2008-09-12 14:06:55

Papst und Sarkozy betonen Dialog und Toleranz


RealAudioMP3 Papst Benedikt XVI. hat zum Auftakt seines Frankreichbesuchs die grundsätzliche Trennung von Religion und Politik gewürdigt. Im Pariser Elysée-Palast wies er am Freitag Mittag aber auch auf die wichtige Rolle von Religion für die Gesellschaft hin. Der Papst war am Morgen zu einem viertägigen Pastoralbesuch in Frankreich eingetroffen. Lesen Sie hier einen ausführlichen Bericht über den Auftakt der Visite.


Elf Uhr an diesem Freitag: Die Alitalia-Maschine mit Benedikt an Bord setzt in Paris auf. Das Wetter ist grau und windig; Präsident Sarkozy ist selbst zum Flughafen Orly gekommen, um den Papst zu begrüßen – protokollarisch stellt das eine besondere Ehre dar. An der Seite des staatsmännisch dreinblickenden Sarkozy ist seine dritte Frau, Carla Bruni, im grauen Kostüm; sie kann eine gewisse Nervosität nicht überspielen. Der Papst im weißen Gewand verläßt das Flugzeug, grüßt das Präsidentenehepaar und den Pariser Kardinal André Vingt-Trois – den Boden küßt er nicht. Ein paar herzliche Worte zwischen Papst und Präsident, ein Handschlag für Bischöfe und einige Staatsvertreter, ein breites Lächeln des französischen Kardinals Etchegaray, der im Schlepptau Benedikts seine Heimat besucht – dann fährt der Papst mit einer dunklen Limousine zum Elysée-Palast im Pariser Zentrum, „rive droite“, nicht weit von den Champs-Elysées.

Dort im Hof des Palastes salutiert die Ehrengarde mit weißen Handschuhen und gezogenem Säbel, als das Papst-Auto um 12.30 Uhr vorfährt. Nicolas Sarkozy empfängt ihn auf der Treppe, und gleich im Innern drückt auch Premierminister Francois Fillon dem Gast aus Rom die Hand. Dann geht es zu einer Besprechung Papst-Präsident ins obere Stockwerk des Elysée; zum Schluß des Gesprächs kommen u.a. Carla Bruni, Sarkozys Mutter und einer seiner Söhne hinzu. Benedikt schenkt dem Präsidenten einen Piranesi-Stich der Lateransbasilika, deren Ehren-Domherr Sarkozy seit Dezember letzten Jahres ist und wo er eine Grundsatzrede über Laizität gehalten hat; von Sarkozy bekommt er ein Porträt sowie eine alte Ausgabe des Pariser Naturwissenschaftlers und christlichen Denkers Blaise Pascal. Dann freundlicher Applaus für Benedikt in der „Salle des fetes“, wo er Vertreter von Staat und Regierung trifft. Ehrengast ist übrigens ein Bruder des unlängst im Irak ermordeten chaldäischen Erzbischofs von Mossul Raho.

Auf einem kleinen Podium mit den Fahnen des Vatikans, Frankreichs und Europas ergreift zunächst Sarkozy die Gelegenheit, von neuem für sein Konzept der „positiven Laizität“ des Staates zu werben. Der Dialog mit den Religionen sei legitim für eine Demokratie und entspreche der Laizität. Insbesondere die christliche Religion, mit der Frankreich eine lange Geschichte teile, sei ein lebendiges Erbe des Nachdenkens über Gott, den Menschen und die Gesellschaft. „Es wäre verrückt, sich dessen zu berauben. Es wäre ein Vergehen gegen die Kultur und gegen die Vernunft“, so Sarkozy: Eine positive, offene Laizität sei eine Einladung zu Dialog, Toleranz und Respekt. Nicht ohne Pathos warnt der Präsident vor neuen Religionskriegen - das Gespräch mit und unter den Religionen sei eines der großen Themen des 21. Jahrhunderts. Die politisch Verantwortlichen könnten nicht umhin, sich dafür zu interessieren. Aber sie könnten nur dann zu diesem Dialog beitragen, wenn sie die Religionen respektierten. Sarkozy erwähnt, dass er sich auch im saudischen Riad persönlich für das Gespräch der Religionen engagiert habe – und er zitiert an einer Stelle seiner Rede sogar den Dalai Lama. Der Papst nimmt den Ball namens „positive Laizität“ dann in seiner Rede auf, weitet aber den Blick und spricht von seiner Sorge über die Umwelt, über neues Säbelrasseln in der Welt, über Schwierigkeiten beim Bau der Europäischen Union. Noch einmal ein herzlicher Händedruck zwischen den beiden Staatschefs, dann fährt Benedikt weiter in die nahegelegene Nuntiatur.
(rv/kna 12.09.2008 bp)








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