2008-09-10 16:22:27

Frankreich: Das Programm im einzelnen


RealAudioMP3 24 Stunden und Paris und knappe zwei Tage in Lourdes – ein dicht gedrängtes Programm wartet in Frankreich auf Papst Benedikt XVI.

Es ist, erläutert Vatikansprecher P. Federico Lombardi, die zehnte Auslandsreise des deutschen Papstes, die siebente innerhalb Europas, wenn man die Türkei dazurechnet. Der Schwerpunkt liegt auf der pastoralen Seite, also auf den Feiern zum 150. Jahrestag der Marienerscheinungen in dem französischen Nationalwallfahrtsort. Der „politische“ Teil der Reise in Paris sei dazugekommen:

„Benedikt war als Papst noch niemals in Frankreich, und so ist es normal, dass er auch die Hauptstadt besucht. Sowohl der neue Erzbischof von Paris, Andre Vingt Trois als auch Präsident Sarkozy hatten ihn ausdrücklich nach Paris eingeladen, letzterer bei seinem Vatikanbesuch im Dezember letzten Jahres.“

Im Gefolge des Papstes reisen wie üblich die wichtigsten Kurienleute aus dem Gastland. Im Fall Frankreichs sind das die Kardinäle Paul Poupard, Jean-Louis Tauran und Roger Etchegaray, die beiden letzteren bewährte Diplomaten, außerdem Erzbischof Dominique Mamberti als vatikanischer Außenminister. In Paris hält Benedikt eine Ansprache vor Präsident Sarkozy und 6-700 französischen Autoritäten.

„Wenn man an die Ansprachen des Präsidenten Sarkozy im Lateran denkt, steht zu erwarten, dass es thematisch um das Thema der Beziehungen zwischen Staat und Kirche und die Laizität geht.“

Vom der ökumenischen und interreligiösen Warte aus gibt es bei Papstreisen meist drei Treffen: mit den Juden, den Moslems und mit Vertretern anderer christlicher Konfessionen. So auch in Frankreich.

„Im Lauf des Tages in Paris kommt es zu Begegnungen mit jeder dieser drei Gruppen. Die Vertreter de Judentums sind die ersten, weil es Freitagnachmittag ist und der Beginn des Sabbat bevorsteht. Eine Gruppe von 20 Personen jüdischen Glaubens besucht den Papst in der Nuntiatur für ein kurzes Treffen.“

Danach geht es ins College de Bernardin.

„Kardinal Lustiger, der langjährige Erzbischof von Paris, hat aus diesem College ein wichtiges Zentrum des kulturellen Dialogs gemacht. Das Treffen zwischen Papst und den Vertretern der Kultur ist quasi die Wiedereröffnung nach einer Phase der gründlichen Restaurierung. Überdies fasst die Aula des College de Bernardin. 700 Personen, doppelt so viel wie das ursprünglich vorgesehene Institut de France.“

Diese Grundsatzrede des Papstes fällt übrigens genau auf den zweiten Jahrestag der der Regensburger Rede. Unter den Zuhörern in Paris wird auch eine Delegation der muslimischen Gemeinschaft sein. Für ein eigenes Treffen mit den Moslems bleibe dem Papst in 24 Stunden Paris leider keine Zeit, sagte Lombardi.

„Normalerweise, wenn solche Anfragen kommen, bemüht sich der Vatikan immer eine Lösung zu finden und dabei auf spezifische Probleme einzugehen. Deshalb kommt er zu einem kurzen Treffen mit den Juden am Nachmittag, eher der Sabbat beginnt. Für die Moslems ist die Begegnung mit dem Papst im Rahmen des Treffens mit der Kultur vorgesehen, während die ökumenische Begegnung in der Kathedrale stattfindet. Wäre mehr Zeit gewesen, hätte man gewiss ausgiebigere Treffen arrangieren können. Es gab große Bemühungen, alle drei Gruppen zu berücksichtigen, die den Papst treffen wollen.“

Der Papst habe das Original dieser Rede auf Deutsch geschrieben, werde aber alle Ansprachen auf Französisch halten. Worüber Benedikt vor den Vertretern der Kultur und den Moslems sprechen werde, wisse er nicht, sagte Lombardi.

„Paris ist Sitz der UNO-Kulturorganisation UNESCO. Daher ist es selbstverständlich, dass Repräsentanten an dem Treffen mit dem Papst teilnehmen. Es ist gut möglich, dass die Rede des Papstes über die Kultur nicht auf Frankreich als solches beschränkt bleibt, zumal Frankreich auch gerade die EU-Ratspräsidentschaft innehat.“

Am Samstag Morgen besucht der Papst das Institut de France. Dieses umfasst fünf Akademie, von denen der Papst in einer Mitglied ist: der für Moral- und Politikwissenschaften. In dieser Funktion hat er Andrei Sacharows Platz erhalten. Denn die Mitgliedschaft gilt auf Lebenszeit.

„Benedikt ist der einzige Papst, der dieser Institution als Mitglied angehört, und das will die Institution gebührend berücksichtigen. So wird Benedikt während seines kurzen Besuches eine Plakette enthüllen, die darüber informiert.“

Auf der Esplanade des Invalides, die 200.000 Menschen fasst, zelebriert Benedikt eine große Messe. Nach einem Mittagessen mit den Bischöfen von Ile de France reist er Richtung Lourdes weiter, wo er gegen 18 Uhr ankommt.

„Das erste, was der Papst in Lourdes macht, ist die einleitende Etappe des Lourdes-Pilgerweges, der eigens fürs Jubiläum angelegt worden ist. Er besteht aus vier Stationen, die an das christliche Leben der Heiligen Bernadette abschreiten: Das Taufbecken in der Pfarrkirche, der Cachot, wo Bernadette mit ihrer Familie in großer Armut lebte, die Grotte und am Ende das Hospiz, in dem sie die Erstkommunion empfing. Die ersten drei Etappen dieses Pilgerwegs legt der Papst noch am Samstag zurück, und zwar schweigend, es sind keine Reden vorgesehen. Er spricht aber die Gebete, die auch die Pilger an diesen Stationen sprechen.“

In Lourdes findet an jeden Abend eine Lichterprozession statt. Papst Benedikt wird sie gegen neun Uhr in Empfang nehmen und eine Ansprache meditativen Charakters halten. In Lourdes wohnt der Papst übrigens in einem Pilgerhaus von Schwestern auf dem Hügel auf der anderen Seite des Flusses und der Grotte.

Die große Sonntagsmesse in Lourdes steht, wie Lombardi unterrichtete, liturgisch im Zeichen des Festes Kreuzerhöhung, das am 14. September gefeiert wird.

„Das ist die Messe, die für Frankreich und die Welt gedacht ist. Die Fürbitten sind also in ganz unterschiedlichen Sprachen. Alle Bischöfe Frankreichs werden bei der Messe anwesend sein. Am Nachmittag treffen sich die Oberhirten mit dem Papst, der eine Rede an sie halten wird. Dabei wird Benedikt wohl auf die Probleme der Kirche in Frankreich zu sprechen kommen: Pastoralkrise, Berufungskrise, missionarischer Neuaufbruch in der säkularen Gesellschaft.“

Der Sonntag endet für den Papst mit dem Abschluss der eucharistischen Prozession, an der zahlreiche Kranke teilnehmen werden. Auch hier ist eine Ansprache vorgesehen, die, so Lombardi, einen gebetsartigen Charakter haben wird.

Montag Vormittag steht für Benedikt die vierte und letzte Etappe des Jubiläums-Pilgerweges an. Darauf begibt er sich zum Vorplatz der Basilika de Notre Dame du Rosaire und feiert die Messe für die Kranken. Es ist der 15. September, der Gedenktag der Schmerzhaften Muttergottes. Im Lauf dieser Messe wird der Papst, gleich nach der Predigt, rund zehn Personen das Sakrament der Krankensalbung spenden.

Bereits um 12 Uhr am Montag reist Papst Benedikt aus dem französischen Nationalheiligtum ab. Am Flughafen verabschiedet ihn Premierminister Fillon. Um 15 Uhr landet der Papst in Ciampino, von wo er direkt in seine Sommerresidenz Castelgandolfo zurückkehrt.
(rv 10.09.2008 gs)








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