihrem Aufbau und in der Weise ihres Ausdrucks zu begreifen. So werden gerade durch die Gottsuche die profanen Wissenschaften wichtig, die uns den Weg zur Sprache zeigen.“

Bibliothek und Schule gehören deshalb zum Kloster hinzu.

„Das Kloster dient der eruditio, der Formung und Bildung des Menschen – Formung letztlich darauf hin, dass der Mensch Gott zu dienen lerne. Aber dies schließt gerade auch die Formung des Verstandes, die Bildung ein, durch die der Mensch in den Wörtern das eigentliche Wort wahrzunehmen lernt.“

Das Wort mache wach für Gott füreinander, führe in eine Weggemeinschaft des Glaubens. Deshalb muss es laut Benedikt XVI. „bedacht“ und „recht gelesen werden“. Ein nächster Schritt:

„Das Wort Gottes bringt uns selber ins Gespräch mit Gott. … Für das Beten vom Wort Gottes her reicht das Sprechen nicht aus, es verlangt Musik. … Aus diesem inneren Anspruch des Redens mit Gott und des Singens von Gott mit den von ihm selbst geschenkten Worten ist die große abendländische Musik entstanden. Es ging nicht um private „Kreativität“, in der das Individuum sich selbst ein Denkmal setzt und als Maßstab wesentlich die Darstellung des eigenen Ich nimmt. Es ging vielmehr darum, wachsam mit den „Ohren des Herzens“ die inneren Gesetze der Musik der Schöpfung selbst, die vom Schöpfer in seine Welt und in den Menschen gelegten Wesensformen der Musik zu erkennen und so die gotteswürdige Musik zu finden, die zugleich dann wahrhaft des Menschen würdig ist und seine Würde rein ertönen lässt.“

In den Heiligen Schriften komme Gott „durch Menschenwort und Menschenwörter hindurch zu uns“. Gott, so Benedikts Schlussfolgerung, rede nur durch Menschen, „durch deren Worte und deren Geschichte zu uns“.

„Wir können es auch einfacher ausdrücken: Die Schrift bedarf der Auslegung, und sie bedarf der Gemeinschaft, in der sie geworden ist und in der sie gelebt wird. In ihr hat sie ihre Einheit, und in ihr öffnet sich der das Ganze zusammenhaltende Sinn. … Durch das zunehmende Wahrnehmen der verschiedenen Sinndimensionen wird das Wort nicht entwertet, sondern erscheint erst in seiner ganzen Größe und Würde.“

Das Christentum sei also „nicht einfach eine Buchreligion im klassischen Sinn“.
„Immer nur in der dynamischen Einheit des Ganzen sind die vielen Bücher ein Buch, zeigt sich im Menschenwort und in der menschlichen Geschichte Gottes Wort und Gottes Handeln in der Welt.“

Jede Art von Fundamentalismus sei damit ausgeschlossen, so das Kirchenoberhaupt.
„Die ganze Dramatik dieses Themas ist in den Schriften des heiligen Paulus ausgeleuchtet. … „Der Herr ist der Geist. Wo aber der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit“ (2 Kor 3, 17).“

Diese Spannung von Bindung und Freiheit, die weit über das literarische Problem der Schriftauslegung hinausreicht, habe Denken und Wirken des Mönchtums bestimmt und die abendländische Kultur zutiefst geprägt.

„Sie ist als Aufgabe auch unserer Generation gegenüber den Polen von subjektiver Willkür und fundamentalistischem Fanatismus neu gestellt.“

Ausgehend von grundlegenden Prinzipien des abendländischen Mönchtums zog Benedikt XVI. drei wesentliche Schlussfolgerungen für die Gesellschaft von heute:

„Es wäre ein Verhängnis, wenn die europäische Kultur von heute Freiheit nur noch als Bindungslosigkeit auffassen könnte und damit unvermeidlich dem Fanatismus und der Willkür in die Hand spielen würde. Bindungslosigkeit und Willkür sind nicht Freiheit, sondern deren Zerstörung.“

Stichwort: Ora et labora. In der griechischen Welt galt die körperliche Arbeit als Sache der Unfreien; und auch das „Machen“ der Welt war dem Demiurgen, einer untergeordneten Gottheit vorbehalten.

„Anders der christliche Gott: Er, der eine, der wirkliche und einzige Gott ist auch Schöpfer. Gott arbeitet; er arbeitet weiter in und an der Geschichte der Menschen. In Christus tritt er als Person in die mühselige Arbeit der Geschichte ein.“

Der Mensch als Gottes Ebenbild darf und kann sich am weltschöpferischen Handeln Gottes beteiligen, so der Papst. Das gelte auch heute - in Maßen. Das Mönchtum hat eine Kultur der Arbeit entwickelt,…

„ohne die das Werden Europas, sein Ethos und seine Weltgestaltung nicht zu denken sind. Zu diesem Ethos müsste freilich gehören, dass Arbeit und Geschichtsgestaltung des Menschen Mit-Arbeiten mit dem Schöpfer sein will und von diesem Mit her ihr Maß nimmt. Wo dieses Maß fehlt und der Mensch sich selber zum gottartigen Schöpfer erhebt, kann Weltgestaltung schnell zur Weltzerstörung werden.“

Gott, Religion in der Gesellschaft von heute? In dieser Frage, die gerade in Frankreich nicht fehlen darf, gipfelte die „lectio magistralis“ des früheren Theologieprofessors. Frankreichs Kirche hatte sich ermutigende Worte des Papstes erhofft. Für die ersten Christen sei Verkündigung, sei Mission, nie Propaganda gewesen, sondern „innere Notwendigkeit, die aus dem Wesen ihres Glaubens folgte“. Die Frohe Botschaft galt allen Menschen, Glaube war keine kulturelle Gewohnheit, sondern gehörte zur der Wahrheit, die alle gleichermaßen anging.

„Die Neuheit der christlichen Verkündigung besteht in einem Faktum: Er hat sich gezeigt. Aber dies ist kein blindes Faktum, sondern ein Faktum, das selbst Logos – Gegenwart der ewigen Vernunft in unserem Fleisch ist. Verbum caro factum est (Joh 1, 14). Gerade so ist im Faktum nun Logos, ist Logos unter uns. Das Faktum ist vernünftig. Freilich bedarf es immer der Demut der Vernunft, um es annehmen zu können; der Demut des Menschen, die der Demut Gottes antwortet.“

 Die Welt von heute sei voll von Bildern vielfältiger Gottheiten, so der Papst.

„Gott ist wirklich für viele der große Unbekannte geworden. Aber wie damals hinter den vielen Götterbildern die Frage nach dem unbekannten Gott verborgen und gegenwärtig war, so ist auch die gegenwärtige Abwesenheit Gottes im stillen von der Frage nach ihm bedrängt. Quaerere Deum – Gott suchen und sich von ihm finden lassen, das ist heute nicht weniger notwendig denn in vergangenen Zeiten. Eine bloß positivistische Kultur, die die Frage nach Gott als unwissenschaftlich ins Subjektive abdrängen würde, wäre die Kapitulation der Vernunft, der Verzicht auf ihre höchsten Möglichkeiten und damit ein Absturz der Humanität, dessen Folgen nur schwerwiegend sein könnten. Das, was die Kultur Europas gegründet hat, die Suche nach Gott und die Bereitschaft, ihm zuzuhören, bleibt auch heute Grundlage wahrer Kultur.“ (rv)
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Das ganze Redemanuskript finden Sie hier:
http://www.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=230366


Stichwort: Collège des Bernardins
Freitag Abend hielt  Papst Benedikt XVI. eine Ansprache vor Kulturschaffenden und Wissenschaftlern im neueröffneten „Collège des Bernardins“. Das dreischiffige gotische Juwel, das sich in der Nähe des südlichen Seine-Ufers befindet, ist das größte französische nicht-liturgische Gebäude aus dem Mittelalter und gilt als weltweit einzigartig. Als eines der ältesten Kollegien der Pariser Universität wurde das Collège des Bernardins 1245 durch den Zisterzienser Stephen of Lexington gegründet. Das Collège war ein Ort des Dialogs zwischen monastischer und scholastischer Theologie. Bis zur Französischen Revolution haben junge Zisterzienser in großer Zahl im Collège des Bernardins und an der Universität Paris Philosophie und Theologie studiert.
In der Zeit der Französischen Revolution wurden, nach der im Februar 1792 erfolgten Aufhebung der Theologischen Fakultät von Paris, im September 1793 auch die Kollegien aufgelöst, darunter das Collège des Bernardins. Das Gebäude ging in staatlichen Besitz über und wurde unter anderem als Feuerwehrkaserne und als Gefängnis verwendet.
2001 kaufte das Erzbistum Paris unter dem 2007 gestorbenen Erzbischof Jean-Marie Lustiger das Bauwerk mit Garten von der Stadt Paris. Kardinal Lustiger hatte schon seit den 1990er Jahren den Plan verfolgt, an diesem Ort mittelalterlicher Theologie und Philosophie eine Stätte des Dialogs von Glauben und moderner Kultur einzurichten. Das neue Collège des Bernardins ist ein Ort kirchlicher Bildungsarbeit mit Bibliothek, Hörsälen, Seminarräumen und Begegnungsmöglichkeiten mitten in Paris. Das Collège ist aber auch Heimstatt der 1984 von Kardinal Lustiger gegründeten École Cathédrale (Kathedralschule) und ihrer in der heutigen Form seit 2005 bestehenden Faculté de Notre-Dame. (rv)


Kardinal von Paris: Besteht der Glaube vor der Vernunft?
Der Erzbischof von Paris, André Vingt-Trois, begleitet Papst Benedikt XVI. während seiner Pastoralreise nach Frankreich. Er war am Flughafen in Paris-Orly im Empfangskomitee, am Abend hielt er im Collège des Bernardins die Begrüßungsansprache. Den Papstworten dort misst er hohe Bedeutung bei. Gegenüber Radio Vatikan sagte der aus Paris stammende 65-jährige Kardinal:

Die Ansprache im Collège des Bernardins reiht sich ein in die dem Papst eigene Pastoral. Bei vielen Gelegenheiten zeigt er seine Aufmerksamkeit für den Dialog zwischen dem christlichen Glauben und der Kultur. Für uns, um es mit wenigen Worten zu sagen, sind zwei Fragen grundlegend. Einerseits: Ist der Weg des gläubigen Christen entsprechend glaubwürdig um sich der menschlichen Vernunft gegenüber auszudrücken? Auf der anderen Seite: Wie können die menschliche Vernunft und die Weisheit die Entscheidungen der Menschen von heute erhellen, seien sie gläubig oder nicht, seien sie Christen oder nicht?”(rv)
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Presseschau vom Freitag: Wer ist Benoît?
Benedikt XVI. kommt zum ersten Mal nach Frankreich, seit er 2005 Papst geworden ist. Obwohl der Theologe Josef Ratzinger als frankophiler Deutscher gilt und seit vielen Jahren eine enge Beziehung zum Nachbarland Deutschlands pflegt, gilt er bei den Franzosen als eine unbekannte Persönlichkeit. So zumindest das Fazit der meisten französischen Zeitungen. Eine Presseschau unseres Korrespondenten Mario Galgano:
Der Papstbesuch stand an diesem Freitag in allen wichtigen Zeitungen der Grande Nation auf der Titelseite. So hat die renommierte französische Tageszeitung „Le Monde” den Besuch Benedikts als „Lichtblick” für die französischen Katholiken bezeichnet. Wie die Tageszeitung „Le Figaro” so stellt auch „Le Monde” fest, dass die Franzosen Benoît als Person kaum kennen. Vielmehr kursieren viele Vorurteile über ihn. Deshalb überschreibt „Le Monde” ein Porträt über den 81-jährigen Pontifex „Herr Professor” auf Deutsch. „Dieser Papst ist kaum bekannt und unverstanden“, urteilt auch die katholische französische Zeitung „La Croix“. Daher sei, so „Le Figaro” weiter, dieses „Rendezvous mit Frankreich” eine gute Gelegenheit, das Oberhaupt der katholischen Kirche näher kennen zu lernen.
Die französische Presse betonte fast einstimmig, dass das Treffen des Papstes mit „Monsieur Le Président Sarkozy” die Zukunft der Beziehung zwischen Staat und Kirche in Frankreich beeinflussen werde. Was sich konkret ändern wird, sei im Augenblick noch unklar. Man müsse aber aufpassen, dass das bisherige Staat-Kirche-Verhältnis nicht grundlegend verändert werde, urteilt „Le Monde”(Freitagausgabe) weiter. „Die Religionen haben ihren Platz in der Gesellschaft. Doch die Republik muss neutral bleiben“, betont die Zeitung. (rv)
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Freitag Abend in Notre Dame: Papst ermuntert zur Bibellektüre
Papst Benedikt XVI. hat die Geistlichen aufgefordert, sich vermehrt der Bibellektüre zu widmen und auf die Schönheit im Gottesdienst zu achten. Bei einer Vesper am Freitag Abend in der Pariser Kathedrale Notre Dame unterstrich er die Bedeutung des Wortes Gottes für das Leben der Kirche.

„Habt keine Angst, viel Zeit der Lesung, der Meditation der Heiligen Schrift und dem Stundengebet zu widmen! Das mit der Kirche gelesene und meditierte Wort wirkt, fast ohne daß ihr es merkt, auf euch ein und verwandelt euch. Wenn es als Offenbarung der Weisheit Gottes die „Gefährtin“ eures Lebens wird, „gibt“ sie euch „guten Rat“ und ist euer „Trost in Sorge und Leid“ (Weish 8,9).“

An die katholischen Geistlichen gewandt rief er zu mehr Gottesdienstkultur auf. Leitbild der irdischen Liturgie müsse das himmlische Jerusalem sein. Dabei unterstrich er auch die Grenzen jedes Ritus: Die Schönheit der Feiern sei niemals erlesen und durchdacht genug, „weil nichts zu schön sein kann für Gott, der die unendliche Schönheit ist“, so Benedikt XVI.
Der Papst grüßte in seiner Ansprache eigens die Vertreter anderer Kirchen und kirchlicher Gemeinschaften. Er bete für die Einheit der Kirche, für die das Wort Gottes „Zeichen, Unterpfand und Garant“ sei.

„Es gibt keine Liebe in der Kirche ohne Liebe zum Wort Gottes; es gibt keine Kirche ohne die Einheit um Christus, den Erlöser; es gibt keine Früchte der Erlösung ohne Liebe zu Gott und zum Nächsten, gemäß den beiden Geboten, die die ganze Heilige Schrift zusammenfassen!“

Benedikt würdigte außerdem die Kathedrale Notre Dame als „Zeichen der Gegenwart Gottes mitten unter den Menschen“. Große kirchliche und weltliche Ereignisse hätten in dem Heiligtum stattgefunden. Architekten, Maler, Bildhauer und Musiker hätten für Notre Dame das Beste ihrer selbst gegeben. (rv)
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Hier der Text der Predigt: http://www.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=230544

Gebetsvigil: „Kirche vertraut Jugendlichen“
Zum mutigen Glaubenszeugnis und zu einer neuen Wertschätzung des Kreuzes hat Benedikt XVI. die Jugendlichen Frankreichs aufgerufen. In einer Ansprache zu Beginn einer nächtlichen Gebetswache auf dem Vorplatz der Pariser Kathedrale Notre Dame knüpfte der Papst an den Weltjugendtag von Sydney an. Die Jugendlichen sollten von Christus reden – in ihrer Umgebung, bei ihren Familien und Freunden, an ihren Studien- und Arbeitsplätzen oder in der Freizeit.

„Bringt den gleichaltrigen Jugendlichen und auch den anderen die Frohe Botschaft! Sie kennen die Turbulenzen in den Beziehungen, die Sorge und Unsicherheit angesichts von Arbeit und Studium. Sie sind mit Leiden konfrontiert und sie erleben einzigartige Freuden. Gebt Zeugnis von Gott, denn als Jugendliche gehört ihr auf Grund eurer Taufe und wegen des gemeinsamen Glaubensbekenntnisses voll zur katholischen Gemeinschaft (vgl. Eph 4,5). Die Kirche vertraut auf euch! Es ist mir wichtig, euch das zu sagen.“

Zum christlichen Symbol des Kreuzes sagte Benedikt, es sei weder Zierde noch Schmuck, sondern das „kostbares Symbol unseres Glaubens“ und „materielles Zeichen“ der Zugehörigkeit zu Christus. Es sei auch ein stummer Zeuge der Leiden der Menschen und zugleich der einzigartige und kostbare Ausdruck aller ihrer Hoffnungen.

„Liebe Jugendliche, ich weiß, dass die Verehrung des Kreuzes mitunter auch Spott und sogar Verfolgung nach sich zieht. Das Kreuz gefährdet gewissermaßen die menschliche Sicherheit, aber es stärkt auch und vor allem die Gnade Gottes und bekräftigt unser Heil. Heute abend möchte ich euch das Kreuz Christi anvertrauen.“

Im Anschluss an die Ansprache ist Benedikt XVI. zu seiner Unterkunft in der Apostolischen Nuntiatur gefahren. Dort grüßte er vom Balkon aus die anwesenden Gläubigen. – Mit der Gebetsvigil vor Notre Dame stimmen sich die Jugendlichen auf die Eucharistiefeier ein, die der Papst am Samstag Morgen auf dem Vorplatz des Invalidendoms in Paris feiern wird. (rv)
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Hier der Text zum Nachlesen: http://www.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=230547

Freitag Nacht - Gruß vom Balkon der Nuntiatur
Der Papst ist gerührt über seine herzliche Aufnahme in Frankreich. Nach einem anstrengenden Tag zwischen Politik, Kultur und Jugend sagte der Benedikt XVI. am Freitag Nacht bei einem kurzen Gruß vom Balkon der Nuntiatur in Paris:

„Euer so warmherziger Empfang rührt den Papst! Danke dafür, dass Sie mich zu so später Stunde so enthusiastisch hier erwarten. Diese kommenden Tage in Paris und Lourdes verschaffen mir bereits jetzt viel Freude…. Die Katholiken in Frankreich brauchen mehr als je zuvor ein neues Vertrauen in die Jungfrau Maria, um in ihr ein Modell des Dienstes am Evangelium zu sehen. Ich zähle auf Sie und Ihr Gebet, damit diese Reise Früchte trägt!” (rv)


Frankreich: Papstbesuch ist große Ehre
Der Frankreichbesuch Papst Benedikts ist vor allem eine Apostolische Reise und kein Staatsbesuch. Das hat der Vatikan in den vergangenen Tagen immer wieder betont. Und doch rührt die geplante kurze Begegnung von Benedikt XVI. mit Staatspräsident Nicolas Sarkozy an eine aktuelle Auseinandersetzung – und an eine lange Geschichte angespannter Beziehungen zwischen Kirche und Staat in Frankreich. Die französischen Herrscher waren Gastgeber der Päpste in Avignon, später aber auch immer wieder ihr politischer Gegenpart. Seit 1905 gilt die strenge Trennung zwischen Kirche und Staat.
Für die katholische Kirche, von der sich immer mehr Franzosen abwenden, ist der Besuch Benedikts daher ein wichtiges Ereignis. Das betont der Frankreich-Kenner und deutsche Pilgerseelsorger in Lourdes, Pater Uwe Barzen.

„Ich glaube schon, dass der Besuch des Papstes für Frankreich eine wichtige Bedeutung hat. Das gilt insbesondere für Lourdes. Denn das ist eine große Ehre für diesen Marienwallfahrtsort, dass der Papst zum 150-Jahr-Jubiläum der Marienerscheinungen hierher kommt. Allein was die Pilgerzahlen betrifft - wir erwarten hier 200.000 Gläubige. Das ist das Vier- bis Fünffache von dem, was sonst hierher kommt. Da müssen besondere Vorbereitungen getroffen werden. Der Papst wird vom französischen Staat wie ein Staatsoberhaupt empfangen. Von daher ist es ein außergewöhnliches Ereignis. Das gilt auch für Lourdes.“

Die französischen Medien stellen den Papstbesuch in Paris in den Vordergrund. Stiehlt das Treffen mit Präsident Sarkozy dem jubilierenden Marienwallfahrtsort die Show? Pater Barzen:

„Nein, das glaube ich nicht. Lourdes war ja der eigentliche Anlass für diese Papstreise. Hier werden alle französische Bischöfe den Papst treffen. Die französische Bischofskonferenz trifft sich normalerweise zweimal im Jahr in Lourdes. Sie werden an diesem Ort geschlossen dem Papst begegnen. Er wird zu ihnen sprechen. Daher kann man sagen, dass das Hauptereignis der Frankreichreise der Besuch in Lourdes sein wird.”(rv)
Hier der Beitrag von Mario Galgano zum Nachhören RealAudioMP3

Frankreich: Lourdes zieht viele Jugendliche an
Bei seiner viertägigen Frankreich-Reise wird Papst Benedikt XVI. nicht nur den französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy und Pilger aus aller Welt in Lourdes treffen. Bei der Grotte, wo vor 150 Jahren die Muttergottes der Müllerstochter Bernadette Soubirous erschien, wird Benedikt bei den Gottesdiensten auch Jugendlichen und armen Menschen begegnen. Lourdes ist nicht nur ein beliebter Pilgerort für Kranke und Gebrechliche. Jährlich pilgern Tausende von jungen Menschen zum wohl weltberühmtesten Marienwallfahrtsort der Welt. Das Leben der Bernadette Soubirous beeindruckt immer mehr auch zahlreiche Jugendliche. Das sagt der Medienverantwortliche der „Cité Saint-Pierre“, Jean-François Courtille. Am Freitagabend – also wenige Stunden vor der Ankunft des Papstes in Lourdes – feiern rund 450 Jugendliche aus Osteuropa und Afrika den Besuch des Papstes im Treffpunkt in der Nähe der Grotte.
Lourdes ist nicht nur ein beliebter Pilgerort für Kranke und Gebrechliche. Jährlich pilgern Tausende von jungen Menschen zum wohl weltberühmtesten Marienwallfahrtsort der Welt. Das Leben der Bernadette Soubirous beeindruckt immer mehr auch zahlreiche Jugendliche. Das sagt der Medienverantwortliche von Cité Saint-Pierre, Jean-François Courtille. Am Freitagabend – also wenige Stunden vor der Ankunft des Papstes in Lourdes – feiern rund 450 Jugendliche aus Osteuropa und Afrika den Besuch des Papstes im Treffpunkt in der Nähe der Grotte.
„Für uns ist es wichtig, die Jugend in Lourdes persönlich willkommen zu heißen. Deshalb haben wir für Freitagabend ein Jugendfestival organisiert. Das Fest findet im Pater-Pio-Saal statt, wo sehr viele Menschen Platz finden können. Dort werden die Jugendlichen ein Konzert mit Pop-, Hip-Hop- und Gospelmusik erleben, sowie die Möglichkeit haben zu tanzen. Der Abend wird von der Emanuel-Gemeinschaft sowie der ,Communauté de St. Jean’ organisiert.“
Die Begegnungsstätte Cité Saint-Pierre in Lourdes wurde auf Wunsch von Bernadette geschaffen. Sie dient vor allem jenen Personen, deren finanzielle Mittel zu knapp sind, um als Pilger nach Lourdes zu kommen. Um in die Cité Saint-Pierre aufgenommen zu werden, muss man materiell, seelisch oder spirituell arm sein, keinen Zugang zu einem Hotel haben und einen Antrag an die entsprechende Stelle in der eigenen Diözese oder die Caritas des eigenen Landes stellen.
Für Jean-François Courtille ist Lourdes ein Ort der Hoffnung.
„Wir leben in einer schwierigen Zeit. Wenn der Papst, die Kirche und der Glauben der Hoffnung eine Stimme geben, so wird eine große Kraft in Gang gesetzt, um armen Menschen zu helfen. Damit schenken sie etwas, um mit Zuversicht auf die Zukunft schauen zu können. Somit tragen wir dazu bei, dass eine andere Welt entsteht.“
Jedes Jahr sind es mehr als 1.000 freiwillige Helfer bei der Cité Saint-Pierre, die ihre Arbeitskraft für drei Wochen unentgeltlich zur Verfügung stellen. Seien es junge Leute oder Rentner, Angestellte oder Arbeitslose, Franzosen oder Ausländer - sie kommen um zu dienen und um Begegnung, Zuhören und Teilen zu leben.
Hier der Beitrag von Mario Galgano zum Nachhören RealAudioMP3








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