24 Stunden und Paris
und knappe zwei Tage in Lourdes – ein dicht gedrängtes Programm wartet in Frankreich
auf Papst Benedikt XVI.
Es ist, erläutert Vatikansprecher P. Federico Lombardi,
die zehnte Auslandsreise des deutschen Papstes, die siebente innerhalb Europas, wenn
man die Türkei dazurechnet. Der Schwerpunkt liegt auf der pastoralen Seite, also auf
den Feiern zum 150. Jahrestag der Marienerscheinungen in dem französischen Nationalwallfahrtsort.
Der „politische“ Teil der Reise in Paris sei dazugekommen:
„Benedikt war
als Papst noch niemals in Frankreich, und so ist es normal, dass er auch die Hauptstadt
besucht. Sowohl der neue Erzbischof von Paris, Andre Vingt Trois als auch Präsident
Sarkozy hatten ihn ausdrücklich nach Paris eingeladen, letzterer bei seinem Vatikanbesuch
im Dezember letzten Jahres.“
Im Gefolge des Papstes reisen wie üblich
die wichtigsten Kurienleute aus dem Gastland. Im Fall Frankreichs sind das die Kardinäle
Paul Poupard, Jean-Louis Tauran und Roger Etchegaray, die beiden letzteren bewährte
Diplomaten, außerdem Erzbischof Dominique Mamberti als vatikanischer Außenminister.
In Paris hält Benedikt eine Ansprache vor Präsident Sarkozy und 6-700 französischen
Autoritäten.
„Wenn man an die Ansprachen des Präsidenten Sarkozy im Lateran
denkt, steht zu erwarten, dass es thematisch um das Thema der Beziehungen zwischen
Staat und Kirche und die Laizität geht.“
Vom der ökumenischen und interreligiösen
Warte aus gibt es bei Papstreisen meist drei Treffen: mit den Juden, den Moslems und
mit Vertretern anderer christlicher Konfessionen. So auch in Frankreich.
„Im
Lauf des Tages in Paris kommt es zu Begegnungen mit jeder dieser drei Gruppen. Die
Vertreter de Judentums sind die ersten, weil es Freitagnachmittag ist und der Beginn
des Sabbat bevorsteht. Eine Gruppe von 20 Personen jüdischen Glaubens besucht den
Papst in der Nuntiatur für ein kurzes Treffen.“
Danach geht es ins College
de Bernardin.
„Kardinal Lustiger, der langjährige Erzbischof von Paris,
hat aus diesem College ein wichtiges Zentrum des kulturellen Dialogs gemacht. Das
Treffen zwischen Papst und den Vertretern der Kultur ist quasi die Wiedereröffnung
nach einer Phase der gründlichen Restaurierung. Überdies fasst die Aula des College
de Bernardin. 700 Personen, doppelt so viel wie das ursprünglich vorgesehene Institut
de France.“
Diese Grundsatzrede des Papstes fällt übrigens genau auf den
zweiten Jahrestag der der Regensburger Rede. Unter den Zuhörern in Paris wird auch
eine Delegation der muslimischen Gemeinschaft sein. Für ein eigenes Treffen mit den
Moslems bleibe dem Papst in 24 Stunden Paris leider keine Zeit, sagte Lombardi.
„Normalerweise,
wenn solche Anfragen kommen, bemüht sich der Vatikan immer eine Lösung zu finden und
dabei auf spezifische Probleme einzugehen. Deshalb kommt er zu einem kurzen Treffen
mit den Juden am Nachmittag, eher der Sabbat beginnt. Für die Moslems ist die Begegnung
mit dem Papst im Rahmen des Treffens mit der Kultur vorgesehen, während die ökumenische
Begegnung in der Kathedrale stattfindet. Wäre mehr Zeit gewesen, hätte man gewiss
ausgiebigere Treffen arrangieren können. Es gab große Bemühungen, alle drei Gruppen
zu berücksichtigen, die den Papst treffen wollen.“
Der Papst habe das
Original dieser Rede auf Deutsch geschrieben, werde aber alle Ansprachen auf Französisch
halten. Worüber Benedikt vor den Vertretern der Kultur und den Moslems sprechen werde,
wisse er nicht, sagte Lombardi.
„Paris ist Sitz der UNO-Kulturorganisation
UNESCO. Daher ist es selbstverständlich, dass Repräsentanten an dem Treffen mit dem
Papst teilnehmen. Es ist gut möglich, dass die Rede des Papstes über die Kultur nicht
auf Frankreich als solches beschränkt bleibt, zumal Frankreich auch gerade die EU-Ratspräsidentschaft
innehat.“
Am Samstag Morgen besucht der Papst das Institut de France. Dieses
umfasst fünf Akademie, von denen der Papst in einer Mitglied ist: der für Moral- und
Politikwissenschaften. In dieser Funktion hat er Andrei Sacharows Platz erhalten.
Denn die Mitgliedschaft gilt auf Lebenszeit.
„Benedikt ist der einzige
Papst, der dieser Institution als Mitglied angehört, und das will die Institution
gebührend berücksichtigen. So wird Benedikt während seines kurzen Besuches eine Plakette
enthüllen, die darüber informiert.“
Auf der Esplanade des Invalides, die
200.000 Menschen fasst, zelebriert Benedikt eine große Messe. Nach einem Mittagessen
mit den Bischöfen von Ile de France reist er Richtung Lourdes weiter, wo er gegen
18 Uhr ankommt.
„Das erste, was der Papst in Lourdes macht, ist die einleitende
Etappe des Lourdes-Pilgerweges, der eigens fürs Jubiläum angelegt worden ist. Er besteht
aus vier Stationen, die an das christliche Leben der Heiligen Bernadette abschreiten:
Das Taufbecken in der Pfarrkirche, der Cachot, wo Bernadette mit ihrer Familie in
großer Armut lebte, die Grotte und am Ende das Hospiz, in dem sie die Erstkommunion
empfing. Die ersten drei Etappen dieses Pilgerwegs legt der Papst noch am Samstag
zurück, und zwar schweigend, es sind keine Reden vorgesehen. Er spricht aber die Gebete,
die auch die Pilger an diesen Stationen sprechen.“
In Lourdes findet an
jeden Abend eine Lichterprozession statt. Papst Benedikt wird sie gegen neun Uhr in
Empfang nehmen und eine Ansprache meditativen Charakters halten. In Lourdes wohnt
der Papst übrigens in einem Pilgerhaus von Schwestern auf dem Hügel auf der anderen
Seite des Flusses und der Grotte.
Die große Sonntagsmesse in Lourdes steht,
wie Lombardi unterrichtete, liturgisch im Zeichen des Festes Kreuzerhöhung, das am
14. September gefeiert wird.
„Das ist die Messe, die für Frankreich und
die Welt gedacht ist. Die Fürbitten sind also in ganz unterschiedlichen Sprachen.
Alle Bischöfe Frankreichs werden bei der Messe anwesend sein. Am Nachmittag treffen
sich die Oberhirten mit dem Papst, der eine Rede an sie halten wird. Dabei wird Benedikt
wohl auf die Probleme der Kirche in Frankreich zu sprechen kommen: Pastoralkrise,
Berufungskrise, missionarischer Neuaufbruch in der säkularen Gesellschaft.“
Der
Sonntag endet für den Papst mit dem Abschluss der eucharistischen Prozession, an der
zahlreiche Kranke teilnehmen werden. Auch hier ist eine Ansprache vorgesehen, die,
so Lombardi, einen gebetsartigen Charakter haben wird.
Montag Vormittag steht
für Benedikt die vierte und letzte Etappe des Jubiläums-Pilgerweges an. Darauf begibt
er sich zum Vorplatz der Basilika de Notre Dame du Rosaire und feiert die Messe für
die Kranken. Es ist der 15. September, der Gedenktag der Schmerzhaften Muttergottes.
Im Lauf dieser Messe wird der Papst, gleich nach der Predigt, rund zehn Personen das
Sakrament der Krankensalbung spenden.
Bereits um 12 Uhr am Montag reist Papst
Benedikt aus dem französischen Nationalheiligtum ab. Am Flughafen verabschiedet ihn
Premierminister Fillon. Um 15 Uhr landet der Papst in Ciampino, von wo er direkt in
seine Sommerresidenz Castelgandolfo zurückkehrt. (rv 10.09.2008 gs)