In Österreich gibt
es einen Ansturm auf katholische Privatschulen. Wenn Anfang September das neue Schuljahr
beginnt, werden über 70.000 von insgesamt etwa 1,1 Millionen Schülerinnen und Schülern
ein Bildungsinstitut besuchen, das von der katholischen Kirche getragen wird. Ese
gebe weit mehr Anfragen als Plätze, berichtet die Leiterin des Schulamtes der Erzdiözese
Wien, Christine Mann. Und das, obwohl katholische Schulen und Schulämter auch unbequeme
Themen ansprechen würden, so Mann. Denn eine katholische Schule sei:
"Eine
Schule, die verstärkt auch wieder es wagt, das zu sagen, was heute nicht so gerne
gesagt wird, nämlich auch die Eltern wieder in die Pflicht zu nehmen. Schule kann
das Elternhaus, die Wertevermittlung, soziales Lernen nur bruchstückhaft nachholen,
aber nicht wirklich ersetzen. Alles, was das Elternhaus zum Teil auslässt, geht an
die Schule weiter. Und das hat irgendwo eine natürliche Grenze. Ich glaube, dass irgendwann
auch die öffentliche Meinung sich dementsprechend bilden wird. Und da hat die Politik
eine große Aufgabe. Denn wer das heute sagt, der kann damit rechnen, dass er auch
Schelte bekommt - dass man sagt: 'Die Eltern haben Pflichten. Sie haben nicht nur
Recht, sie haben auch Pflichten.'"
Das katholische Schulwesen
in Österreich sei Teil eines weltweiten Systems, so die Wiener Schulamtsleiterin.
Insgesamt besuchen auf allen Kontinenten 46 Millionen Kinder katholische Privatschulen,
die meist von Ordensgemeinschaften getragen werden. "Wir sind vernetzt,
d.h. wir haben wirklich die Möglichkeit, hier mitzugestalten. Und das ist an sich
sehr schön, das zu sehen. Was in Westeuropa manche sagen: 'Na gut, die katholischen
Schulen, das können sich nur die mit viel Geld leisten', erstens stimmt das schon
lange nicht, weil wir großzügige Ermäßigungen geben. Und zweitens: Das, was die Orden
hier an Schulgeld bekommen, investieren sie vielfach in ganz anderen Erdteilen für
katholische Schulen in den Slums, wo die Kinder nicht nur geschult werden, sondern
auch durchgefüttert werden. Von daher ist es auch ein gut angelegtes Geld und hat
es auch eine weltweite soziale Dimension."