Frankreichs Katholiken
sollten keine „geschlossenen Gruppen“ bilden und Zeiten nachhängen, in denen die Kirche
„mächtig“ war. Vielmehr sollten sie in der Gesellschaft präsent bleiben - man erwarte
sich auf diesem Weg eine Ermunterung durch Papst Benedikt, sagte der Generalsekretär
der französischen Bischofskonferenz, Antoine Herouard, einen Tag vor der Abreise Papst
Benedikts Richtung Paris.
„Die Kirche in Frankreich erwartet sich, dass
der Papst sie bestärkt in ihren Bemühungen, in der Gesellschaft präsent zu bleiben
und einen ,missionarischen Geist’ an den Tag zu legen. Heute ist das Christentum nicht
mehr der Bezugspunkt aller Franzosen, auch wenn sich immer noch viele als Christen
deklarieren. Von daher müssen wir zeigen, dass der christliche Glaube ein positives
Angebot ist – ein Angebot, das den Menschen zu einem Weg des Glücks verhelfen soll
und keineswegs dazu, eine geschlossene Gruppe zu sein, die Angst hat und die jenen
Zeiten nachhängt, in denen die Kirche ,mächtig’ war. Es ist keine Frage der Macht.
Sondern es handelt sich darum, die Frohe Botschaft tiefer zu leben und Zeugen in der
Gesellschaft zu sein.“
Nur 24 Stunden hält sich der Papst in Paris auf,
und so bleibt wenig Zeit für ökumenische und interreligiöse Begegnung. Nur mit den
Juden trifft Benedikt XVI. sich - aus Achtung ihrer Sabbatgebote - am Freitag Nachmittag.
Raum für ein Treffen mit Vertretern des Islam bleibt nicht, die sind Freitag Abend
zur Grundsatzrede über die Kultur geladen. Das aber als mangelnde Wertschätzung zu
interpretieren, davor warnt der Vorsitzende des Französischen Rates der Muslime Dalil
Boubakeur im Gespräch mit Radio Vatikan. Seine Erwartungen an den Papstbesuch:
„Wir
erwarten in gewisser Weise eine Fortführung der Botschaft Johannes Pauls II., für
die er während seines gesamten Pontifikats stand durch seine Besuche in muslimischen
Ländern: die Beziehung lebendig zu halten und einen auch theologischen Dialog zu führen.
Wir zweifeln nicht an dem Willen des Pontifex, den Muslimen zu begegnen und mit ihnen
offenherzig zu sprechen.“
Heute gehe es vor allem um ein gutes Miteinander,
ein Anliegen, das die Muslimen mit den Christen teilen. Boubakeur, der auch Rektor
der Großen Moschee von Paris ist, würdigt Benedikt als einen Papst, der „die großen
Prinzipien des Christentums im Geist des Monotheismus zusammenhält“.
„Seine
auch kritischen Wortmeldungen im Geist des Evangeliums sind heute mehr denn je notwendig,
um den Menschen mit sich selber zu versöhnen und ihn von seiner Entfremdung und Entmenschlichung
aufgrund des technischen Fortschritts zu bewahren. Er hilft also, die Beziehungen
zwischen den Gläubigen aller Glaubensrichtungen wieder zu stärken, besonders die zwischen
Christen und Muslimen, die im übrigen einander so nahe stehen.“